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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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während der Mischling mit dem Elfenbein weiter den Fluß hinabgefahren sei. Die beiden Burschen dort schienen erstaunt darüber, daß jemand so etwas tue. Sie konnten sich keinen hinreichenden Beweggrund dafür denken.
      Was mich betraf, so schien ich Kurtz zum erstenmal vor mir zu sehen. Es war ein deutliches Bild: der Einbaum, vier paddelnde Wilde und der einsame Weiße, der plötzlich dem Hauptquartier den Rücken kehrt, der Erholung, dem Gedanken an die Heimat – wer weiß; der seinen Blick auf die Tiefen der Finsternis richtet, auf seine leere und einsame Station. Ich kannte seinen Beweggrund nicht. Vielleicht war er einfach ein feiner Kerl, der seiner Arbeit um ihrer selbst willen die Treue hielt. Er war ›jener Mann‹. Auf den Mischling, der, soweit ich sehen konnte, eine schwierige Überfahrt mit großer Umsicht und mit Schneid gemeistert hatte, wurde als auf ›jener Halunke‹ angespielt. Der ›Halunke‹ hatte berichtet, daß der ›Mann‹ sehr krank gewesen sei – sich nicht wieder richtig erholt habe.
      … Dann bewegten sich die beiden unter mir einige Schritte weiter und schlenderten in geringer Entfernung auf und ab.
      Ich hörte: ›Militärposten – Arzt – zweihundert Meilen – jetzt ganz allein – unvermeidbare Verzögerungen – neun Monate – keine Nachricht – sonderbare Gerüchte.‹ Sie näherten sich wieder, als der Direktor gerade sagte: ›Niemand, soweit ich weiß, es sei denn ein gewisser wandernder Händler – ein ekelhafter Kerl, der den Eingeborenen das Elfenbein abluchst.‹ Wer war das, von dem sie da redeten? Ich erfuhr aus Gesprächsfetzen, dies sei ein Mann, der sich angeblich in Kurtzens Distrikt aufhalte und der dem Direktor mißfalle. ›Wir werden nicht eher gegen unlauteren Wettbewerb gefeit sein, als bis einer dieser Burschen als warnendes Beispiel aufgeknüpft wird‹, sagte er.
      ›Gewiß‹, brummte der andere, ›laß ihn hängen! Warum nicht? Alles – alles ist möglich in diesem Land. Laß dir das gesagt sein; niemand hier, verstehst du, hier, kann deine Position gefährden. Und warum auch? Du verträgst das Klima – du überdauerst sie alle. Die Gefahr liegt in Europa; doch ehe ich von dort aufbrach, habe ich dafür gesorgt, daß …‹ Sie gingen weiter und flüsterten, dann wurden ihre Stimmen wieder lauter.
      ›Diese außerordentliche Folge von Verzögerungen ist nicht meine Schuld. Ich habe getan, was ich konnte.‹ Der Dicke seufzte. ›Sehr bedauerlich.‹
      ›Und den abgeschmackten Unfug, den er daherredete‹, fuhr der andere fort; ›er fiel mir wirklich. auf die Nerven, als er hier war. ›Jede Station sollte wie ein Leuchtfeuer auf der Straße zum Besseren sein, ein Zentrum des Handels, freilich, doch auch ein Zentrum der Gesittung, der Höherbildung, der Unterweisung.‹ Denk bloß – dieser Esel! Und der möchte Direktor sein! Nein, es ist …‹ Hier stockte er vor Entrüstung, und ich hob ein klein wenig den Kopf. Ich war überrascht zu sehen, wie dicht sie unter mir standen. Ich hätte ihnen auf die Hüte spucken können. Sie blickten zu Boden, in Gedanken verloren. Der Direktor schlug sich mit einem schlanken Zweig gegen das Bein: sein scharfsinniger Verwandter hob den Kopf. ›Warst du die Zeit über gesund seit deiner Rückkehr?‹ fragte er. Der andere gab sich einen Ruck. ›Wer? Ich? Ah! Gefeit wie durch einen Zauber – wie durch einen Zauber. Aber die ändern – o liebe Zeit! Allesamt krank. Noch dazu sterben sie einem so schnell fort, daß man gar nicht die Zeit hat, sie aus dem Land zu schaffen – es ist unglaublich!‹
      ›Hm. Das ist es‹, brummte der Onkel. ›Ah! Auf das vertraue, mein Junge – auf das vertraue!‹ Ich sah ihn seine kurzen Flossenarme zu einer Gebärde ausrecken, die den Wald, den Wasserlauf, den Morast, den Fluß einbezog – die vor dem sonnenerleuchteten Antlitz des Landes mit einer schändlichen Bewegung den lauernden Tod anzurufen schien, das verborgene Böse, die tiefe Finsternis in dessen Herzen. Die Geste war so überraschend, daß ich aufsprang und zum Saum des Waldes hinübersah, so als erwartete ich von dort eine Antwort auf diese finstere Parade des Selbstvertrauens. Ihr kennt ja die törichten Einfälle, die man gelegentlich hat. Die erhabene Stille begegnete diesen beiden Figuren mit ihrer unheilverkündenden Geduld und wartete darauf, daß dieser spukhafte Überfall ein Ende nähme.
      Beide fluchten laut – vor schierem Entsetzen, glaube ich –, gaben sich

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