Unterwirf dich
Wahrscheinlich würde ich es wiedersehen, wenn auch nicht heute, weil es jetzt bergauf ging. Die hohen Stiefel, die sie mir gegeben hatten, passten gut, und sie hatten dicke Sohlen. Ich war froh darüber, denn ich konnte jede Unterstützung brauchen. Der Weg war zwar nicht steil, aber letztlich würde mir die Anstrengung, ständig bergauf zu laufen, zu viel werden. Trotzdem wollte ich nicht langsamer werden, bis es unumgänglich war. Allerdings stellte ich fest, als ich die Peitsche über meinem Arsch spürte, dass sie dies ohnehin nicht zulassen würde. Und ich wusste nicht, was passierte, wenn ich tatsächlich aus Erschöpfung langsamer werden musste.
Nun, darüber würde ich mir jetzt noch keine Gedanken machen. Es war warm und sonnig, früh am Nachmittag, und ein bisschen salziger Schweiß tropfte mir in die Augen. Mit ruhiger Hand dirigierte sie mich durch die Zügel, deren Bewegungen ich am Gebiss spürte. Ich wusste nicht, ob ich durch das Gebiss aufschrie oder ob es meine Schreie erstickte, aber es spielte auch keine Rolle. Die Wagenräder rumpelten so laut über den Weg, dass niemand mein Schreien hörte. Wir umrundeten den Hügel – und da war auf einmal das Meer. Glitzernd lag die Wasseroberfläche da. Vor der Küste ragten schwarze Felsen wie kleine Inseln aus dem Wasser, beinahe erwartete ich, Sirenen darauf sitzen zu sehen. Annie benutzte die Peitsche nicht häufig, nur wenn ich aus dem Rhythmus kam oder wenn ich mich von der Schönheit des Himmels und der Landschaft zu sehr ablenken ließ. Sie ist auf meiner Seite, dachte ich und riss mich von dem Anblick los, der sich mir bot; sie weiß, was ich brauche.
Wir waren mittlerweile in flacherem Gelände angekommen, auf einer Straße, die durch einen Olivenhain führte. Licht und Schatten wechselten einander ab. Sie verlangsamte mein Tempo, und als wir wieder ins volle Sonnenlicht kamen, musste ich traben. Sie begann meinen Stil zu kritisieren. »Schultern zurück, Knie höher, Titten raus«, schrie sie und ließ die Peitsche knallen. Ich konzentrierte mich auf meine Mitte, weil ich wusste, dass dann auch alle anderen Körperteile graziöser wurden. Lediglich in das Anheben der Knie legte ich ein wenig Extra-Energie.
Wir fuhren um eine Wiese herum, und zum ersten Mal sah ich das Haus. Ich war so neugierig, dass ich alle meine guten Vorsätze vergaß, mich nur auf meinen Laufstil zu konzentrieren. Zuerst war ich enttäuscht. Das weiß verputzte Gebäude aus grauem Stein wirkte überraschend klein. Aber als wir rechts daran vorbeifuhren, sah ich, dass es riesig war. Es war in die Felsen hineingebaut, und überall führten Treppen zu Terrassen vor den großzügigen Fensterfronten. Die Holztüren waren verwittert. Hier gibt es wahrscheinlich manchmal heftige Unwetter, dachte ich – ich stellte mir vor, wie ich nackt, angekettet, gefickt und geschlagen während eines Unwetters auf einer dieser Terrassen lag.
Sie ruckte scharf am linken Zügel, und der Schmerz, der sich von meinem Mundwinkel ausbreitete, wurde sofort von einem Peitschenhieb begleitet. Sie brauchte mich gar nicht anzuschreien. Die Peitsche sprach für sie. »Genug Sightseeing«, schien sie zu sagen. »Heb sofort deine Knie höher!«
Und das tat ich. Von jetzt an sah ich nichts mehr, was ich nicht zu sehen brauchte – nur ein Stück vom Weg, ein bisschen Himmel, einen Sonnenstrahl, der durch den brennenden Schweiß in meinen Augen blitzte. Nur so viel, um zu wissen, was vor mir lag, damit ich nicht stolperte. Ich tat es für sie, ließ mich von ihren Händen, von der Peitsche lenken. Ich warf den Kopf, um ihr zu zeigen, wie gut ich es beherrschte. Ich verlor mich selbst im donnernden Lärm der Räder, meiner Füße und dem Klopfen meines Herzens, dem gelegentlichen Knallen der Peitsche.
Aber langsam begann ich müde zu werden; Annie merkte es sicher auch. Ich spürte, wie meine Muskeln zitterten, aber sie hörte nicht auf. Sie setzte die Peitsche seltener ein, aber nur, weil ich ihr keinen Grund mehr dazu gab. Ich war mir jedes Muskels bewusst – oder vielleicht nur der Muskeln, die ich brauchte: die Bauchmuskeln, um mich aufrecht zu halten, und die Muskeln in meinen Beinen und meinem Arsch, um die Knie möglichst elegant zu heben und zu senken. Mittlerweile warf ich nicht mehr den Kopf, sondern lief stumm immer weiter. Es war mir egal, wie ich aussah. Ich wusste, dass mir der Speichel über das Gebiss lief, aber ich musste den Mund weit öffnen, musste tief und gleichmäßig atmen.
Mein
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