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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Schuld der Frau gewesen sein, aber beim zweiten Mal fingen die Leute doch an zu reden. Nicht die Art von Mensch, die dir zusagt. Warum fragst du?»
    Sie reichte ihm den Brief hinüber.
    «Grundgütiger!» Harwell spürte einen Moment lang den Stachel krank machender Unruhe. Wenn nun Shearman glaubte, daß Claude Amery irgend etwas zu bieten hatte … Nein! Dieses Mal konnte der Kerl unmöglich darauf hoffen, ihm eine Nase zu drehen. Es gab eine bessere Erklärung, wesentlich wahrscheinlicher und unendlich viel tröstlicher: «Oh, ich durchschaue diesen Shearman. Er will sich mit Harriet Wimsey gut stellen, weil Harriet Vane ein großer Name ist und sie ja eines Tages ein Theaterstück schreiben könnte. Sie hat auf alle Fälle einen hohen Snob-Faktor. Wahrscheinlich denkt er, sie hat ein persönliches Interesse an Amery.» Er überflog den Brief noch einmal.
    «Völlig klar, das ist es. Er sagt, er kennt seine Bücher, meine Güte! Glaubst du wirklich, Shearman verschwendet seine Zeit darauf, sich Lyrikbändchen aus Bloomsbury zu Gemüte zu führen? Sag Amery ruhig, er soll ihm auf jeden Fall das Ding schicken, aber er braucht keine allzu großen Hoffnungen in Shearman zu setzen.»
    «Könntest denn nicht du das Stück in irgendeinem passenden Moment Shearman gegenüber erwähnen, Laurence? Mir wäre es viel lieber, wenn du die Sache ins Rollen bringen würdest. Claude muß es doch eigenartig finden, wenn ich über jemand anderen bei Shearman eingeführt werde, wo ich doch einen Ehemann beim Theater habe.»
    «Ach, aber das ist vollkommen gang und gäbe. Jeder versucht, mit allen Methoden und ohne sich um die Form zu scheren, irgendwo einen Fuß in die Tür zu kriegen. Sollte ich ihm das Stück anpreisen, würde das Shearman nur davon abschrekken. Wir beide sind niemals einer Meinung, was Theaterstücke angeht.»
    «Dann sag ihm doch, daß es dir nicht gefällt. Vielleicht reizt es ihn dann.» Sie schenkte ihm ein flehentliches und gleichzeitig verschmitztes Lächeln.
    Harwell zögerte. Zu geben, wenn man um etwas gebeten wurde, und sei es ein halbes Königreich, das galt wohl als eine der freudensreichen Seiten der Ehe. Und schaden konnte es ja vermutlich nicht. Rosamund wäre zufrieden, das Stück würde zu gegebener Zeit mit Dank zurückgeschickt werden, und er hätte alles versucht. Shearman hätte nicht genug Schneid, das Stück tatsächlich auf den Spielplan zu setzen, und wenn doch, dann würde es ein Reinfall werden. Es mußte ein Reinfall werden. Ausgeschlossen, daß sich die ganze unselige Geschichte um Die eherne Schlange wiederholen würde. Das war ein reiner Zufallstreffer gewesen. Trotzdem, vielleicht war es doch angeraten, sich den Text noch einmal genauer anzusehen. Diese elenden Wimseys – warum mußten sie sich da einmischen?
    «Paß auf, Darling. Ich werde folgendes machen: Ich lese es selber noch einmal durch, und wenn ich sehe, daß es die geringste Chance hätte …»
    «Kannst du es dann selbst herausbringen?»
    «Das kann ich nicht versprechen», sagte Harwell leicht erstaunt. «Dafür braucht man einen Intendanten und ein Theater.» Für Frauen sah immer alles so einfach aus. Wenn man versuchte, ihnen die ungeheure Komplexität der Diplomatie auf dem Parkett der Theaterwelt zu erklären, konnten sie einfach nicht begreifen, wovon man sprach.
    «Oh, Laurence, sei doch nicht albern. Natürlich würde jedes Theater ein Stück herausbringen, das du finanzierst!»
    Ihr Vertrauen in seine Omnipotenz schmeichelte ihm. Und es stimmte, daß er mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit schon irgendeinen Theaterdirektor – nicht jeden, Shearman zum Beispiel nicht – dazu bringen konnte, auch ein Stück aufzuführen, das wenig Geld einspielen würde. Das mußte freilich unter der Bedingung geschehen, wie er mit leiser Verachtung in Gedanken hinzufügte, daß er selbst sich bereit erklären würde, das Risiko allein zu tragen und für etwaige Verluste aufzukommen. Und einen Augenblick lang war er geblendet von der Vision, wie er in großartigem Gestus Tausende und Abertausende zum Fenster hinauswarf, damit ihn Rosamund weiterhin so ansehen konnte, wie sie ihn jetzt ansah. Wozu hatte er sie denn geheira tet, wenn nicht zu dem Zweck, jede ihrer Launen Wirklichkeit werden zu lassen, so unvernünftig sie auch sein mochte?
    «Hängt dein Herz so sehr daran?»
    «Oh, Laurence!»
    «Du kleine Hexe», sagte er. «Wenn du mich einwickelst, lasse ich mich wohl zu jeder Torheit hinreißen.»
    «Zu jeder?»
    Ihr Lächeln

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