Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
Vom Netzwerk:
bist.
    Nun gut, wir müssen unser bürgerliches Bestes versuchen. Aber ich bin froh, daß du einmal hereingeschaut hast.»
    Er sah seinem Schwager nach, der leichten Schrittes durch die Tür verschwand, und wurde von einem Gefühl der Niedergeschlagenheit erfaßt, als er sich erneut seinen Listen zuwandte.

    Mr. Paul Delagardie nahm an der französischen Riviera, wo er seine ältlichen Glieder wärmte, die würdevolle und in überaus wohlgesetzten Worten vorgetragene Kondolenzadresse von Monsieur Théophile Daumier entgegen.
    «Gestatten Sie mir daher, lieber Freund», schloß Monsieur Daumier, mit der dem Anlaß entsprechenden förmlichen Kleidung angetan, «Ihnen als dem Vertreter einer großen Nation, mit der Frankreich als Bündnispartner wie auch durch die Bande der gegenseitigen Zuneigung auf das engste verbunden ist, die aufrichtige Anteilnahme auszudrücken, die heute das Herz eines jeden Bürgers unserer Republik so sehr bewegt.»
    « Merci, mon cher, merci», erwiderte Mr. Delagardie.
    «Seien Sie versichert, daß ich zutiefst gerührt bin durch Ihren
    freundlichen Besuch und durch das Beileid, das Sie meiner Nation und mir, in Ihrem eigenen Namen wie auch in dem Ihrer Landsleute, in so liebenswürdiger Weise bekundet haben.»
    Daraufhin verbeugten sich die beiden Herren, schüttelten einander die Hände und ließen sich (es näherte sich die Stunde des déjeuner ) zu einem apéritif nieder.
    «Genau genommen freilich», bemerkte Mr. Delagardie, «bin ich keineswegs ein Repräsentant meiner Nation. Tatsächlich bin ich ganz froh, jetzt nicht in London zu sein, wo die Empfindungen des durchschnittlichen Engländers zweifellos in dieser einzigartigen Mischung aus Gefühlsduselei und Snobismus ihren Ausdruck finden, die die öffentlichen Meinungsäußerungen unseres bemerkenswerten Volkes auszeichnet.»
    Monsieur Daumier hob mißbilligend die Augenbrauen.
    «Manch einer», erklärte Mr. Delagardie weiter, «wird zweifellos ehrlich erschüttert sein. Meine Schwester, mit der ich vieles gemein habe, wird jene natürliche Melancholie empfinden, die jedes Ende eines Geschichtsabschnitts begleitet. Und mein Neffe Peter, der von Zeit zu Zeit ein Bewußtsein für die Bedeutung der öffentlichen Angelegenheiten zeigt …» Er machte eine Pause und fuhr dann etwas weniger gewiß fort: «König Georg garantierte Sicherheit, und das Land hatte sich an ihn gewöhnt. Dem Wandel können die Engländer nichts abgewinnen, und jeder neue Gedanke ist ihnen zuwider. Ich sage es noch einmal, darüber, zur Zeit nicht in England zu sein, muß man sehr froh sein.»
    Nachdem sein Freund gegangen war, saß Mr. Delagardie lange da und schaute aus seinem Fenster über die Palmen hinweg auf das blaue Wasser des Mittelmeers. Einmal wollte seine Hand nach der Zeitung greifen, die neben seinem Ellbogen lag, aber er hielt inne und widmete sich weiter seinen Gedanken. Bald nahm er mit einem ungeduldigen Seufzer einen in Zeitungspapier eingeschlagenen Roman zur Hand und begann, mit entschlossener Konzentration zu lesen. Etwa fünfzehn Minuten später legte er den Band beiseite, nachdem er mit einem Lesezeichen sorgfältig die Stelle gekennzeichnet hatte, und läutete nach dem Diener.
    «Victor», sagte er zu ihm, als dieser eintrat, «buchen Sie Plätze im Schlafwagen, und packen Sie meine Tasche. Wir fahren heute abend noch nach London.»
    «Also», erklärte Harwell mindestens zum zwanzigsten Mal, «es wäre Wahnsinn, die Premiere am Donnerstag wirklich stattfinden zu lassen. Hören Sie auf mich, und geben Sie eine Erklärung ab, die besagt, daß im Hinblick auf die nationale Katastrophe und so weiter die Aufführung des neuen Stücks von Mr. Clandon verschoben wird. Dann finden Sie einen neuen Titel, schreiben die Szene im zweiten Akt um und setzen eine Probe an, damit die Schauspieler nicht unnötig ins Grübeln kommen. Wenn Sie das so machen, werde ich weiter hinter der Show stehen, es wird schon schiefgehen.»
    Er sah sich mit dem herausfordernden Selbstbewußtsein eines Mannes um, der bereit ist, da sein Geld auf dem Spiel steht, Stütze und Stab für ein Projekt kleinmütiger Angsthasen zu sein.

    «Erwartest du wirklich von mir», erkundigte sich Claude Amery, «daß ich den Tag im Kalender rot anstreiche, an dem du mich zum Lunch gebeten hast?» Dieser bemerkenswerte Satz klang hinlänglich glaubwürdig, wenn auch ein wenig theatralisch, als ob er, da er gerade ein Stück abgeschlossen hatte, nun von einer Art vorweggenommener

Weitere Kostenlose Bücher