Untitled
auf. «Lord Peter will doch nur helfen. Er will bestimmt auch den Mörder von Rosamund finden, um ihn bestraft zu sehen. Er hat sie schließlich gekannt.»
«Ich hatte in der Tat das Vergnügen, sie kennenzulernen», meinte Wimsey.
«Dann haben Sie sie doch auch geliebt! Sie war die Allerschönste, nicht wahr, Lord Peter? Wer sollte den grausamen Gedanken hegen, ihr weh zu tun? Nie im Leben hätte ich sie angerührt! Sie glauben mir doch, Lord Peter?»
«Es geht hier mehr darum, Beweise zu finden, als darum, ob ich oder jemand anders Ihnen glaubt», erwiderte Wimsey. «Sie waren also nah am Haus, sind einmal herumgegangen, Sie haben an die Eingangstür geklopft und sind auf die Veranda gelaufen. Und von da aus haben Sie zum Wohnzimmerfenster hineingeschaut.»
«Und da saß sie in einem Sessel und nahm keinerlei Notiz von mir. Sie hat mir das Herz gebrochen, Lord Peter.»
«Und der Hund hat Sie nicht angebellt?»
«Nein», sagte Amery mit einem Stirnrunzeln. «Ich habe mir zu dem Zeitpunkt nichts dabei gedacht. Aber vielleicht hat sie ihn hinausgelassen, daß er sich austoben kann.»
«Wenn das der Fall gewesen wäre, dann wäre er wahrscheinlich schnurstracks zu Ihnen hingelaufen.»
«Ja, vielleicht.»
«Sie haben vorhin gesagt, früher an diesem Abend hätte er gar nicht von Ihnen ablassen wollen?»
«Es kann wohl kaum von meinem Klienten erwartet werden, sachverständig Auskunft über die Verhaltensmuster von Hunden zu geben», befand Manteau.
«Nein. Gut, eine Sache noch», fuhr Wimsey fort. «Die Sher
rygläser. Rosamund hatte Ihnen Sherry angeboten, und Sie beide tranken ein Glas zusammen?»
«Ja. Der Tisch war für das Dinner gedeckt, aber sie sagte nur: ‹Du kannst nicht lange bleiben. Aber wo du schon hier bist, sollst du auch etwas zu trinken haben.›»
«Sie haben also zwei Gläser benutzt? Als Sie das Haus verlassen haben, Mr. Amery, wo genau haben sich da die Gläser befunden?»
«Wieder im Barschrank im Wohnzimmer», antwortete Amery prompt. «Sie hat sie abgewaschen, als ich noch da war.»
«Das haben Sie beobachtet?»
«Ja. Sie gab mir zu verstehen, daß ich verschwinden sollte, und räumte die Gläser ab. Ich hatte sogar noch einen Schluck in meinem drin. Sie ging mit den Gläsern in die Küche. Wir waren gerade mitten im Gespräch, so daß ich ihr zur Küche gefolgt bin. Ich stand im Türrahmen, und sie ging zur Spüle und wusch die Gläser ab.»
«Hatte sie dabei irgendwelche Schwierigkeiten?» Wimsey sprach in ruhigem und neutralem Tonfall.
«Was soll das denn heißen? Sie war doch nicht ungeschickt oder so etwas, nur weil sie schön war. Sie hat kein leichtes Leben gehabt, sie wußte, was Arbeit ist.»
«Ihre Fingerabdrücke sind doch auf dem Stiel eines der Gläser gefunden worden», probierte es Wimsey. «Versuchen Sie bitte, sich zu erinnern, sich ganz genau zu erinnern, wie Sie die Gläser angefaßt haben.»
«Wir haben daraus getrunken, wie man eben aus Gläsern trinkt», sagte Amery und mußte wieder die Stirn runzeln. «Dann kam sie zu mir, sie hatte ihr Glas in der Hand, und nahm meins von dem Beistelltisch neben dem Sessel. Ich habe mich natürlich auch schon gefragt, Lord Peter, wie man Fingerabdrücke auf einem Glas finden kann, das schon abgewaschen worden ist. Ich dachte, der Polizist hat sich das Ganze ausgedacht, um mich in eine Falle zu locken. Aber Rosamund hielt sie beide zusammen, am Glas selbst, verstehen Sie, nicht am Stiel.»
«Was erklären würde, daß Ihre Fingerabdrücke auf dem Stiel nicht verschmiert worden sind», meinte Wimsey.
«Und weiter?»
«Sie nahm sie mit in die Küche und spülte sie unter dem Wasserhahn aus.»
«Unter dem Wasserhahn?»
«Sie hat sie auf dem Ablauf abgestellt und sie dann nacheinander aufgenommen. Sie hielt sie dabei am Kelch fest, wie wenn man eine Flüssigkeit im Glas herumschwappt, und ließ das Wasser darin kreisen. Dann hat sie sie umgedreht wieder auf den Ablauf gestellt.»
«Und die ganze Zeit lief der Wasserhahn?»
«Ja. Dann hat hat sie die Kelche schnell mit dem Geschirrtuch ausgewischt, sehr schnell, und ging damit wieder ins Wohnzimmer, um sie zurückzustellen.»
«Mr. Amery, Sie sind sich vollkommen sicher, daß sich das alles so abgespielt hat?»
«Absolut sicher. Sie finden es ganz bestimmt merkwürdig, daß irgendwelche Fingerabdrücke das alles überlebt haben, was?»
«Fingerabdrücke sind manchmal sehr hartnäckig», antwortete Wimsey und stand auf, um sich zu verabschieden.
«Sie werden
Weitere Kostenlose Bücher