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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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als Harwell sich der Maske entledigen wollte. Er hat die Wahrheit gesagt. Man muß ihm nur noch eine einfache Frage stellen, nämlich, ob sich Rosamund bewegt hat, als er sie durchs Fenster beobachtet hat, und dann muß er ohne einen Makel aus der Haft entlassen werden.»
    «Wir können nicht einfach so eine Geschichte fabrizieren, wir müssen sie schon auch beweisen», sagte Charles noch nicht ganz überzeugt.
    «Bunter, mein Verehrtester!» rief Peter. «Als der verstopfte Abfluß Sie nicht die Früchte Ihrer fotografischen Arbeit ernten lassen wollte, haben Sie da Anstrengungen unternommen, ihn zu reinigen?»
    «Anstrengungen ja, Mylord, aber ohne Erfolg.»
    «Dann war er also noch verstopft, als Sie gegangen sind?»
    «So ist es.»
    «Und ist danach noch etwas mit dem Abfluß geschehen? War der Bungalow inzwischen bewohnt?»
    «Nein», sagte Charles. «Falls Harwell ihn nicht in der Zwischenzeit vermietet oder jemandem überlassen hat. Als er nach Hampton fuhr, um das verräterische Feuer abzubrennen, hat er das Haus nicht betreten. Ich werde sofort jemanden hinschikken, um eine Probe aus dem Abflußrohr zu entnehmen. Und wir werden in der Tat Amery deine Frage stellen.»
    «Kann ich das nicht machen?» bat Peter hoffnungsvoll.
    «Es war schließlich meine Idee.»
    «Du darfst mich in nichtoffizieller Mission begleiten», billigte ihm Charles zu.

    «Nein», antwortete Amery. «Sie saß reglos da. Sie saß einfach nur da und hat mich komplett ignoriert.»
    «Sind Sie absolut sicher, Sir, daß sie sich die ganze Zeit nicht ein einziges Mal bewegt hat, während Sie durchs Fenster guckten, an die Scheibe klopften und Mrs. Harwell zuriefen?» Parkers Stimme war ruhig, fast schon sanft zu nennen.
    In dem Bemühen, sich genau zu erinnern, runzelte Amery die Stirn. «Sie ließ ihre Hand fallen», sagte er schließlich. «Ihre Hand hatte auf der Armlehne gelegen, und sie ließ den Arm sinken, so daß die Hand herabhing.»
    Es schauderte Wimsey. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie der Arm von der glatten Oberfläche des chintzbezogenen Sessels glitt. Tote Masse – noch nicht lange tot. Später hätte bereits die Starre eingesetzt.
    «Und ihr Gesicht, Sir? Hat sich ihr Gesichtsausdruck verändert? Hätten Sie das erkennen können?»
    «Oh, ich war nahe genug dran, ich konnte sie gut sehen.» Amery wurde plötzlich gesprächig. «Ihr Gesicht hatte diesen frostigen Ausdruck – den hat sie meisterhaft beherrscht. Kein Muskel zuckte. So hat sie mich oft behandelt, gerade, wenn ich das Gefühl hatte, sie ermuntert mich, ist sie plötzlich in die Rolle der Eisfee geschlüpft, wurde kalt und distanziert. Die Kälte ging einem bis ins Mark. Sie war wie ein Engel, wie eine Statue. Es brach mir das Herz, aber was sollte ich machen? Ich konnte ihr nicht widerstehen.»
    « La Belle Dame sans Merci hält dich in Bann?» fragte Wimsey.
    «Ja», stimmte Amery zu. «Genau so, tatsächlich. Die Dichtung bringt es doch immer wieder auf den Punkt. Es spielte ein ganz leichtes Lächeln um ihre Lippen, als ob sie sich über meine Qualen amüsierte. Sie hat mich kalt abserviert, und ich habe sie niemals schöner gesehen.»
    «Sie hat Sie offenbar in ein Wechselbad der Gefühle getaucht, Sir, wie man so sagt», begann Charles. «Was aber diesen Abend angeht – würde es Sie trösten, daß sie Sie nicht ignoriert hat? Jedenfalls gehen wir davon aus. Wir nehmen an, daß sie zu diesem Zeitpunkt bereits tot war.»
    Amerys Gesicht nahm einen sehr leichten Grünton an. Er starrte Charles einen Moment lang an, kam dann schwankend auf seine Füße, murmelte: «Entschuldigen Sie mich, ich glaube, mir wird übel» und eilte aus dem Zimmer.
    «Armer Kerl», meinte Charles. «Wohl etwas zu dünnhäutig zur Welt gekommen.»
    «Ich glaube nicht, daß es angeboren ist», erwiderte Wimsey herzlos. «Es handelt sich eher um eine sorgsam gepflegte Haltung. Aber es ist schon alles ein bißchen hart für ihn. Wirst du ihm sagen, daß er ohne einen Makel aus der Sache raus ist?»
    «Ich werde ihm sagen, daß er nicht mehr unter Verdacht steht, daß wir ihn aber noch als Zeugen benötigen», antwortete Charles. «Und dann nehme ich einen oder zwei Constables mit und verhafte Harwell.»
    «Mir wäre lieber, du würdest damit noch ein bißchen war
    ten», sagte Wimsey.
    «Warum das denn?»
    «Laß uns das in Ruhe drüben im George and Dragon diskutieren. Ich treffe dich da, wenn du vor Amery dein Sprüchlein losgeworden bist.»

    «Das arme Bürschchen tut mir

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