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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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damit weit von seiner Höhle entfernt wäre. Seine Trägheit, sein passives Verhältnis zum Fluß der Zeit, kurz gesagt: sein Scheitern rief in Luigi nicht nur Melancholie hervor, sondern ließ ihn auch über die Gefahren und Auswirkungen des Niedergangs von Illusionen - und nicht nur politischen - nachdenken. Den Onkel macht er unter dem Namen Roberto Auriti zu einer der Hauptfiguren seines Romans Die Alten und die Jungen, einem von der Korruption angeekelten Helden, von dem widerwärtigen Wirrwarr der vielen, die herumrauften, Belohnungen verlangten und sich Ehren und Privilegien einsackten…
    Mit anderen und eindeutigeren Worten: der Onkel war
    eine tägliche Warnung für Luigi, der sich ziemlich hohe Ziele gesteckt hatte: je schwieriger diese zu erreichen sind, schien der Onkel allein durch seine Präsenz Luigi tagtäglich zu wiederholen, um so demütigender und sogar endgültiger ist die Niederlage, ohne jede Aussicht auf eine Revanche. Und war Luigi denn überhaupt sicher, das zu erreichen, was er wollte? Würden seine Kräfte dafür reichen? Kurz gesagt: jeden Tag in das Gesicht seines Onkels Rocco zu blicken, war, als würde man sich an den Rand eines Abgrunds stellen, den man leicht hinunterstürzen kann. Es machte Angst.
      Er zieht dann in eine Pension in der Via delle Colonnette, gleich hinter dem Palazzo, in dem Onkel Rocco wohnt und so nah ist, daß der Onkel von seiner Terrasse aus mit Luigi sprechen kann, wenn er in seinem Zimmer sitzt. Und oft wird Luigi von dieser Terrasse aus gerufen, auch zweimal am Tag, um in das Babel der Familie Ricci Gramitto zum Essen zu gehen.
    Vom Fenster seines Zimmers aus genießt Luigi einen schönen Blick über Rom, und diesen Blick beschreibt er dann in allen Einzelheiten in seinem Roman Mattia Pascal.
      Hier schreibt er zwar auch weiterhin Gedichte, doch jetzt übt er sich viel in der Form des Theaters.
    Gleich bei seinem ersten Drama ist ihm der traditionelle Bühnenraum zu eng, abgesehen davon, daß die Hauptdarsteller Kraniche, Hühner und Hähne sind (und derartige Darsteller hatten weder Aristophanes abgeschreckt, noch tun sie es später Peter Brook), er will, daß sich der Zuschauerraum in eine Bühne verwandelt und die Zuschauer in Schauspieler. Diesem ersten Drama folgen weitere, die aber alle verloren gegangen sind. Pirandello beginnt, den besonderen Leidensweg auf sich zu nehmen, der den italienischen Theaterautoren vorbehalten ist: Ablehnungen, Versprechungen, Zustimmungen seitens der Theaterdirektoren und Ersten Schauspieler, doch Vorstellungen nie. Sehr bald wird er dessen müde, zumal in Palermo 1889 sein erster Gedichtband gedruckt wird, Mal giocondo (Freudiger Schmerz).

    DIE UNIVERSITÄT

    An der Sapienza, der römischen Universität, läßt Luigi sein Studium der Rechtswissenschaften sausen und schreibt sich ausschließlich für Literaturwissenschaft ein. Wenn er sich in Palermo noch für beide Fächer eingeschrieben hatte, war das zum Teil sicher auch Don Stefano zuzuschreiben, der es sich so in den Kopf gesetzt hatte und immer die Hoffnung hegte, daß sein Sohn sich in den Jahren nach dem Studium bei den Geschäften mit dem Schwefel an seiner Seite finden würde, und sei es auch nur als Rechtsberater.
    Doch was für ein vertauschter Sohn wäre er, wenn er
    auch auf Entfernung den Anweisungen seines NichtVaters Folge leisten würde? Daher: Weg mit Jura. Doch es ist auch nicht so, daß in der Literaturwissenschaft alles eitel Freude gewesen wäre. Der einzige Professor, zu dem Luigi ein gutes Verhältnis entwickelt, ist der Romanist Ernesto Monaci. Ansonsten gefällt ihm dieses Gebiet sehr. Der Professor für Latein war der Verehrte Onorato Occioni, großer Bart, Rektor der Universität. Sein Schüler Gabriele D'Annunzio hat geschrieben, daß Occioni eine »volltönende Lehrkunst« vortrug, was in einfachen Worten wohl bedeutet, daß seine Rhetorik unerträglich gewesen sein muß. Und da ist noch etwas: in einem Brief an seine Familie beurteilt Luigi diese Vorlesungen als allenfalls tauglich für Schüler der oberen Gymnasialklassen.
    Und dann kam es zu der verhängnisvollen Auseinandersetzung. Eines Tages übersetzt Professor Occioni eine Komödie von Plautus. Dabei unterläuft ihm ein grober Fehler. Das kann zwar jedem passieren, aber man weiß, daß Studenten gegenüber ihren Professoren besonders grausam sein können, sie lassen auch nicht das Geringste durchgehen. Nun muß gesagt werden, daß Occioni sich gleich darauf seines Irrtums

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