Untitled
ich ihn bei mir zu Hause umgebracht hätte, warum sollte sich dann die Innenseite meines Mantels, ich sage: die Innenseite, beachten Sie das, mit Blut verschmiert haben? Und ausgerechnet in der Höhe der Wunde des Pfarrers?
Das werde ich sofort untersuchen. Dieses erste Verhör endet hier.
Wie Euer Ehren wünschen.
Ach, noch eine letzte Frage. Als Sie an jenem Abend ins Haus gingen, war da die Türe mit dem Schlüssel verschlossen? Daran erinnere ich mich nicht. Ich glaube, sie war verschlossen und ich habe sie aufgemacht. Aber das ist nicht so wichtig.
Wieso?
Weil es neben der Türe ein Fenster gibt, das ich fast immer offen lasse.
War es an dem bewußten Abend offen oder geschlossen? Daran erinnere ich mich nicht.
»Sie verstehen, Signor Bovara«, sagte der Richter im Aufstehen, »daß ich Sie noch einmal verhören muß. Sie, Impallomeni, gehen jetzt den Leiter der Polizeidienststelle holen.«
Der Gerichtsschreiber ging. Aber er brauchte ziemlich lange, bevor er mit Spampinato zurückkam. Der war gelb im Gesicht wie ein gelber Paprika und auch ein bißchen verschwitzt. Er warf einen wütenden Blick auf Giovanni. Und der verstand, daß der Gerichtsschreiber dem Polizeiamtsleiter alles erzählt hatte, was er dem Richter gesagt hatte. Noch am selben Morgen, dessen war er sich sicher, würden seine Gegner über seinen Schachzug informiert werden. Er war an der Reihe und er hatte das Pferd bewegt. Jetzt mußte man abwarten, welche Figur die anderen bewegen würden… Er mußte sich förmlich Mühe geben, in seinen Augen nicht zu sehr seine Zufriedenheit funkeln zu lassen.
»Der Schlüssel vom Haus des Signor Bovara befindet sich in Ihrem Besitz?«
»So ist es.«
»Gehen Sie ihn holen.«
Der Leiter der Polizeidienststelle ging und kehrte mit dem Schlüssel in der Hand zurück. Er händigte ihn dem Richter aus.
»Seid Ihr nach Signor Bovaras Festnahme noch einmal in sein Haus zurückgekehrt?«
»Keiner ist dahin zurückgegangen.«
»Gerichtsschreiber, fangen Sie schon einmal an, Signor Bovara das Protokoll vorzulesen. Sie, Spampinato kommen mit mir.«
Sie gingen auf den Korridor hinaus. Der Ermittlungsrichter sprach mit leiser Stimme:
»Ich will, daß Bovara auf der Stelle dem Gefängnis von San Vito überstellt wird.«
Der Schweißausbruch des Leiters der Polizeidienststelle wurde heftiger.
»Darf ich wissen, warum?«
»Natürlich dürfen Sie das. Aus Sicherheitsgründen.«
»Ist er hier in der Polizeidienststelle denn nicht sicher?«
»Nein, das ist er nicht.«
Spampinato hielt abrupt inne, ihm war nicht danach, weitere Fragen zu stellen. Er hatte sich ausgedacht, daß er dieses riesengehörnte Mistvieh von Bovara ganz nach eigenen Vorstellungen zu einem Kunstwerk umarbeiten würde, wenn der Richter ihnen erst einmal den Rücken kehrte, um ihn dafür bezahlen zu lassen, daß er seinen Bruder Gnaziu und Advokat Fasùlo da hineingezogen und Don Memè Moro sozusagen entlastet hatte, der, nach dem, was der Gerichtsschreiber ihm in der Eile zugeflüstert hatte, ein entfernter Verwandter von ihm war. »Gehen Sie gleich zum Gefängnisdirektor und sagen Sie ihm, daß Bovara aufgrund meiner Anordnung, die ich noch schriftlich bestätige, in eine Einzelzelle kommt. Keine Isolationshaft, damit wir uns richtig verstehen, aber ich wünsche, daß er mit niemand anderem zusammengelegt wird. Ich weiß, daß San Vito aus allen Nähten platzt, aber ich weiß nicht, was ich sonst tun soll. Gehen Sie. Ach, warten Sie noch. Ich möchte Ihnen sagen, daß Sie für die Unversehrtheit Bovaras so lange verantwortlich sind, bis er die Schwelle des Gefängnistores überschritten hat. Von diesem Augenblick an werde ich den Signor Gefängnisdirektor dafür verantwortlich machen. Buongiorno.«
Spampinato war wie gelähmt, seine Beine weigerten sich, auch nur den kleinsten Schritt zu tun. Das alles bedeutete doch, daß der Ermittlungsrichter den Schwachsinn dieses Irren überzeugend fand. Aber wieso hatte der den Namen von Advokat Fasùlo ins Spiel gebracht? Ob die ganze Sache möglicherweise viel größer war, und man ihm nur die halbe Messe erzählt hatte? Am Ende gelang es ihm sich fortzubewegen. Als die Verlesung des Protokolls abgeschlossen war, unterschrieb es Giovanni. Er wurde von La Mantìa in die Sicherheitszelle zurückbegleitet. Überaus freundlich, beinahe schon hochachtungsvoll.
»Impallomeni, lassen Sie sich erklären, wo genau Bovaras Haus
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