Untitled
ängstlich über ihren Schlaf wachte. Als Hochwürden Trani zum Aufbruch mahnte, wurde er sichtlich unruhig. Erst mehrfache Beteuerungen, daß weitere Analysesitzungen bei nächster Gelegenheit durchgeführt würden, beruhigte ihn. Herr von Grauenstein zog es vor, diesen Tag in der Gruft seines Stammschlosses zu verbringen.
Flieger geleitete die Gäste hinaus. Der Abschied war herzlich, und Wölfi heulte jammervoll hinter der alten Dame her.
Der Spuk war vorüber ...
XII.
In den frühen Morgenstunden wurde der Doktor unsanft durch das Läuten der Türglocke geweckt. Er sprang in seine Kleider und öffnete. Draußen stand die Mutter der jungen Witwe und weinte bitterlich. Es bedurfte einiger Zeit, bis er aus ihr herausbrachte, was geschehen war. Rasch lief er zurück, griff seine Arzttasche, und rannte hinter der Frau her. Atemlos kamen sie bei deren Haus an. Die Mutter führte ihn sogleich in das Schlafzimmer der Tochter, in dem die hübsche junge Frau wie in einem Dämmerzustand lag, bleich, mit dunklen Rändern unter den geschlossenen Augen. Schluchzend setzte sich die Mutter auf den Rand des Bettes.
„Seit drei Tagen wird sie immer weniger, Herr Doktor. Welch ein Unglück! Erst mein Schwiegersohn und nun meine Tochter! Bitte, Herr Doktor, helfen Sie!" flehte sie verzweifelt.
Der Arzt bat sie, für einen Moment das Zimmer zu verlassen, um die junge Witwe in Ruhe einer gründlichen Untersuchung unterziehen zu können. Die Reflexe waren normal. Ihr Atem ging sehr rasch; die Herztöne schienen verlangsamt, aber regelmäßig. Er zog die Augenlieder herunter und sah seine schlimmsten Vermutungen bestätigt: Die Schleimhäute waren fast weiß. Eine böse Ahnung überfiel ihn.
Er schob ihre schulterlangen blonden Locken beiseite, um den Hals in Augenschein zu nehmen, und tatsächlich: An der rechten Seite sah er zwei kleine rote Punkte. Mein Gott, dachte er, es ist also doch wahr!
Er wollte aber ganz sichergehen.
Zur Mutter sagte er, es wäre sinnvoll, den Geistlichen zu holen, woraufhin die arme Frau vollends zusammenbrach und der Arzt sich erst einmal um sie kümmern mußte. Er bettete sie auf das Sofa im Wohnzimmer und gab ihr eine Beruhigungsspritze. Sie würde für die nächsten zwei, drei Stunden fest schlafen.
Kurzerhand nahm er den Haustürschlüssel, ging zu seinem Wagen und fuhr zum Pfarrhaus. An der verdutzten Trani rannte er vorbei und stand sogleich vor Hochwürden, den er rasch über den schlechten Gesundheitszustand der jungen Witwe informierte.
Hochwürden nahm alles mit, was zur letzten Ölung vonnöten war und stürzte dem Arzt hinterher auf die Straße.
Der Doktor war schnellen Schrittes nach nebenan gelaufen und weihte die alte Dame ein, die sich nicht einmal mehr die Zeit nahm, die unvermeidliche Rüschenschürze abzulegen. Auch sie lief schnurstracks zum Auto.
Bald schon hielten sie mit quietschenden Reifen vor dem Haus der Kranken und stürmten hinein. Ein kurzer Blick ins Wohnzimmer beruhigte alle. Die Mutter konnte für längere Zeit nicht stören.
Leise betraten sie das Schlafzimmer. Hochwürden wollte schon alles für die Letzte Ölung vorbereiten, als der Arzt ihn davon abhielt.
„Bitte, Hochwürden, warten Sie einen Augenblick. Lassen Sie uns zunächst eine Probe auf's Exempel machen. Haben Sie Ihr Kruzifix dabei?"
„Ja, natürlich!" Der Pfarrer kramte in der weiten Tasche seiner Soutane und förderte ein kleines silbernes Kreuz zutage. Dieses führte er an seine Lippen, bevor er es der jungen Frau in die Handfläche drückte.
Voller Entsetzen sahen die drei, wie sich das sonst so liebliche Gesicht in eine teuflische Fratze verwandelte. Ein wütendes Fauchen entrang sich der Kehle.
Schnell zog der Priester das Kreuz wieder zurück. Im Bruchteil von Sekunden kehrte Ruhe und Entspannung auf das blasse Gesicht zurück.
„Und was nun?" fragte der Geistliche resigniert.
„Das erste, was sie braucht, ist Blut", meinte der Doktor.
„Aber wie kommen wir an Konserven? Erstens dauert es einige Zeit, ehe wir sie zur Verfügung haben, zweitens müßte ich mich vor Dritten rechtfertigen, aus welchem Grund ich die Konserven benötige, und das würde uns unnötig der Gefahr aussetzen, unser Geheimnis preiszugeben. Was haben Sie für eine Blutgruppe, Hochwürden?"
„0-positiv!" kam es wie aus der Pistole geschossen.
„Also ein Allesspender!" Der Doktor atmete erleichtert auf. „Hochwürden,
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