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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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einschiffen, und es handelt sich nicht um eine Hochzeitsreise oder um einen kurzzeitigen Ausflug.
      Luigi und Stefano begleiten das Paar nach Genua, sind bei der Einschiffung, bei der Abreise zugegen. An diesem Tag weht ein eisiger Wind. Nachdem das Schiff abgelegt hat, geht Luigi, gefolgt von Stefano, wie unter Schock, zwei Stunden lang ziellos herum. Das Hotelzimmer, das sie erwartet, jagt ihm Entsetzen ein. Er trifft abends in Rom ein, und während er durch die kleine Straße geht, die ihn nach Hause führt:
    Plötzlich hörte ich, wie mich unter diesem Mond dein liebes Stimmchen begrüßte: »Guten Abend, Papetto!«, wie immer, wenn ich mich aus dem Fenster des Arbeits zimmers beugte, um Dich fortgehen zu sehen. Und das Weinen überwältigte mich, und beinahe wäre ich der Länge nach hingefallen… Nun höre ich es jeden Abend, wenn ich nach Hause komme, Dein Stimmchen: »Guten Abend, Papetto!«, und jedesmal füllen sich mir die Augen mit Tränen, und etwas schnürt meine Kehle zu.
      Dieser Brief ist mit dem Datum des 12. Februar 1922 versehen und der erste, den Luigi an Lillinetta, meine kleine Schöne schreibt. Als er dann einen Brief von der Tochter aus Barcelona erhält, schreibt er ihr:
       Ich weinte wie ein Kind! Wann war das je!… Auch gestern abend haben Stefano und Fausto, als sie vor dem Abendessen gemeinsam nach Hause kamen, mich hier am Tisch im Arbeitszimmer gefunden, in Tränen aufgelöst über Deinem Brief… Ich muß mir unbedingt wieder Mut machen, aber es gelingt mir nicht.
      Er ist sehr aufrichtig, wenn er der Tochter mitteilt, wie tief die durch ihre Entfernung hervorgerufene Qual ist, eine Qual, die es ihm unmöglich macht, sich des Theatererfolgs zu erfreuen.
    Doch wieviel unbewußte Rache für Liettas Flucht steckt in der Vorhaltung des nicht wieder gutzumachenden Schadens, den die Handlung der Tochter in ihm angerichtet hat? Nachdem er sich in die Einsicht gefügt hat, daß Lietta so bald nicht nach Italien zurückkommen wird, denkt er an eine Vortragsreise durch Südamerika, die eine Begegnung ermöglichen soll. Doch niemand hilft ihm. Als er dann erfährt, daß die Tochter eine schwierige Geburt haben wird, läßt ihn das vor Angst fast wahnsinnig werden. Er wendet sich an den Kardinal Gasparri, dem es gelingt, Nachrichten zu erhalten, und zwar gute, über den Nuntius des Vatikans in Chile. Doch daß die Tochter ein Leben fern von seinem Blick lebt, ist ein Umstand, gegen den er aufbegehrt, stur, absurd. Und mit der Zeit wird dieses Gefühl keineswegs schwächer, im Gegenteil. Am 5. Juni 1922 schreibt er:
      … Angst und Schmerz wirklich ohne Ende, und ich ertrage es nicht mehr, meine Lietta, Dich so weit weg von mir zu haben! Du weißt, was mein Leben vor Deiner Abreise war. Doch jetzt ist es an einem Punkt, wo es wirklich nicht mehr ertragbar ist.
    In einem anderen Brief erklärt er feierlich:
       Wenn Du nicht zurückkommst, sterbe ich voller Verzweiflung! Was, meinst Du, bedeutet mir der Ruhm, das Geld…
    Und noch einmal:
       Du mußt, Du mußt so schnell wie möglich heimkehren, mein Töchterchen, wenn Du nicht willst, daß ich an dieser Angst sterbe, für die es keine Linderung gibt.
    Und noch einmal:
       Mir bricht das Herz, mir bricht das Herz! Wenn Du nicht bald zurückkommst, meine Lillinetta, findest Du mich nicht mehr hier! Ich habe warten müssen, bis die Tränen mir den Blick wieder frei gaben, um mich erneut ans Lesen zu machen. Es ist unmöglich, daß ich fern von Dir leide… Das ist nicht menschlich! Du mußt unbedingt so bald wie möglich zurückkommen!
    Liettas Ferne nimmt inzwischen obsessive Formen an: über lange Zeiträume sendet er täglich eine Grußkarte an die Tochter ab.

    DER WIEDERGEFUNDENE VATER

    Wie tiefgreifend die Wandlung des Verhältnisses unterdessen zwischen Luigi und seinem Vater ist, kann man aus den Notizen erkennen, die er Lietta schickt und hier in chronologischer Abfolge vorgelegt werden.
    7. März 1922:
       Unten, bei Tante Lina, geht es allen gut, einschließlich Nonno. Jedesmal nach dem Mittagessen gehe ich hinunter und besuche sie…
    1. April 1922:
       Ich habe vergessen, daß Nonno neulich morgens beim Aufstehen aus dem Bett gestürzt ist und sich weh getan hat… Wir haben den Arzt gerufen, der uns glücklicher weise versichert hat, daß es nichts Schlimmes wäre. Tatsächlich geht es ihm jetzt besser, obwohl er sehr leidet und Schwierigkeiten beim Atmen hat. Aber er wird schon wieder.
    24. Mai 1922:
      

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