Unterwegs in der Weltgeschichte
eine heilige Pflicht. Wer sich dem Zug anschloss, erhielt beim Sieg ein Stück von der Beute. Wer im Kampf fiel, auch das hatte Mohammed gelehrt, auf den warteten die Wunder des Paradieses. Diese Motivation feuerte die Araber an.
Wie die militärische Ausbreitung begann auch der Sklavenhandel sehr bald nach dem Tod des Propheten. Den religiösen Vorschriften entsprechend war die Rekrutierung von Sklaven natürlich nur auÃerhalb der Grenzen der islamischen Glaubensgemeinschaft möglich. Im Jahr 652 zwang der Emir Abdallah ben Said den nubischen König Khalidurat, jährlich 360 männliche und weibliche Sklaven zur Verfügung zu stellen. Seither wurden, nach seriösen Schätzungen, bis ins 20. Jahrhundert etwa 17 Millionen Afrikaner Opfer des arabischen Sklavenhandels.
Zu den Gründen für die rasche Ausbreitung des Islam gehört auch die Tatsache, dass die damaligen Nachbarn der islamischen Staaten keine ebenbürtigen Gegner mehr waren. Sie waren politisch und militärisch geschwächt. Byzanz zum Beispiel war gelähmt durch die innerchristlichen Auseinandersetzungen um das Wesen Christi: ob Jesus ein Mensch oder Gott oder beides sei.
Auch die in Spanien herrschenden Westgoten waren durch innere Konflikte zerrissen. Sie hatten deshalb den von den Arabern islamisierten Berberstämmen (Mauren), die ab 711 von Nordafrika auf die Iberische Halbinsel vordrangen, nichts entgegenzusetzen. Zwar wurde ihr Versuch, auch Gebiete nördlich der Pyrenäen zu erobern, in der Schlacht von Tours und Poitiers (732) vom fränkischen Hausmeier Karl Martell abgewehrt, aber der gröÃte Teil des heutigen Spanien geriet unter islamische Herrschaft.
Jahrhunderte hindurch sorgten die Mauren für eine funktionierende Landwirtschaft, ein vielseitiges Handwerk und ein intensives geistiges Leben, an dem auch Christen und Juden teilhatten. Vor allem von Córdoba und auch von Granada aus, wo im 13./14. Jahrhundert mit der Alhambra eines der groÃartigsten Zeugnisse islamischer Baukunst entstand, strahlte der Glanz der arabischen Kultur in das abendländische Mittelalter. Spanien wurde so auch zur Schaltstelle für den orientalisch-europäischen Wissens- und Wissenschaftstransfer, der nicht nur die arabischen Zahlen und die Algebra, sondern auch technische Innovationen und medizinischen Fortschritt an das Abendland weiterreichte. Mit dem Fall von Granada (1492) endete die Reconquista , die Rückeroberung der von den Mauren besetzten Gebiete durch christliche Heere. Spanien konnte sich nun anderen Dingen zuwenden wie der Entdeckung neuer Kontinente durch Christoph Kolumbus.
Im Geist des unduldsamen Katholizismus wurden 1492 die meisten Juden und bis Anfang des 17. Jahrhunderts die fast 300 000 im Land verbliebenen Mauren aus Spanien vertrieben. Das Königreich amputierte sich durch diesen Aderlass selbst.
17. Ein Landweg für Schiffe
U m das Jahr 1000 war in Kleinasien ein neues Volk aufgetaucht â die Türken. Sie kamen aus Zentralasien und waren Muslime geworden. Sie drangen vor bis über den Bosporus. Der osmanische Sultan Mehmed der Eroberer erhielt seinen Beinamen zu Recht. Er kannte sich in den wichtigsten Wissenschaften aus und konnte sich in sechs Sprachen unterhalten. Vor allem aber konnte er rechnen. Er ging davon aus, mindestens 70 000 eigene Soldaten für den Angriff aufbieten zu können. Die Verteidiger, so kalkulierte er, würden selbst mit Unterstützung durch die Seemächte Genua und Venedig und weitere Hilfstruppen kaum 10 000 Mann in die Schlacht schicken können.
Das beruhigte ihn keinesfalls. Der Sultan konnte auch denken. Byzanz war keine Stadt, sondern eine Festung mit allem, was dazugehörte. Eine der sichersten und wehrhaftesten in der ganzen bekannten Welt. Tausend Jahre lang hatte sie alle Attacken abgewehrt. Das wog einen Teil der numerischen Ãbermacht wieder auf.
Deshalb hatte Sultan Mehmed vorgesorgt. Frühzeitig hatte er sich der Fachberatung eines kooperationswilligen Christen, Urban mit Namen, versichert. Der Spezialist für schwere Waffen war zuvor beim byzantinischen Kaiser abgeblitzt, weil Konstantin XI. mit dem von Urban geforderten Honorar nicht einverstanden war. In Mehmed traf er nun auf einen Herrscher, der nicht nur alle Salärwünsche erfüllte, sondern endlich auch den schweren Geschützen, die er im Angebot hatte, die nötige Beachtung schenkte. Vor dem Kampf um Konstantinopel waren Kanonen
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