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Unterwegs in der Weltgeschichte

Unterwegs in der Weltgeschichte

Titel: Unterwegs in der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Christian Huf
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der Staatsstreich: Zunächst riss er, mit Zustimmung des Volkes, die parlamentarische Macht an sich und mit dem Versprechen »Das Kaiserreich ist der Friede!« dann noch die Kaiserkrone. Frankreich war wieder da, wo es schon unter Napoleon I. war. Die Franzosen lebten seit 1853, nunmehr unter Napoleon III. , wieder in einer vom Volk gestützten Diktatur.
    Gleichwohl durchschüttelt das französische Aufbruchssignal von 1848 zunächst ganz Europa, zumal da der restaurative Ausgang der Geschichte anfangs noch nicht abzusehen ist. Europa stürzt in einen nationalen Revolutionstaumel: In Süddeutschland folgen viele Menschen schon wenige Tage nach der Februarrevolution dem französischen Vorbild. In Österreich muss Metternich, die verpönte Symbolfigur der Monarchie, im Schutz der Dunkelheit Wien verlassen. Der Vielvölkerstaat ist drauf und dran auseinanderzubrechen, weil auch Tschechen, Italiener, Ungarn ihr Nationalgefühl entdecken. In Preußen kommt es zu Barrikadenkämpfen, die den König Friedrich Wilhelm IV. zwingen, eine demokratische Verfassung zu versprechen. In Frankfurt, wo die schwarz-rot-goldene Fahne zur Bundesflagge erklärt wird, versammeln sich frei gewählte Liberale aus allen deutschen Gebieten, um in der Paulskirche über eine gesamtdeutsche Bundesverfassung zu beraten. Eine vorläufige Zentralregierung unter Leitung eines habsburgischen »Reichsverwesers« wird eingesetzt.
    Das schwerwiegende Problem: Die großen Einzelstaaten scheren sich wenig um die Beschlüsse der verfassunggebenden Nationalversammlung. Und der preußische König lehnt die Kaiserkrone, die man ihm von Frankfurt aus andient, rundheraus ab. Für ihn, der aus innerer Überzeugung noch an das Gottesgnadentum seiner Herrschaft glaubt, sei eine Krone aus der Hand des Volkes »aus Dreck und Letten gebacken«, wie er schreibt. Als legitimer König von Preußen würde er sich beschmutzen mit einer Kaiserkrone, an der »der Ludergeruch der Revolution« klebe.
    Damit ist die Revolution in Europa vorerst abgesagt. Die Scherben, die jetzt noch aufzusammeln sind, kehren Adel und Militär mit der Macht ihrer Waffen weg.



34. Freiheitsfackel im Sturm
    W enn Sie mit einem der großen Ozeanliner über den Atlan tik nach New York schippern und endlich in die Hudson Bay vor New York einbiegen, dann bekommen Sie eine gute Portion Frankreich zu sehen. Linker Hand erblicken Sie auf der kleinen Liberty-Insel 204 Tonnen Kupfer, die sich 93 Meter hoch in den Himmel recken: die Freiheitsstatue, die Frankreich 1886 der amerikanischen Nation als Sinnbild der Freiheit zum Geschenk machte.
    Der französische Künstler Frédéric Bartholdi hat die Figur entworfen, und Gustave Eiffel, das Eiffelturm-Genie, zeichnet mit seiner eisernen Innenkonstruktion dafür verantwortlich, dass Miss Liberty’s Freiheitsfackel selbst bei kräftigem Sturm um nie mehr als acht Zentimeter hin- und herschwankt. Und wenn Sie jetzt vom Schiff aus noch lesen könnten, was auf der Bronzetafel zu Füßen der Statue eingraviert ist, dann würden Sie sich hier sehr willkommen fühlen: »Schickt sie mir, die Heimatlosen, vom Sturm Getriebenen, / Hoch halt ich mein Licht am goldenen Tore«.
    Dabei war die Freiheitsstatue ursprünglich gar nicht dazu gedacht, Sie und andere Reisende so freundlich zu begrüßen. Wenn Sie genauer hinsehen würden, dann entdeckten Sie unter ihrem Fuß eine zerbrochene Kette, die die Überwindung der Sklaverei symbolisieren soll. Das war es eigentlich, was mit diesem Werk gewürdigt werden sollte: die Befreiung vom Joch der Sklaverei, die den Amerikanern 1865 mit dem Ende ihres Bürgerkriegs gelungen war.
    Außerdem wollten die stolzen Franzosen mit diesem Geschenk daran erinnern, dass sie es doch eigentlich gewesen waren, die im 18. Jahrhundert den Unabhängigkeitskampf der dreizehn Ostküstenstaaten unterstützt hatten. Das stimmte zwar, war aber bei genauerer historischer Prüfung alles andere als eine selbstlose Tat gewesen. Frankreich war in den Siebzigerjahren des 18. Jahrhunderts ja noch ein absolutistisches Königreich und alles andere als republikanisch gesonnen. Die Hoffnungen der Franzosen richteten sich damals hauptsächlich darauf, dass im amerikanischen Freiheitskampf ihr Erzfeind England empfindlich geschwächt werden würde.
    Insgeheim spielte dabei wohl auch das schlechte Gewissen eine gewichtige

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