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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Unterinspekteure entlassen zu wollen. Diese beschuldigen Sie nebelhaft verschwommen irgendwelcher Vergehen, die von Betrug bis zur Bildung einer kriminellen Vereinigung reichen.
     Wofern Sie es nicht wissen sollten, sind die Herren freundlicherweise von mir, und zwar ohne Honorar, nur amore Deo, dem Finanzpräsidium übermittelt worden, welches mich darum gebeten hatte. Folglich beschuldigen Sie indirekt auch mich, dem Finanzpräsidium bewußt und wissentlich eine Bande von Verbrechern benannt zu haben, eine Beschuldigung, welche noch dadurch bekräftigt wird, daß Sie den Entschluß gefaßt haben, nicht länger meine Dienste für die Einstellung neuen Personals in Anspruch nehmen zu wollen, sondern die Zusammenarbeit mit den Königlichen Carabinieri zu suchen.
     Sollten sich derlei Gerüchte bestätigen, weise ich Sie darauf hin, daß ich rechtliche Schritte zum Schütze meiner Ehre einleiten werde.
    Adv. Cav. Fasùlo Gregorio
    PROF. DR. CAVALIERE DEPUTIERTER GERARDO CASUCCIO
    Mitglied des Parlamentes
    Montelusa

    An den
    Hochverehrten Dipl. Buchhalter Giovanni Bovara:
    Hauptinspekteur der Mühlen
Königliches Finanzpräsidium
Montelusa

    Montelusa, am 23. September 1877

    Hochverehrter, Höchstgeschätzter Signor Diplom-Buchhalter, gerade gestern erst bin ich von einem langen Aufenthalte in Rom zurückgekehrt, wo ich meinen parlamentarischen Pflichten nachgekommen bin (unter anderem hatte ich die Gelegenheit, S.E. den Finanzminister kennenzulernen, welcher, mit höchstem Feingefühle, sich besonders aufgeschlossen zeigte für die ihm von mir dargelegten Probleme unserer Provinz). Unverzüglich habe ich Kenntnis über die bedauerliche Situation erhalten, welche zwischen Ihnen und Ihren Unterinspekteuren entstanden ist. Gleich jedem guten Seelenhirten, dem das Wohlergehen seiner Schafe am Herzen liegt, muß sich auch ein guter Repräsentant im Parlamente um die irdischen Belange all jener kümmern, welche, indem sie ihn wählten, ihm in Wahrheit nichts als Pflichten aufbürdeten, ihn mit Beschwerden, Gesuchen, Unterstützungsbitten und Empfehlungen überhäufen.
     Ich sage Ihnen unumwunden, daß mich die von Ihnen bekundete Absicht, die von Ihnen abhängigen Unterinspekteure zu entlassen, schmerzt. Diese, meine Wähler, haben mich umgehend informiert, dabei zeigten sie weder Zorn noch irgendwelche Rachegefühle, sondern, wegen des Fehlers, zu welchem sie sich hatten verleiten lassen, ein zerknirschtes Gemüth.
     Ja, hochverehrter Signor Diplom-Buchhalter: das ist die Lage! Voller Reue haben sie mir offenbart, daß sie, wiewohl nicht wollend und mit tiefem Abscheu, das Haupt vor den Befehlen der beiden tückischen Tuttobene und Bendicò beugen mußten, die einzigen Erfinder und Nutznießer dieser abscheulichen Mauscheleien! Die Unterinspekteure erflehen durch mich Ihre Nachsicht: der Fehler ist begangen worden, weil zuerst Tuttobene und anschließend Bendicò ihnen mit Entlassung gedroht hat, wofern sie sich weigerten, sich diesen betrüblichen Machenschaften zu widersetzen. Sollten Sie von Ihrer Absicht nicht abrücken, kämen diese Armen vom Regen in die Traufe! Ich bin hier, um Ihnen den Vorschlag für eine schwere Verwarnung zu unterbreiten, welche darin besteht, daß jeder von ihnen den bisherigen Distrikt verläßt und in einen neuen versetzt wird: diese Rotation würde für jeden Unterinspekteur die Loslösung von vorherigen Bindungen mit sich bringen. An Ihre Vernunft appellierend, bitte ich Sie, meinen allerherzlichsten Gruß entgegenzunehmen.

    Prof. Dr. Cav. Gerardo Casuccio Mitglied des Parlamentes

    Post scriptum:
    Die von mir vorgeschlagene Lösung würde, unter anderem, den Zorn meines brüderlichen Freundes, Advokat Gregorio Fasùlo, besänftigen: wofern Sie der These und dem Vorschlage zustimmen, hätte er nicht aus freien Stücken Namen von korrupten Personen aufgelistet, sondern solcher Personen, welche im Rahmen ihrer Thätigkeit zur Korruption gezwungen wurden.
    »LA CONCORDIA«
    Wochenblatt von Montelusa

    Herausgeber und Eigenthümer:
Salvatore Afflitto

    23. September 1877

    WAS IST LOS IM FINANZPRÄSIDIUM?

    Ein Vöglein flog von Dach zu Dach und ließ sich gestern auf dem unseren nieder. Es brachte uns Mären, welche ja durchaus belustigend sein könnten, wenn sie nicht so tragisch wären. Wie es scheint, pflegt der neue Hauptinspekteur der Mühlen, ein gewisser Giovanni Bovara, von Reggio Emilia hierher verweht, um Schaden anzurichten, nächtens übers Land zu reiten, ausgerüstet mit

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