Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
Vom Netzwerk:
ist interessant», sagte Wimsey. «Tatsächlich könnte es durchaus einer sein. Es gibt nämlich so etwas wie Zufälle. Es ist nicht dasselbe, wie wenn man sagt, ‹das kann kein Einhorn sein›, oder?»
    «Du hast gut theoretisieren. Ich weiß nur, wenn ein Polizist behauptet, etwas sei ein Zufall, dann bedeutet das, er hat es aufgegeben, zu versuchen, einen Sinn darin zu finden.»
    «Und sub specie aeternitatis ergibt alles irgendeinen Sinn?»
    «Sogar du, Wimsey, sogar du.»
    Inspector Bollin war ein rundlicher junger Mann, mit Tinte an den Fingern und einem beeindruckenden Stapel Papier in den Händen. Charles stellte ihm Lord Peter vor. Auf die Verbindung von Phoebe Sugden und dem Harwell-Fall angesprochen, Zufall hin oder her, wurde Bollin sofort verlegen. Es war offensichtlich, daß, obwohl Phoebes Heimatadresse irgendwo in seinen Notizen auftauchte, er nicht zwei und zwei zusammengezählt und erkannt hatte, wie nah die beiden Häuser in Hampton beieinanderstanden.
    «Ich bin nicht für den Fall Harwell zuständig, Sir», sagte er niedergeschlagen zu Charles. «Ich bin nicht auf den Gedanken gekommen, nachzuprüfen …»
    «Soweit wir wissen, ist es das Thema in Hampton», bemerkte Charles nachsichtig.
    «Miss Sugden verschwand von einer Adresse in London, Sir,
    wo sie annähernd zwei Jahre lang wohnhaft war. Ich habe keine Nachforschungen in ihrem Heimatort angestrengt, Sir.»
    «Es konnte Ihnen nicht bewußt werden, daß die Heimatadresse neben einer anderen lag, die in einer ganz anderen Untersuchung eine Rolle spielte», sagte Wimsey.
    «Nein, Mylord, das konnte es tatsächlich nicht», erregte sich Bollin. «Nicht daß ich nicht früher oder später auch darauf gestoßen wäre.»
    «Selbstverständlich wären Sie das», bestätigte Wimsey.
    «Möglicherweise», sagte Charles. «Was haben wir mittlerweile Neues im Fall von Miss Sugden?»
    Bollin begann mit einer Darstellung des Falls.
    Gloria Tallant alias Phoebe Sugden, gegenwärtig vierundzwanzig Jahre alt, war auf Kosten ihrer Eltern auf eine private Tanz- und Schauspielschule geschickt worden, wo sie einigermaßen erfolgreich war. Inspector Bollin hatte den Direktor der Schule befragt und bekam den deutlichen Eindruck, daß eher das Aussehen der jungen Frau als ihr schauspielerisches Talent Anlaß gab, sich auf eine große Rolle Hoffnungen zu machen. Gleichwohl ließ sie sich bei mehreren Agenturen eintragen und hatte nach und nach einige sehr kleine Rollen aufzuweisen. Dann hatte sie plötzlich großes Glück, als Sir Jude Shearman für die weibliche Hauptrolle in seinem neuen Stück eine rothaarige Schauspielerin brauchte, die im zweiten Akt ein paar Schritte tanzen sollte.
    «Sie hatte rotes Haar?» fragte Wimsey.
    «Sehr aufsehenerregendes rotes Haar, soviel ich weiß, Sir», antwortete Bollin. «Dies ist ihr Bild und eine Beschreibung.»
    Wimsey schaute sich das Foto und die Beschreibung an.
    «Ich werde immer mehr zu einem alten, verheirateten Mann, Charles», sagte er voller Bedauern. «Das Bild einer hübschen Frau läßt mich völlig kalt. Gut, Inspector Bollin, unsere Heldin bekommt also eine Bombenrolle.»
    «Es sollte sechs Wochen laufen, Sir. Sie hatte einige Schwierigkeiten, während der Proben den Regisseur zufriedenzustellen, aber alles war bereit für die Premiere. Das ist der Hintergrund, Sir. Dann erschien sie weder zur Generalprobe noch zur Premiere, und die zweite Besetzung mußte für sie einspringen. Zwei Tage später wurde die Polizei eingeschaltet.»
    «Zwei Tage später? Warum diese Verzögerung?»
    «Das war sehr bedauerlich. Aber die Eltern der jungen Frau waren den Winter über im Ausland. Soweit ich weiß, ist die Gesundheit der Mutter etwas angegriffen.»
    «Freunde? Verwandte?»
    «Sie lebte allein, Sir, in einer Ein-Zimmer-Wohnung in Southwark, recht nahe beim Westend. Abgesehen von den Leuten am Theater, gab es bloß einen Freund. Auf ihn komme ich gleich noch zu sprechen.»
    «Und am Theater wurde einfach angenommen, sie hätte die Produktion im Stich gelassen?»
    «So in etwa, Sir.»
    «Kommt es häufig vor, daß ehrgeizige junge Schauspielerinnen stiften gehen und ihre Hauptrolle der zweiten Besetzung überlassen?» fragte Wimsey.
    «Das weiß ich nicht, Sir, aber die Direktion kannte sie nicht gut genug, um sagen zu können, ob sie zuverlässig ist oder nicht. Sie war sozusagen ein unbeschriebenes Blatt. Sie schickten jemanden zu ihrer Wohnung, aber es wurde nicht aufgemacht, und die Nachbarn wußten von nichts.

Weitere Kostenlose Bücher