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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: nanu
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diesen Segeltuchvorhang ins Bewusstsein drang – wurde ihr klar, dass sie, anstatt sich zu verstecken, die Tür hätte au f stoßen und hinausstürmen sollen. Sie hätte Leslie Humorlos Pollard fröhlich zuwinken und ihn – falls es ihn überhaupt interessierte – in voller Lautstärke davon in Kenntnis setzen sollen, dass das Problem mit dem Abflussrohr nun hunder t prozentig beseitigt sei.
    Natürlich war das immer noch möglich.
    Und dann schien das Geräusch eines Reißverschlusses, der gerade aufgezogen wurde, im Zelt widerzuhallen.
    Oh Doppelkacke.
    Obwohl, eigentlich war das doch gar nicht so schlecht, oder? Das bedeutete doch, dass er es sich in einer der anderen Kabinen gemütlich gemacht hatte und sich dort mit all den meditativen Handlungen beschäftigte, die notwendig waren, um seinem Körper den Kontakt mit Wasser und Seife zu e r möglichen.
    Sie brauchte also nichts weiter zu tun, als leise an seinem Vorhang vorbeizuschlüpfen und auf Zehenspitzen in Richtung Tür …
    Kreeeiiischsch! Hätte ihr Leben eine Tonspur gehabt, so hätte ihre Nachahmung einer Saphirnadel, die über eine al t modische Langspielplatte gezogen wurde, das gesamte Lager aufgeweckt.
    Weil Leslie Pollard offensichtlich keinen Anlass sah, eine Umkleidekabine zu betreten, wenn er sich alleine im Dusc h zelt wähnte.
    Er schien genau so verblüfft darüber, sie zu sehen, wie sie darüber, so viel von ihm zu sehen. Das war gut so, denn dadurch verschlug es ihm die Sprache, und er konnte sie nicht fragen, was sie im Duschzelt zu suchen hatte, wo doch an der Tür klar und deutlich MÄNNER stand.
    Aber irgendjemand musste jetzt das Wort ergreifen, und so sagte Gina: »Hallo«, denn Scheiße noch mal , Leslie Pollard in weißem Feinrippslip war … bei weitem nicht so klapperig und gänsehäutig, wie sie eigentlich gedacht hätte.
    Nicht, dass sie viel darüber nachgedacht hätte, hatte sie wirklich nicht.
    Aber der Kerl war zudem auch sehr viel jünger, als sie g e dacht hatte – sehr viel dichter an dreißig als an fünfzig.
    Und er hatte einen Waschbrettbauch. Einen gleichmäßigen, sonnengebräunten, wenn auch langsam verblassenden, aber immer noch ziemlich dunklen Waschbrettbauch. Es konnte keinen Zweifel geben: Da war nicht das kleinste bisschen Gänsehaut zu sehen. Obwohl die Bräune an manchen Stellen völlig verblasst war, so zum Beispiel am allerobersten Rand der Oberschenkel und …
    Und Scheeei-ßeee.
    Er hätte ihr auch den Rücken zukehren können. Stattdessen griff er nach seinem Handtuch und wickelte es sich in einer einzigen geschmeidigen Bewegung um die Hüften. Wodurch sich seine Arm- und Oberkörpermuskulatur wie bei einem Actionhelden im Kino in Wellen spannte und dehnte.
    Leslie Pollard – und der Tag ist dein Freund.
    Gina musste lachen, als sie sich das Filmplakat vorstellte, und das war nicht gut, überhaupt nicht gut. Mochte Gott ve r hüten, dass ein fremder Mann sie jemals in Unterwäsche übe r raschte und daraufhin anfing zu kichern. Also machte sie schnell ein Husten daraus.
    »Tut mir leid. Sand in der … Beachten Sie mich gar nicht. Ich wollte nur nach dem …« Rohr, wollte sie gerade sagen, hielt sich aber zurück, weil, oh mein Gott. Das wäre zwe i deutig gewesen. Nach dem Rohr sehen wie in nach Ihrem Rohr sehen. Dabei hatte sie das wirklich überhaupt nicht vo r gehabt. Überhaupt nicht. Höchstens vielleicht in der Zeit vor dem Handtuch, als sie seine Sonnenbräune bemerkt hatte – beziehungsweise deren Fehlen in gewissen Bereichen –, da war es so … präsent gewesen.
    »Wasserdruck«, sagte sie stattdessen. »Gute Nachrichten. Wir haben Wasserdruck. Sehr … wässerig und … druckstark …« Irgendwie schaffte sie es in Richtung Tür zu stolpern. »Einen schönen Tag noch.«
    Tja, okay.
    Das Lager lag weitgehend noch im Koma und Gina schaffte es bis in das Zelt, das sie sich mit Molly teilte, ohne irgendwelche anderen Mitarbeiter so gut wie nackt zu sehen. Schwester Maria-Margarit zum Beispiel. Iiihhh.
    Als sie zur Tür hereingestürmt kam, stieß Molly e r schrocken eine Flasche Nagellack um. »Mist«, sagte sie ve r ärgert und versuchte, die Schweinerei in Grenzen zu halten.
    Sie trug ihren türkisfarbenen Seidenbademantel, hatte sich ein Handtuch um den Kopf gewickelt und eine von Ginas Schlammpackungen aufgelegt.
    Also, dieser Nachmittag wurde ja immer verrückter. Anstatt zu trauern und das Kissen vollzuheulen, gönnte sich Molly einen – wie Gina es nannte – »Badetag« inklusive

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