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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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suchte mich Rose Chanter in Begleitung von Mary Moles auf Die beiden Mädchen waren übereingekommen, mich um Rat zu fragen, was sie nun tun sollten. Die Wahl war auf mich gefallen, da ich schon mehr als sie selbst von der Welt gesehen hätte und vertrauenswürdig genug sei, nichts über das heimliche Stelldichein von Rose an Mrs. Chanter zu verraten – ob direkt oder über Umwege. Beide sind, wie Sie sich vorstellen können, Mylord, sehr aufgewühlt angesichts der Klemme, in der sie nun stekken, und das beste Wort, um Mary zu beschreiben, ist offenbar ‹starr vor Schreck›. Ihr ist selbstverständlich bewußt, daß sie die letzte ist, die Mrs. Harwell lebend gesehen hat, und sie hat große Angst, daß jemand anderes das herausfindet und ihr Betrug und ihr Schweigen sie belasten könnte. Auf der anderen Seite steht sie eindeutig unter dem starken Einfluß von Rose, die ihr eingeschärft hat, sich an ihr Versprechen zu halten.
    Hier nun Marys Darstellung der Ereignisse an dem verhängnisvollen Abend. Sie ging zum Rose Cottage und stellte sich bei Mrs. Harwell vor. Sie war sehr nervös und rechnete sogar fast damit, wieder heimgeschickt zu werden. Sie erzählte Mrs. Harwell, daß sie gekommen war, die Arbeiten zu erledigen, die sie Rose aufgetragen hätte, da diese sich nicht fühlte. Mrs. Harwell wirkte sehr erregt und wollte in großer Eile den Tisch gedeckt sehen, obwohl es erst fünf Uhr war. Sie wies Mary an, den Tisch zu decken, während sie selbst den Essenskorb auspackte.
    Dann gab es eine Auseinandersetzung mit Mary, weil Mrs. Harwell nicht damit zufrieden war, wie sie den Tisch gedeckt hatte. Mrs. Harwell schalt sie einen Trampel. Wie sie mir erklärte, hat Mary noch nie von der Kunst des Tischdekkens gehört und wußte nicht, wie man Servietten faltet oder wohin Messer und Gabel gehören und dergleichen mehr. Als Mrs. Harwell merkte, daß Mary wirklich keinen Begriff von den Erfordernissen hatte und sehr eingeschüchtert war, sagte sie, es sei schon gut, und zeigte ihr genau, wie sie es machen solle. Sie deckten den Tisch dann zusammen. Es sah sehr hübsch aus, sagt Mary.
    Dann aber klärte sich auf, warum eine solche Eile geboten war. Nachdem Mrs. Harwell Mary einen Brief und das Geld für eine Bahnfahrkarte gegeben hatte, bat sie sie, ihn umgehend bei einer Londoner Adresse abzuliefern. Sie erklärte, daß sie wegen der Telefonstörung keine Verbindung erhalten habe. Sie habe es den ganzen Nachmittag versucht. Wenn aber Mary sofort losginge, würde sie den Zug um halb sechs erreichen und käme noch rechtzeitig an. Mary war in höchster Aufregung. Sie konnte unmöglich nach London fahren, ohne später als von ihrer Mutter erwartet wieder nach Hause zu kommen. Diese war im Glauben, Mary wäre zum Tee bei einer Freundin. Und darüber hinaus war sie von der ganzen Aufgabe heillos überfordert: Sie war nie zuvor im Leben in London gewesen, abgesehen von ihrem sechsten Geburtstag, wo ihr Onkel sie mit in den Zoo genommen hatte. Sie hatte nicht die geringste Vorstellung, wie sie eine Adresse in London finden sollte.
    Aber auf der anderen Seite hatte sie Angst, Mrs. Harwell ein weiteres Mal auf sie böse zu machen, und so nahm sie also den Brief, verließ den Bungalow und machte sich auf die Suche nach Rose. Sie wollte ihr den Brief und das Geld übergeben, damit Rose damit nach London fahren würde.
    Es hat nun den Anschein, daß Rose auch Mary nicht alles anvertraut hatte, denn Mary wußte nicht, daß sie Rose bei Ronald zu Hause finden würde, und zog statt dessen durch das ganze Dorf und suchte an allen möglichen Orten nach Rose. Als sie die beiden endlich auf dem Nachhauseweg von ihrem Schäferstündchen traf, war es schon fast acht Uhr – viel zu spät, um noch eine Einladung zum Abendessen zu überbringen. Rose sagte Mary, sie solle heimgehen. Und was ist mit dem Brief? wollte Mary wissen. Schmeiß ihn weg, sieh zu, daß du ihn los wirst, hat Rose geantwortet.
    « Was soll ich Mrs. Harwell sagen, wenn sie mich fragt, was damit passiert ist?» fragte Mary. Rose antwortete ihr, es würde Tage dauern, bis Mrs. Harwell es herausfinden würde, und sie könne sich ohnehin nie sicher sein, ob der Adressat nur angab, ihn nie erhalten zu haben, oder ob er tatsächlich niemals angekommen sei. «Sie wäre nicht die erste, die bei einer Verabredung zum Essen versetzt wird», hatte Rose gesagt. «Zur Not kannst du immer sagen, du hast ihn verloren, also, los jetzt, verlier ihn!»
    ABER MARY HAT IHN STATT DESSEN

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