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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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ergriffen. Da er ihr unbekümmert versprochen hatte, in vollem Umfang Bericht zu erstatten, handelte es sich nun um eine Ehrensache, den anderen nicht nachzustehen, sondern durchzuhalten.
    Nach einigen Minuten erreichten sie das erste Wehr. Sie stiegen einer nach dem anderen auf einer einfachen Eisenleiter darüber und standen nun im ersten von Bazalgettes großen Auffangkanälen. Anders als die trägen Wasser des schlummernden Fleet strömten diese hier schnell dahin. Im Schein der Taschenlampen war eine undurchsichtige braune Flüssigkeit zu erkennen, die an dem Sims vorbeiwirbelte, auf dem sie standen. Ein durchdringender, ungesunder Geruch stieg ihnen in die Nasen.
    «Früher wurde das heraufsteigende Methan für die Londoner Straßenbeleuchtung genutzt», erklärte ihnen Mr. Snell. «Als man noch Gaslaternen hatte, natürlich. Falls einer der Gentlemen eine Packung Streichhölzer in der Tasche haben sollte oder ein Feuerzeug, muß ich Sie bitten, diese nicht anzurühren. Der kleinste Funke könnte hier eine Explosion auslösen.»
    «Und nur die Schwerkraft bewegt das Ganze von Westen nach Osten?» erkundigte sich Wimsey.
    «Im Prinzip ja, Sir. Aber zwei- oder dreimal müssen wir es über ein Gefälle hochpumpen, damit es weiter durch die Schwerkraft nach unten fließen kann. Wir können hier genug Methan gewinnen, um die dafür nötigen Turbinen anzutreiben.»
    Schräg gegenüber war eine bogenförmige Öffnung zu erkennen, wo ein dunkler Tunnel auf den Kanal stieß.
    «Da drüben geht der alte Fleet weiter, Gentlemen», informierte sie Snell. «Folgen Sie mir.»
    Sie wateten knietief durch den Kanal und bogen in den FleetTunnel ab. Unter ihren Füßen war es fast trocken. Sie gingen weiter hinein.
    «Ich hätte mehr Volumen bei einem so alten Gewässer erwartet», bemerkte Chief Inspector Parker. Seine Stimme wurde durch den Schal gedämpft, den er sich wegen des Gestanks über Mund und Nase gezogen hatte. Dennoch dröhnten seine Worte in dem hallenden Gang.
    «Wenn Sie einen Fluß in ein Kanalbett zwängen, Sir», wurde er beschieden, «dann schneiden Sie ihn von all den kleinen Rinnsalen ab, die ihn früher mit Wasser versorgt haben. Heutzutage führen die alten Flüsse nur noch Regenwasser, die tatsächlichen Abwässer laufen in die Querkanäle. Bei trockenem Wetter versiegen die alten Flüsse hier unten sehr schnell.»
    Die kleine Gruppe verfiel in Schweigen. So gingen sie eine ganze Weile weiter, einer stapfte hinter dem anderen in einigem Abstand durch die schmierigen Ablagerungen auf dem Grund des unterirdischen Flußlaufs. Weitere Tunnel mündeten hier und da seitlich in den Fleet, aus einigen sickerte Flüssigkeit. Es schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, bevor sie am Auffangkanal der mittleren Ebene anlangten. Wieder war da eine eiserne Trittleiter, die die Gruppe über das Wehr vom Fleet wegführte, hinein in den aus der viktorianischen Zeit stammenden Tunnel des Auffangkanals. Völlig desorientiert erreichten sie den Oberlauf des Fleet und kamen bald zu einem größeren Ausfluß, der sich von links ins Flußbett entleerte. Mit Hilfe ihrer Lampen konnten sie ihn ein gutes Stück bis zu einer Biegung einsehen.
    «Das hier ist vielleicht, was Sie suchen, Gentlemen», sagte Mr. Snell. «Das ist der erste Abzweig, der das Wasser von Seven Dials in das Kanalnetz leitet.»
    «Ist das der Cranbourne?» fragte Wimsey.
    «Nicht daß ich wüßte, Sir», antwortete Mr. Snell. «Ich bin
    mir gar nicht sicher, ob es einen Cranbourne als solchen jemals gegeben hat. Ich weiß nicht, wie früher der Abfluß vom Sumpf in den Fleet vonstatten gegangen ist. Und einen Cranbourne habe ich noch nie auf unseren Karten verzeichnet gesehen.»
    «Was zum Hades tun wir hier dann eigentlich?» erkundigte sich der Chief Inspector.
    «Ob das hier der Cranbourne ist oder nicht, tut nichts zur Sache, Sir. Wenn das Sumpfgebiet unter Seven Dials in den Fleet entwässert wird, dann kommt das Wasser an dieser Stelle ins System. Ich nehme an, es kommt durch viele kleine Zuflüsse hierher, die ihre Namen vor langer Zeit verloren haben, als sie unter der Erde verschwunden sind. Vielleicht gab es einmal einen Cranbourne. Vielleicht verläuft er hier irgendwo oder mündet hier ein. Vielleicht leitet das ganze Gebiet sein Wasser auch in den Cock-and-Pie-Graben, aber den können wir unmöglich finden, den Fleet aber haben wir direkt vor unserer Nase und können ihn abgehen.»
    «Werden diese Kanäle regelmäßig kontrolliert?» fragte

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