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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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lachen. Ich richtete mich auf und rief: ,Heute ist doch ein Freudentag! Warum weint ihr denn?' Bestürzt kamen der Diener meines Vaters und meine Mutter auf mich zu und drückten mich sanft in die Kissen zurück.
      Meine Mutter zeichnete ein Kreuz auf meine Stirn, wie sie es so oft getan hatte, als ich noch ein kleiner Junge war. Jedoch diesmal war es mir denkbar unangenehm, und ich hörte, wie ich einen ungewöhnlichen Laut von mir gab, der mehr wie ein Fauchen und Zischen klang. Darüber erschrak ich sehr. Niemals vorher in meinem ganzen Leben hatte ich so etwas je an mir bemerkt. Wie eigenartig!
      Das ganze Theater des Geistlichen ging mir mittlerweile entsetzlich auf die Nerven. Bald darauf fiel ich erneut in tiefen Schlaf und erwachte erst, als etwas Zartes über mein Gesicht strich. Wieder saß meine Liebste auf dem Rand meines Bettes, und wieder folgten Stunden vollkommenen Glücks! Ich war selig!
      Doch am nächsten Morgen derselbe Spuk: Wie am Tag zuvor war meine gesamte Familie mit dem Geistlichen anwesend, dessen Beterei – Verzeihung, Hochwürden, jetzt bin ich viel abgeklärter – mir allmählich unerträglich wurde, ja sie brachte mich sogar in Rage. Ich wollte aus dem Bett springen, wurde aber festgehalten. Man hielt mir ein Kruzifix und Knoblauch vor das Gesicht. Die Luft war stickig. Das Zimmer stand voll mit weißen, widerlich stinkenden Blumen.
      Wieder versank ich in einen todesähnlichen Schlaf. Als ich erwachte, erblickte ich unseren alten Diener neben meinem Bett auf einem Stuhl sitzend. Er schlief. Die Luft war immer noch angefüllt von dem unerträglichen Duft der weißen Blumen, so daß ich kaum atmen konnte.
      Ein leises Geräusch ließ mich zur Tür schauen. Meine Braut war wieder da!
      Freudig blickte ich ihr entgegen und wollte zu ihr gehen, doch zu meinem Entsetzen stellte ich fest, daß ich viel zu schwach war.
      Doch der Drang, zu meiner Liebsten zu gelangen, war übermächtig. Wieder und wieder versuchte ich, den kurzen Weg zur Tür zu bewältigen. Es gelang mir nicht.
      Hilfesuchend streckte ich meine Hände nach der Liebsten aus, sie aber stand höflich lächelnd an der Tür und rührte sich nicht! Ich machte noch einen letzten verzweifelten Versuch, doch es half nichts. Vor meinem Bett brach ich erschöpft zusammen!
      In diesem Moment löste sie sich von der Tür und kam auf mich zu. In Erwartung ihrer unbeschreiblichen Zärtlichkeit streckte ich sehnsüchtig die Arme nach ihr aus. Welch ein Entsetzen aber machte sich breit, als ich ihre tatsächliche Absicht erkannte. Erbarmungslos stürzte sie sich auf mich und schlug gierig ihre Zähne in meinen Hals, der sich ihr entblößt und schutzlos darbot. Ein ekelhaft saugendes und schmatzendes Geräusch durchdrang die Stille.
      Erschrocken fuhr unser getreuer Diener aus seinem Schlafe hoch und bemerkte sofort das grausige Geschehen.
      Rasch hielt er dem Ungeheuer ein Kruzifix entgegen. Fluchtartig und unter schrecklichem Fauchen verschwand es aus dem Zimmer. Ich wollte ihr folgen, doch ich war noch schwächer als vorher. Sie lachte mich nur aus und ließ mich hilflos zurück. Meine Liebe zu ihr schlug um in grenzenlosen Haß. Ich erkannte, daß diese bildschöne Frau nicht mehr meine Geliebte war, nur noch die körperliche Hülle für das hemmungslose Wesen eines gierigen Blutsaugers!
      Der Diener hatte inzwischen alle Schloßbewohner alarmiert. Aufgeregt standen sie um mich herum und beratschlagten, was mit mir zu geschehen habe. Vorsichtig trug man mich wieder zu Bett.
      Mehrere Tage und Nächte versuchten sie verzweifelt, mein Leben zu erhalten. Ich aber hatte schon zuviel Blut verloren, als daß menschliche Kunst mich zu retten vermocht hätte.
      Man trug mich zu Grabe.
      Ich weiß nicht mehr, wie lange ich in todesähnlichem Schlaf zubrachte. In einer wunderschönen Mondnacht aber erwachte ich endlich in meinem Sarg in der Familiengruft. Wohligkeit durchströmte meinen starren Körper. Langsam öffnete ich den Deckel des Sarges und richtete mich auf. Hier sollte ich nun für alle Ewigkeit mein schattenhaftes Dasein fristen? Durch die blinde Liebe zu einem Vampir war ich selbst zu einem solchen verabscheuungswürdigen Wesen geworden.
      Meine Freunde, Sie können es sich nicht vorstellen, welchen inneren Qualen ich ausgesetzt war. Einerseits verfiel ich in tiefste Depressionen und wollte mich nicht mit diesem Los abfinden, andererseits wichen sie einer Euphorie, die es mir

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