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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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reagierte, ging ich diesmal um das Haus herum nach hinten und sah von der Veranda aus durch die Fenster. Ich sah Mrs. Harwell am Feuer sitzen. Es ist ausgeschlossen, daß sie meine Anwesenheit nicht bemerkte, da ich gegen die Fensterscheibe klopfte. Sie ließ mich jedoch nicht herein.
    Ich begriff schließlich, daß sie nicht mit mir zu reden wünschte, und mir war nun schon sehr kalt. Außerdem hatte ich mein ganzes Geld für die Zugfahrkarte und das Essen im Pub ausgegeben. Daher machte ich mich auf den Weg zum Haus meiner Mutter in Barnes, denn dies war um einiges näher als meine Unterkunft in London. Dieser Marsch dauerte fast den Rest der Nacht. Früh am Morgen bestieg ich den ersten Bus, der über Kingston Bridge fährt, und erreichte Bar nes etwa um halb sieben. Meine Tortur hatte mir eine ernste Erkältung eingetragen, und ich legte mich ins Bett und wußte nicht, was Mrs. Harwell zugestoßen war, bis ich drei Tage später in meine Londoner Unterkunft zurückkehrte und erfuhr, daß die Polizei nach mir suchte.

    Peter las das Dokument einige Male konzentriert durch und ging dann damit zu Harriet, um es ihr zu zeigen.
    «Was hält die schreibende Zunft davon, Harriet, kannst du mir das sagen?»
    Harriet las es sich durch. «Ich habe einige Schwierigkeiten, mir Claude Amery als Mörder vorzustellen», sagte sie schließlich. «Auch wenn er zu mir gesagt hat … Ich nehme an, die Polizei wird das alles überprüfen, oder?»
    «Es könnte so konstruiert sein, daß es nicht leicht ist, es zu überprüfen», meinte Peter. «Wir könnten Bunter einen Satz Dartpfeile kaufen und ihn aussenden, damit er sie auf ein Ziel im Hare and Hounds losläßt … Aber selbst wenn er jemanden finden sollte, der sich an Amery erinnert, würde das nur – wieviel? eineinhalb Stunden? – von der verhängnisvollen Nacht abdecken.»
    «Trotzdem lohnt es sich vielleicht», sagte Harriet.
    «Kann Bunter denn Darts spielen?»
    «Wenn nicht, dann wäre das die erste Unvollkommenheit, deren ich den Mann überführe», antwortete Peter.
    «Man könnte Bunter tatsächlich hinschicken. Aber weißt du, die Sache hat einen Haken. Wenn Amery lügt, dann wird er sich darum gekümmert haben, daß alles, was an der Geschichte irgend nachprüfbar ist, auch bewiesen wird. Wenn er die Wahrheit sagt, dann liegt es im Schoß der Götter, ob sich irgend jemand tatsächlich an ihn erinnert oder nicht.»
    «Und was den Rest seiner Geschichte angeht …»
    «Wenn er es darauf angelegt hätte, dann hätte er sich schwerlich etwas ausdenken können, was für die Ohren eines Polizisten noch weniger glaubwürdig klingt.»
    «Ich weiß nicht, ob ich es unglaubwürdig finde.»
    «Sagst du mir den Grund?»
    «Kein andrer ist's, als eines Weibes Grund.»
    «Er scheint dir so, nur weil er dir so scheint?»
    «Ach, weißt du, Peter, Claude ist zwar schon ein Waschlappen. Aber er ist nicht dumm. Und was dazukommt: Er ist Dramatiker.»
    «Wenn er sich also eine Szene ausdenken würde …»
    «Dann wäre alles aufeinander aufgebaut. Es wäre glaubwürdiger als das Leben selbst. Und es käme Dialog darin vor, er hat etwas übrig für Dialog.»
    «Du mußt die literarische Form des Dokuments berücksichti
    gen. Eine Aussage auf einer Polizeiwache wird so paraphrasiert, wie sie von einem Sergeant, dem das Schreiben schwerfällt, mit versteinertem Gesicht in sein Notizbuch aufgenommen wurde.»
    «Du meinst, das hier ist vielleicht nur annäherungsweise das, was Amery tatsächlich gesagt hat?»
    «Inhaltlich gesehen, wird es wohl korrekt sein, wenn vielleicht auch nicht, was den Stil der Prosa angeht. Die Hauptsache an seiner Aussage ist, daß Harwell als Täter nicht mehr in Frage kommt. Kannst du dir einen Grund vorstellen, warum Amery in diesem Punkt absichtlich falsch aussagen sollte? Würde er sich selbst belasten, um den zu schützen, der sein Stück fördert?»
    «Ganz bestimmt nicht», meinte Harriet. «Aber ich verstehe nicht, inwiefern er Laurence Harwell entlastet.»
    «Vom Zeitplan her», antwortete Peter. «Harwell hat kurz nach zwölf in Hyde House gegen die Türen gehämmert. Und wenn Amery Rosamund noch ungefähr um eins am Leben gesehen hat …»
    «Natürlich.»
    «Und indem er Harwell entlastet, wird es nur wahrscheinlicher, daß sich die Schlinge um seinen eigenen Hals fester zieht. Nach seiner eigenen Darstellung war er der letzte, der sie lebend gesehen hat. Und nach seiner eigenen Darstellung war er verzweifelt und fühlte sich von ihr gekränkt. Da

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