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Unterwegs in der Weltgeschichte

Unterwegs in der Weltgeschichte

Titel: Unterwegs in der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Christian Huf
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um das Leben menschlicher zu gestalten, als es in den dunklen Zeiten des Mittelalters war, wird mit der Person Robespierres schon früh ad absurdum geführt. Es zeigt sich bereits hier, was 150 Jahre später in Nazi-Deutschland noch einmal deutlich werden wird: Der Primat des Verstandes schützt keineswegs vor einer todbringenden Koalition von menschenverachtender Politik und Geist. Gerade die Naturwissenschaften haben damals der Einbindung in den Terror nicht widerstehen können. Ganz im Gegenteil. Sie haben die Todesmaschinerie geradezu organisatorisch optimiert.
    Wie machtvoll die Kraft ist, die von dem Versprechen ausgeht, dass Menschen sich als selbstverantwortliche Individuen frei entfalten können, zeigt sich in der Schlacht von Valmy 1792, als zum ersten Mal das französische Heer auf die hochgerüsteten Koalitionstruppen stößt. Ähnlich wie die alten Römer, deren Militär seinen Gegnern so überlegen war, weil freie römische Bürger ihren selbstbewussten, eigenen Kampf kämpften, so erweisen sich jetzt die Revolutionäre als hochmotivierte, effektive Soldaten. Mit ihrem Marschlied, der »Marseillaise«, ziehen sie in einen Kampf, den sie zutiefst als den ihren empfinden. Unterstützung, auch psychologische, finden sie überall dort, wo die Bevölkerung mit den Idealen der Revolution sympathisiert, etwa im Rheinland.
    Für den nachhaltigen Erfolg der Revolutionstruppen sorgt letztlich aber noch etwas anderes: die Uneinigkeit unter den Gegnern. So nutzt Russland den westeuropäischen Konflikt zum ungestörten Vormarsch in Polen, und auch Preußen ist eher daran interessiert, sich noch ein Stück vom polnischen Kuchen abzuschneiden, als ständig gegen das ferne Frankreich zu marschieren. Die gewaltsame Aufteilung Polens unter Russland und Preußen generiert den Sonderfrieden mit Frankreich. Und nach dem Triumph der Franzosen über Österreich steht jetzt nur noch England im Kampf gegen das Mutterland der Revolution.



32. Der Kuss des Leguans
    D as Faszinierende an Geschichte ist, dass es oft ganz kleine Dinge sind, die völlig unerwartet große Bedeutung erlangen.
    Könnten Sie denn auf Anhieb auf einem Globus die kleine Ansammlung von Vulkan-Atollen zeigen, die sich gute tausend Kilometer vor der Küste Ecuadors ausbreitet und die den Namen Galapagos trägt? Vor 200 Jahren hätte wohl kaum jemand auch nur mit dem Namen der Inselgruppe etwas anfangen können. Und niemand hätte damals geahnt, dass ein 26-jähriger Arztsohn, der auf ebendieser abgelegenen Inselgruppe im Herbst 1835 wochenlang Singvögel und Leguane beobachtet, einmal das Weltbild der Menschheit so revolutionieren würde, dass man ihn noch heute auf die Liste der zehn wichtigsten Männer der Geschichte setzt? Die Weltgeschichte besteht aus einer einzigen Kette von Überraschungen.
    Dem Engländer Charles Robert Darwin (1809–1882) war keineswegs schon an der Wiege gesungen, dass er den Fortschritt der Menschheit stärker beeinflussen würde als alle Politiker und Feldherrn des 19. Jahrhunderts zusammen. Als fünftes von sechs Kindern eines Arztes im hinterwäldlerischen Shrewsbury geboren, sollte er wie der Vater Arzt werden. Das halbherzig begonnene Studium konnte ihn aber nicht faszinieren. Außer in Chemie fiel ihm die Begeisterung für das Lernen schwer. So sattelte er um auf Theologie, empfand aber auch diese Beschäftigung insgeheim als Zeitverschwendung. Sein Großcousin ermunterte ihn, die Langeweile des Studiums in Cambridge mit gelegentlichen Exkursionen in die Umgegend zu vertreiben. Da gab es nun in der Natur vieles zu sehen und zu entdecken, was ihn an seine Jugendzeit erinnerte und sein Interesse an Fragen der Naturwissenschaft erneut weckte. Denn schon als Kind hatte er mit Begeisterung Käfer gesammelt und im »Labor« seines älteren Bruders, einem alten Schuppen, »Naturentdecker« gespielt.
    Charles Darwin wurde zwar ein ungläubiger Theologe, aber dafür ein Naturforscher allererster Güte. Auf den Spuren und in der Tradition des großen weltreisenden Naturentdeckers Alexander von Humboldt (1769–1859) wandelnd, überbot er dessen Erkenntnisse mit seiner »Evolutionstheorie« in weltbewegender Weise. Von seiner fast fünfjährigen Erkundungsfahrt auf dem Segelschiff Beagle (Dezember 1831– Oktober 1836) sagte er am Ende seines Lebens, dass diese Weltreise, die ihn auch zu

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