Untitled
doch alles tun, um die Sache aufzuklären?» flehte Amery. «Ich bin vollkommen unschuldig, und das Ganze wird mich noch ruinieren.»
«Ach, das würde ich nicht so sehen», gab Wimsey zurück. «Wissen Sie, es ist gar keine schlechte Reklame, ein bißchen in Verruf zu geraten.»
«Willst du nicht fragen, wo ich war?» sagte Peter.
«Ich dachte, das frage ich besser nicht», antwortete Harriet.
«Meine Calpurnia! Wenn ich auch nicht Cäsar bin, so bist du doch mein Weib – und irgend jemandem muß ich es erzählen. Halte es unter sieben Siegeln, aber laß mich dir mein Herz ausschütten.»
«Liebster, es ist manchmal wirklich schwer auseinanderzuhalten, ob du Witze machst oder dir eine Sache todernst ist.»
«Dies hier ist ernst, und womöglich kommt der Tod auch noch ins Spiel», sagte er. «Man hat mich gebeten, einige Regierungspapiere sicherzustellen. Wegen mir kannst du mich jetzt gerne fragen, bei wem.»
«‹Wegen dir› gewiß nicht. Ich frage dich höchstens ‹deinetwegen›.»
« Das babylonische Idiom, Das jeder Bildung spottet Hohn», murmelte Peter.
«Bei wem mußtest du sie denn sicherstellen?» fragte Harriet entgegenkommenderweise.
«Beim König.»
«Aber ich dachte, du hast gesagt, das ‹Was auch immer› sei verlorengegangen?»
«Die Sache ist die – seinetwegen hat eine ganze Reihe von Leuten schon einen Tanz aufgeführt», erklärte Peter.
«Der König bekommt jeden Tag solche Regierungspapiere gebracht, und manchmal sieht er sie sich an, manchmal nicht. Das ist so lange in Ordnung, solange er sich im Palast aufhält, weil sein Stab ein waches Auge auf die Geheimdokumente hat. Die räumen dann hinter ihm auf, nehmen all ihren Mut zusammen und machen ihn darauf aufmerksam, daß er hier oder da noch dringend unterschreiben müßte. Aber jedes Wochenende fährt er nach Fort Belvedere, und zwar allein, ohne den Stab. Und deswegen geht die Panik um, weil im Fort praktisch jeder die Depeschenkassetten unter die Lupe nehmen könnte, und weil er, um ganz offen zu sein, etwas eigenartige Freunde hat.»
«Schön, aber …» begann Harriet.
«Aber, Harriet?»
«Nun, ist das nicht ein bißchen übertrieben? Er ist eben kein Prinzipienreiter, und diese ganzen Regierungsleute um ihn herum sind hundertfünfzigprozentige Prinzipienreiter. Das heißt aber trotzdem nicht, daß er irgendwelche Regierungspapiere einer Versammlung von Spionen unter die Nase halten würde. Er hält sich einfach nicht an die Regel, die da heißt: ‹Wir bleiben unter uns.› Meinst du nicht?»
«So kommt es dir vor?» Peter wunderte sich. «Ob es wohl den meisten Leuten so vorkommt? Ich bin mir da nicht sicher. Wie auch immer, letzte Woche nun war etwas ungemein Wichtiges unauffindbar. Der Stab im Palast kam überein, daß es der König mit ins Fort genommen haben mußte. Also fuhr jemand hin, um es zurückzuholen, und der wurde nicht vorgelassen.»
«Warum denn das nicht?»
«Das Fort ist der Ort, wo der König ganz Privatmensch ist. Da darf sich vom Stab keiner blicken lassen. Und so kam es, daß ein Freund von mir – jemand im Außenministerium, der in meinem Regiment gedient hat – mich hinzugezogen hat, damit ich redegewandtes Kerlchen sehe, ob ich vordringen und das Dokument zurückbringen kann. Wenn möglich unterzeichnet, auf jeden Fall aber zurück.»
«Menschenskind, Peter! Wie solltest du denn da hineinkommen, wenn es nicht einmal dem Stab gelungen ist?»
«Na ja, ich kenne da gewisse Leute …», sagte Peter unbestimmt.
«Schon gut. Weiter.»
«Als ich ankam, hat man mich in den Salon gelassen. Einige seiner Gäste saßen da und spielten Karten. Niemand hat mir einen Platz angeboten, also stand ich in der Ecke herum wie ein blöder Kellner. Sie nahmen keine Notiz von mir, jedenfalls hielt sich keiner für bemüßigt, seine Zunge im Zaum zu halten. Es sind erschreckende Dinge gesagt worden. Nach einer Weile zog ich mich zurück und fragte einen der Lakaien, ob der König wohl beim Gottesdienst sei. Er lächelte süffisant und meinte, den hielte der König auf seine eigene Weise ab. Ich sagte ihm, ich sei gekommen, um einige Papiere abzuholen, und er entgegnete: ‹Ja, warum haben Sie denn das nicht gleich gesagt, Sir?!› und führte mich in das Arbeitszimmer des Königs, wo er mich allein ließ. Harriet, ich hätte ein x-beliebiger Mensch sein können, er hat mich nicht gefragt, wer ich bin.»
«Ich verstehe langsam, worüber du dir Sorgen machst.»
«Das, was ich suchte, konnte ich nicht
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