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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Reih und Glied mit ihren Mitschülerinnen spazieren ging, und die Brüder da standen und kontrollierten, um zu sehen, wohin sie ihre Blicke richtete, so steht Antonietta jetzt am Tor der Lehranstalt und wartet, daß ihr Mann nach dem Unterricht herauskommt, und manchmal versteckt sie sich, um Luigi zu überraschen, wenn er ein kurzes Wort oder ein kurzes Lächeln mit einer seiner Studentinnen wechselt, die es sich unter anderem nicht verkneifen können, ihm mit Blicken oder mit Gebärden zu verstehen zu geben, wie sehr sie von ihm eingenommen sind.

    DER MANN MIT DER BLUME: Da… Sehen Sie dort? Da, an der Ecke… sehen Sie den Schatten der Frau?… Sie hat sich versteckt!
    DER GAST: Wieso? Wer… wer war das?
    DER MANN…: Haben Sie sie nicht gesehen? Sie hat sich versteckt.
    DER GAST: Eine Frau?
    DER MANN… :Ja, meine Frau.
    DER GAST: Ach! Ihre Frau?
    DER MANN…: (nach einer Pause) Sie überwacht mich von weitem. Glauben Sie mir, am liebsten würde ich sie mit Fußtritten verjagen. Aber das wäre zwecklos. Sie ist wie eine dieser streunenden, störrischen Hündinnen. Je mehr man sie wegstößt, um so dichter bleiben sie einem auf den Fersen. (Pause.) Was diese Frau durch mich zu leiden hat, das können Sie sich nicht vorstellen. Sie ißt nicht mehr, sie schläft nicht mehr, sie folgt mir Tag und Nacht, so… immer mit Abstand. Wenn sie wenigstens diese alte Dohle, die sie auf dem Kopf trägt, und ihre Kleider mal abbürsten würde! Sie sieht gar nicht mehr aus wie eine Frau, eher wie ein Scheuerlappen. Auch ihre Haare, da, an den Schläfen: grau vom Staub, für immer. Dabei ist sie gerade erst vierunddreißig. (Pause.) Sie glauben gar nicht wie rasend sie mich macht. Manchmal stürze ich mich auf sie und schreie sie an: Du blödes Weib! und schüttele sie dabei. Sie nimmt alles hin, steht da und schaut mich an mit einem Blick… mit einem Blick, ich schwöre es, daß es mich in den Fingern juckt, daß mich eine wilde Lust überkommt, sie zu erwürgen. Aber nichts. Sie wartet, bis ich weitergehe, und dann läuft sie wieder hinter mir her. (Die Frau streckt wieder den Kopf vor.) Da, sehen Sie…sie schaut wieder um die Ecke.

      Das ist eine Stelle aus dem Schauspiel Der Mann mit der Blume im Mund. Zwar sind die Voraussetzungen, die die Ehefrau der Hauptfigur dazu bewegen, ständig ihrem Mann zu folgen, völlig verschieden, dennoch wird ein Teil der Verfolgung, der Luigi durch Antonietta ausgesetzt war, auf diese Bühnensituation abgefärbt haben. Nur daß Antonietta Luigis Reaktionen nicht unterwürfig und ohne zu reagieren hingenommen hat: ganz im Gegenteil, sie wird ganz besonders gewalttätig, sie überschüttet ihren Mann mit wüsten Beschimpfungen. Einmal, als Luigi auf der Straße ganz ruhig mit einer seiner Studentinnen spricht, verfolgt sie die beiden mit einem Regenschirm. Manchmal sind es die Studentinnen, die für die Situation bezahlen, die sich die schnellen Stimmungswechsel, bestimmte unnachgiebige, ja sogar erboste Standpunkte ihres Professors nicht erklären können. Wie einmal, als er darauf bestand, daß die Behandlung eines bestimmten Aufsatzthemas bei Poe abgeschrieben worden sei und dies der Studentin vorwarf, die den Namen Poe aber (und Luigi wußte das) noch nie gehört hatte.
    Luigi war sozusagen von Natur aus treu, und dafür mußte er einmal, aufgrund der Situation, sozusagen öffentlich den Beweis erbringen. Eines Tages stellte sich eine junge Frau vor ihn hin, die gerade von ihrem Verlobten verlassen worden war. Dieser Verlobte wiederum war einmal ein Student von Luigi gewesen. Die junge Frau war das Opfer eines hysterischen Anfalls geworden, zog sich splitternackt vor Luigi aus und bot sich ihm an. Als einzige Antwort half Luigi ihr, sich wieder anzukleiden. Die Episode verdient vielleicht eine kurze Betrachtung: als dies geschah, können lediglich die beiden Personen anwesend gewesen sein, andernfalls hätte es die junge Frau niemals dazu kommen lassen, sich völlig auszuziehen. Wer also war es, der diese Geschichte erzählt hat? Ganz sicher nicht die Frau, die nicht nur alles zu verlieren hatte, sondern auch eine Demütigung gegenüber ihrer weiblichen Faszinationskraft hätte eingestehen müssen. Es war also Luigi selbst, der diese Geschichte bekannt gemacht hat, natürlich immer unter der Voraussetzung, daß sie sich denn auch wirklich zugetragen hat, und er hat es wohl einerseits aus einer gewissen Selbstgefälligkeit getan, andererseits ein bißchen, um sich den Ruf der

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