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Unterwegs in der Weltgeschichte

Unterwegs in der Weltgeschichte

Titel: Unterwegs in der Weltgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Christian Huf
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Mitregenten im Jahre 444 an die Spitze der hunnischen Reiterhorden gesetzt hatte. Er schickte einen Boten zum weströmischen Kaiser und verlangte von ihm die Hälfte des Reiches und die Kaisertochter als Ehefrau. Kaiser Valentinian III. (419 – 455) lehnte ab und stellte 451 auf den Katalaunischen Feldern in der Champagne seinen Feldherrn Aetius dem Angreifer entgegen. Die Schlacht führte zum Rückzug der Hunnen. Sie zogen über die Ostalpen in Richtung Rom. In höchster Not – ein militärischer Sieg über die heranrückenden Heere schien ausgeschlossen – ritt Papst Leo dem Hunnenherrscher entgegen, um mit ihm zu verhandeln. Wider Erwarten konnte er ihn zur Umkehr bewegen (453). Das Weströmische Reich schien noch einmal gerettet.
    Aber ein Unglück kommt selten allein. Mit Attila trat auch der germanische, in römischen Diensten stehende Heerführer Odoaker (um 433 – 493) auf den Plan. Er erklärte sich zum König aller Germanen in Italien, nahm Ravenna als Hauptstadt und setzte 476 den erst neunjährigen Romulus Augustulus nach nur einem Jahr Regierungszeit als letzten weströmischen Kaiser ab. Damit schrieb er Weltgeschichte: Er beendete im Westteil das einst so mächtige tausendjährige Imperium der Römer.
    Doch schon schickten sich die Ostgoten an, Odoaker zu vertreiben. 493 erreichten sie, von Osten her kommend, Italien. Theoderich der Große (451/56 – 526), ihr mächtiger König, lud Odoaker und seinen Sohn zu einem Friedensmahl ein, das diese nicht überlebten. In Ravenna entstanden die unter Theoderich begonnenen, heute noch berühmten Kirchen mit ihren kostbaren Ausstattungen. Die Mosaiken von Sant’ Apollinare und San Vitale gehören jetzt zum Kulturgut der Menschheit. Macht schließt weder Verbrechen noch Kunst aus.
    Â»Goten und Italiker liebten ihn sehr«, rühmte einige Jahrzehnte später der byzantinische Geschichtsschreiber Prokop den großen Theoderich. Sein gewaltiges Grabmal in Ravenna, schon zu Lebzeiten errichtet, spiegelt die eigenständige germanische Weiterführung des antiken Erbes. Auch Theoderich hatte ein literarisches Nachleben: In der fiktiven Gestalt des Dietrich von Bern erhielt er einen Ehrenplatz im »Nibelungenlied« und wurde zu einer der bekanntesten Sagenfiguren des deutschen Hoch- und Spätmittelalters.
    Als das »Nibelungenlied« um 1200 irgendwo im Donaugebiet aufgezeichnet wurde, waren die Hunnen längst wieder aus der Geschichte verschwunden. Schon Ende des fünften Jahrhunderts verlor sich die Spur ihres Reiches. Auf wenig kriegerische Weise hatte sich zuvor der gefürchtete Attila von seinem Volk verabschiedet. Er starb im Jahr 553 – möglicherweise durch einen Blutsturz – während einer ausschweifenden Hochzeitsfeier, nachdem er soeben seinen üppigen Harem durch die germanische Prinzessin Ildiko erweitert hatte.



16. Allah unaufhaltsam
    S ie ist wahrscheinlich der größte und unhandlichste Würfel. Auf jeden Fall aber gehört sie zu den berühmtesten Gebäuden der Welt. Und für die Muslime ist sie sogar ihr Zentrum: die heilige Kaaba (arab. = Kubus). Siebenmal ist sie von den Pilgern zu umrunden, wenn sie den Weg hierhergefunden haben. Die Reise nach Mekka gehört zu den fünf Säulen, den heiligen Pflichten des Islam, die außerdem das Glaubensbekenntnis, das rituelle Gebet, die Almosensteuer und das jährliche Fasten umfassen. Schon in vorislamischer Zeit wurde die Kaaba, in deren Wände ein schwarzer Stein, ein Meteorit, eingelassen ist, von den arabischen Stämmen als Heiligtum verehrt. Das erste Gotteshaus des Islam wurde sie erst 632, im Todesjahr Mohammeds.
    Nicht nur am Anfang der christlichen und jüdischen Religion, sondern auch am Anfang des Islam (wörtlich: Ergebung in Gottes Willen) steht eine charismatische Persönlichkeit: Abu ’I-Qasim, der schon früh Mohammed , d. h. der Gepriesene, genannt wird. Als Letzter der großen Religionsstifter ist er eine historische Person.
    Wahrscheinlich im Jahr 571 wird er in Mekka geboren. Dass er die Welt verändern würde, ist nicht von Anfang an zu erkennen. Seine Stadt ist fast ein Außenposten der Zivilisation. Nur Handelskarawanen ziehen durch die lebensfeindliche Wüste zwischen dem Roten Meer, dem Persischen Golf und dem Arabischen Meer. Es gibt keine Zentralgewalt, keinen Staat, keine Gesetze. Als Ordnungsmacht fungieren die

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