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Unterwegs in der Weltgeschichte

Unterwegs in der Weltgeschichte

Titel: Unterwegs in der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Christian Huf
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und Lebenswirklichkeit zu den zentralen Aufgaben der Verantwortlichen. Hier aber ist dieser Prozess der Überprüfung besonders stark ausgebildet, weil die extremen Schicksalsschläge, von denen dieses machtlose Volk heimgesucht wurde, erklärt und diskutiert werden müssen: Wie können diese Ungeheuerlichkeiten geschehen, wenn der Gott des jüdischen Glaubens doch stärker als die anderen Götter, ja allmächtig ist, die ganze Welt erschaffen hat und sein Volk durch die Geschichte begleitet? Die Lösung dieser Frage fällt den Propheten zu, und deren Antwort lautet: Ihr habt euch alles selber zuzuschreiben, weil ihr vom rechten Weg abgewichen seid. Ihr selbst seid an allem schuld.
    Diese Überlastung des Schuldbewusstseins lässt die Sehnsucht nach einem Ent -Schuldner, einem Erlöser, wachsen, der für alle Sünden des Volkes bezahlt. Unterschiedliche religiöse Bewegungen formulieren diese Sehnsucht nach einem Messias, der beim Untergang der Welt die Menschenseelen rettet. Wanderprediger rufen zur Umkehr zu den Werten der jüdischen Tradition auf, öffnen aber auch das religiöse Bewusstsein für neue Perspektiven. Einer von diesen Predigern ist Jesus von Nazareth, mit dem seine Anhänger ein neues Zeitalter heraufkommen sehen.
    Als der römische Kaiser Augustus ein Imperium regiert, das von Kleinasien bis nach Britannien und von Nordafrika bis in die Wälder Germaniens reicht, wird in der galiläischen Provinz ein Junge geboren, der bald als Rabbi, als jüdischer Lehrer, durchs Land zieht und in seinem Umfeld zur Erneuerung von Religion und Moral aufruft, dabei in religiöse und politische Konflikte gerät und – im Zusammenspiel von jüdischen Würdenträgern und staatlichen Machthabern – als politischer Rebell zum Tode verurteilt und gekreuzigt wird.
    Mit den historischen Tatsachen, die uns überliefert werden, verhält es sich mitunter merkwürdig. Das scheinbar Nebensächliche erreicht uns zweifelsfrei und mit einer Fülle an Details. Das aber, was wir vorrangig und sehr viel genauer geklärt haben möchten, entzieht sich unseren Blicken und bleibt im Nebel der Geschichte.
    Müssen wir erfahren, dass König Herodes ein herausragender Sportler war, berühmt als Ringer und Speerwerfer, der nach griechischem Vorbild nackt und sorgfältig eingeölt trainierte? Reicht es nicht zu wissen, dass er – wie viele Machthaber vor und nach ihm – alle aus dem Weg räumte, die ihm den Thron hätten streitig machen können? Dass er andererseits aber ein durchaus weitsichtiger Herrscher war, der die Konflikte zwischen Römern, Juden und anderen Bevölkerungsgruppen nicht eskalieren ließ? Und dass ihm der sogenannte »bethlehemitische Kindermord« (mit Sicherheit) nicht anzulasten ist? Wie spärlich nehmen sich dagegen die Kenntnisse über Jesus von Nazareth aus, über den wir gern mehr, viel mehr in Erfahrung bringen möchten!
    Andererseits aber ist der Glaube dort besonders stark, wo ihm das Wissen den Platz nicht streitig macht. Und eines auf jeden Fall ist gesichert: Jesus, die bedeutendste Gestalt der Weltgeschichte, zumindest der westlichen, war tatsächlich eine historische Person. Damit wir aber nicht unsere gesamte Zeitrechnung und damit die komplette Zivilisation in Frage stellen, finden wir uns, wie paradox das auch klingen mag, mit der Tatsache ab, dass er nicht im Jahr 4 v. Chr., sondern tatsächlich um die Zeitenwende das Licht der Welt erblickte und dass dies nicht – wie es die Bibel gern hätte – in Bethlehem, sondern in Nazareth geschah. Er dürfte mehrere Brüder und Schwestern gehabt haben und lernte den Beruf seines Vaters, der Zimmermann war. Mit rund siebzig Anhängern – darunter die zwölf Apostel und Maria Magdalena – zieht er im Jahr 30 n. Chr. zum Passahfest nach Jerusalem. Auch wenn Sie nicht bibelfest sind, dürfte ihnen der weitere Ablauf der Ereignisse in der Version der Heiligen Schrift bekannt sein.
    Aber blicken wir noch einmal zurück in das Jahr 28, als Jesus seinen Beruf aufgibt und seine Familie verlässt. Sein erster Schritt in die Öffentlichkeit hat mit Johannes dem Täufer zu tun. Offenbar will Jesus das Lebenswerk dieses Bußpredigers fortsetzen, nachdem Herodes Antipas, einer der Söhne Herodes’ des Großen, den lästigen Moralisten Johannes hatte ermorden lassen. Jesus gibt dieser Nachfolge ein

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