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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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verstehe nicht viel von kalten Herzen. Aber ich wollte Ihnen vorschlagen, daß wir Frauen uns mit kühlem Kopf mit diesem Problem beschäftigen. Würde es Ihnen etwas ausmachen, Ihren Mantel wieder anzuziehen und mit mir nach draußen zu kommen?»
    Harriet führte ihren Gast hinunter ins Untergeschoß des Hau
    ses. Am Fuß der Treppe angekommen, befanden sie sich in einem Flur, der in der einen Richtung zu einer Tür an der Straßenseite des Hauses führte, in der anderen Richtung zu einer Tür in den Garten. Rechts und links gingen weitere Türen zu den Unterkünften der Dienstboten, zu den Küchen und den Lagerräumen ab. Die verglaste Hintertür öffnete sich auf einen Ziegelpfad durch den Garten, der am Zierbrunnen vorbeiführte, wo immer noch der Delphin und der Amor im leeren Wasserbassin den Stand der Bildhauerkunst repräsentierten. Ohne Wasser mußte sich der Delphin noch weniger heimisch fühlen. Wenn andererseits aber der Springbrunnen in Betrieb wäre, so sähe sich gewiß der Amor unerfreulichen klimatischen Bedingungen ausgesetzt. Wie in den meisten Londoner Gärten gab es auch hier ein schmales Rasenrechteck, das von Blumenrabatten eingefaßt war. Ein großer alter Apfelbaum spendete am hinteren Ende des Gartens Schatten, da, wo die Stallungen lagen. Und die waren es, auf die die beiden Frauen zuhielten, über den feuchten Pflasterweg und unter den tropfenden Zweigen des Apfelbaums hindurch. Harriet zog den Schlüssel aus der Tasche. Nachdem sie hineingegangen waren, standen sie auf dem staubigen Fußboden in einem großzügigen Raum, an dessen einem Ende der Daimler vor den zwei Garagentüren geparkt war. Regale und eine Werkbank beherbergten das haushaltseigene Sammelsurium an Werkzeug und Gartengeräten, die Wand entlang auf dem Boden standen mehrere Ölkanister und ein Ersatzreifen. Dennoch nahmen der Wagen und die dazugehörigen Gerätschaften kaum ein Drittel des Platzes ein. Die restliche Fläche des Raums war an der einen Wand entlang immer noch von Pferdeboxen, inklusive Futtertrögen, in Anspruch genommen, und auf der gegenüberliegenden Seite befand sich eine Kammer für Sattel- und Zaumzeug. Daneben führte eine offene Treppe ins Obergeschoß. Die Frauen stiegen hinauf.
    Im Vergleich zum Halbdunkel der fast fensterlosen unteren Etage wirkte der obere Raum strahlend hell. Wieder erstreckte er sich über die gesamte Länge und Breite des Gebäudes, besaß aber an beiden Wänden Fenster. Auf der einen Seite blickte man auf die nun unbelaubten Zweige des Apfelbaums, durch die hindurch man noch einen Blick auf die Rückseite des Haupthauses erhaschen konnte. Die andere Fensterreihe gab den Blick in die malerische kopfsteingepflasterte Gasse frei, die hinter den herrschaftlichen Häusern verlief. Als die Herrschaftshäuser gebaut wurden, waren die Stallgebäude noch notwendig gewesen: Man hielt Pferde und fuhr in Kutschen. Und für Pferde brauchte man Stallungen und Pferdeknechte. Inzwischen reihten sich in dem kleinen Sträßchen ebenerdige Garagen mit Wohnungen im Obergeschoß aneinander, oder man hatte die Stallungen zu charmanten kleinen Cottages ausgebaut, die große Fenster anstelle der ehemaligen Stalltüren aufwiesen. Gegenüber hatte ein stolzer Eigentümer Blumenkästen angebracht, von denen der Efeu herunterrankte.
    Miss Fanshaw hatte die Hände in ihren Manteltaschen vergraben und ging im Raum umher. An der einen Stirnseite war sogar der alte viktorianische Kamin an seinem angestammten Platz erhalten, ein Trupp hoffnungsfroher Dohlen hatte auf dem Rost Nestbaumaterial aufgestapelt, es dann aber dem Lauf der Zeit und dem herabrieselnden Ruß überlassen. Auf den Bodendielen lag so dicker Staub, daß die Frauen Fußspuren hinterließen. Eine zweite, noch steilere Treppe führte abermals nach oben. Harriet ging voran.
    Unter dem Dach lag eine Reihe niedriger Mansarden, jede mit einem kleinen Fenster versehen, das zur Straße hinausging. Ein eisernes Bettgestell, das in einer der Kammern vor sich hin rostete, legte davon Zeugnis ab, daß hier die Pferdeknechte geschlafen hatten. Wie es schien, ohne Heizung und nur mit Kerzenlicht. Aber die Stuben hatten diese hübschen georgianischen Schiebefenster mit quadratischen Scheiben und zierlichen Streben. Der Flur vor den Mansarden wurde von nun schmutzigen Oberlichtern erhellt. Auf dieser Etage gab es keinen Ausblick auf den Garten. Harriet und die immer noch schweigsame Miss Fanshaw stiegen die Treppe wieder hinunter.
    Miss Fanshaw sah Harriet

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