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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Eindruck, daß zwischen uns genügend Uneinigkeit herrscht, um Revolutionen oder Abdankungen zu rechtfertigen.»
    «Hältst du mir ein liebesphilosophisches Kolleg? Die Neugier verzehrt mich. Wie ist sie eigentlich, Bunters zukünftige Gemahlin?»
    «Mir ziemlich ähnlich, glaube ich. Vielleicht aus noch etwas bescheideneren Verhältnissen als ich. Mußte sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen und hat eine befriedigende Möglichkeit dafür gefunden. Es ist interessant, sich mit ihr zu unterhalten. Sie schätzt Bunter sehr. Unter anderen Umständen hätte aus ihr eine Dozentin in Oxford werden können … Aber Peter, erzähl mir, was Bunter gesagt hat.»
    «Ich habe in den ganzen zwanzig oder wieviel auch immer Jahren von seiner Seite noch keine derartige Gefühlsbekundung erlebt. Er ist überglücklich. Ich habe ihm erzählt, daß es deine Idee war.»
    «Das hättest du nicht tun müssen.»
    «Es stimmt zwar, daß mein Selbstbewußtsein im Moment Niedrigwasser hat, aber ich bin nicht so feige, daß ich mich mit den Federn meiner Frau schmücken müßte.»
    «Was hat Euer Selbstbewußtsein denn angeknackst, Mylord?»
    «Harwells Alibi. Aber lassen wir das. Ist der fähige Robert Templeton in die Tiefen der Highgate Pond vorgedrungen?»
    «Ich konnte es doch nicht so hindrehen. Ich mußte das Wehr an den Ausfluß eines Wasserreservoirs auf dem Land verlegen.»
    «Schade. Dann lege ich die Karte wieder weg.» Peter stand
    auf und ging zum Wandtisch, wo seine Landkarte von AltLondon noch auseinandergefaltet lag.
    «Aber es ist trotzdem faszinierend», sagte Harriet.
    «Wußtest du, daß im Hippodrom auch Wasserspiele veranstaltet wurden und daß sie das Becken aus einem Fluß gespeist haben, der unter dem Gebäude verlief?»
    «Nein, das wußte ich nicht. Ich habe nur von den ungesunden Gerüchen gehört, die unter der Bühne des …» Peter warf noch einmal einen Blick auf die Karte, die er schon zusammenrollen wollte. Er hielt inne und machte die Lampe auf dem Tisch an. Harriet hörte ihn leise pfeifen. Sie stand auf und beugte sich mit ihm über die Karte.
    «Was ist denn, Peter?»
    «Hier», sagte er, während er auf die Karte deutete.
    Eine gepunktete blaue Linie war auf der Karte eingezeichnet, die durch das Gebiet von Seven Dials verlief, das als Sumpfland verzeichnet war. Unter der Linie stand:
    «Verlauf des Cranbourne?» Eine Spekulation in einem ganzen Netz von vermuteten Zuflüssen des Fleet.
    Peter sagte ernst: «Harriet, ich glaube, ich habe gerade doch noch eine Möglichkeit gefunden, wie man aus dem Cranbourne-Theater herauskommt, ohne durch die Eingangstüren zu gehen. Wenn das stimmt, weiß ich vermutlich auch, wo Charles nach Gloria Tallant suchen sollte.»

17
    In stygischer Höhle allein Mit Schreckgestalten, in Ohr und Auge Unheil

    JOHN MILTON

    Der Fleet mündet bei Blackfriars Bridge in die Themse. Man kann ihn selbst nicht sehen, nur ein gähnendes schwarzes Loch, aus dem er sich auf das schleimige graue Kiesufer unter der Brücke ergießt, das je nach Gezeiten freigelegt ist. Bei Ebbe und bei trockenem Wetter ist das Wasser seicht, so daß es eher ans Tageslicht und in den freien Fluß der Themse sickert, als daß es fließen würde. Kaum zu erkennen in Schaftstiefeln, Schutzhelm und der wasserfesten Montur der Stadtentwässerung, ließen sich Chief Inspector Parker, Inspector Bollin und Lord Peter Wimsey von Mr. Snell führen, der für diesen Abschnitt zuständig war. Sie wateten nebeneinander durch einen breiten Tunnel, dessen feuchte Ziegeldecke sich in gut drei Meter Höhe über ihren Köpfen wölbte. Allmählich verengte und verfinsterte sich der Tunnel, so daß sie ihre Lampen einschalten mußten. Die Masse des Wassers um ihre Knöchel zwang ihnen einen gleitenden Gang auf, sie schlurften vorwärts, unfähig, die Füße anzuheben. Von den Strahlen der Lampen erfaßt, huschten Ratten auf einem Mauervorsprung entlang. Sie schauten unbeeindruckt in das Licht, anscheinend mit der gleichen Gering-Schätzung, die ihnen von den Menschen entgegengebracht wurde. Als die kleine Gruppe anhielt, hallte das Gewölbe vom Konzert plätschernder Tropfen und einmündender Rinnsale wider.
    Harriet hatte recht gehabt, dachte Lord Peter. Sie hatte schon bei dem Gedanken, an dieser Expedition teilzunehmen, eine etwas ins Grünliche spielende Gesichtsfarbe angenommen, trotz des potentiellen literarischen Nutzwerts, den sie daraus hätte ziehen können. Er aber hatte die Gelegenheit sofort beim Schopf

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