Untitled
meinen würde, daß es ganz nach einem Stelldichein im Liebesnest aussieht, oder ob eine solche Idee nur meiner schmutzigen Polizistenphantasie entspringen würde.»
«Der Tisch war für zwei gedeckt. Sie hat also entweder ihren Mann erwartet oder … Was hast du denn bis jetzt herausgefunden, Charles?»
«Noch gar nicht viel. Meine Männer gehen von Tür zu Tür, um jemand zu finden, der etwas gesehen oder gehört hat. Harwell sagt, Mrs. Harwell wollte ein paar Tage auf dem Land verbringen, um ihre Nerven zu beruhigen oder so etwas, und er fing an, sich Sorgen zu machen, weil sie ganz alleine hier war, und ist heute in aller Herrgottsfrühe hier heruntergekommen. Er fand seine Frau tot im Bett. Er muß daraufhin offenbar ziemlich außer sich gewesen sein, und im Bungalow gibt es kein Telefon, aber nach und nach hat er die Fassung wiedergefunden und ist zur Polizeiwache gefahren, um Alarm zu schlagen.»
«Und hat vorher noch alle Türen abgeschlossen, ja? Hat er
angegeben, was ihm so zu schaffen gemacht hat, daß er hergefahren ist? Daß sie alleine hiersein würde, wird ihm doch wohl schon klar gewesen sein, als sie sich auf den Weg gemacht hat.»
«Er hat heute früh einen Bericht in der Times gelesen, über einen Überfall hier ganz in der Nähe, in Sunbury.»
«Ach, hat er?» fragte Peter. «Ich nehme an, du hast das überprüft?»
«Die Geschichte stimmt. Eine scheußliche Sache: Ein Mann ist in ein Haus eingebrochen und hat sich an einer älteren Frau vergangen, die allein gelebt hat. Ist dann mit Geld und Schmuck verschwunden.»
«Aber solange sich Mr. Harwell noch nicht erholt hat, kannst du ihn auch nicht fragen, ob hier irgendwelcher Schmuck fehlt.»
«Nein. Ich gehe nicht davon aus, daß da eine Verbindung besteht. Aber es würde trotzdem erklären, warum Mr. Harwell hierhergefahren ist.»
«Das könnte es schon. Aber was fängst du dann mit den anderen Problemen an?»
«Von welchen anderen Problemen sprichst du genau?» fragte Charles vorsichtig.
«Da hätten wir zum ersten eine eingeschlagene Fensterscheibe in der Terrassentür, die einem keinen Eintritt ins Haus verschafft. Wer auch immer sie eingeschlagen hat, er wäre damit an die Türklinke herangekommen, das gebe ich zu, aber er hätte die Tür nicht öffnen können.»
«Tja, ‹Wer auch immer es war› hat vielleicht nicht gewußt, daß die Tür nicht nur eine Klinke, sondern auch noch ein Schloß und einen Schlüssel hat, bevor er nicht die Scheibe eingeschlagen hatte und die Klinke herunterdrücken konnte. Nicht jeder kriminelle Schachzug ist von Erfolg gekrönt.»
«Nein, das stimmt. Aber wenn du recht hast – wie hat der Einbrecher sich dann Zutritt verschafft?»
«Mrs. Harwell könnte ihn hereingelassen haben.»
«Nachdem er die Scheibe eingeschlagen hat oder davor? Also, weißt du … Und dann ist da noch die Schlafzimmertür. Warum war die abgeschlossen?»
«Nun, eine Frau nachts allein in einem Haus – da ist doch nichts Eigenartiges daran, daß die sich einschließt, wenn sie schlafen geht.»
«Wenn. Aber sie war ja noch nicht schlafen gegangen. Oder gerade in dieser Sekunde. Sie war vollständig angezogen, sogar in Schuhen, und dieser lächerliche Kragen!»
«Dann muß sich der Mörder auf noch unbekanntem Wege in dem Moment Einlaß ins Haus verschafft haben, als sie die Tür gerade zugeschlossen hatte.»
«Was uns einen ziemlich engen Zeitplan bescheren würde, wenn wir den Zeitpunkt festsetzen könnten, wann sie zu Bett ging.»
«Der Gerichtsmediziner wird uns, sobald er kann, eine genauere Bestimmung des Zeitpunkts liefern, an dem der Tod eintrat. Seine erste Schätzung ist, kurz nach Mitternacht.»
«Und die Todesursache?»
«Asphyxie. Erstickt, möchte ich annehmen, nach diesen Bergen von Kissen zu schließen.»
«Vorsichtig, Charles. Etwas weitaus Gewalttätigeres, fürchte ich. Der starke Blutstau und die Gesichtsverfärbung – ein Erstickungstod hinterläßt weit weniger Spuren, glaube ich. Und außerdem war da noch dieser bemerkenswert deutliche Abdruck auf dem Kissen neben ihr.»
«Ja – vom Herunterdrücken beim Ersticken?»
«Neben dem Kopf, nicht darunter. Das gibt mir Rätsel auf. Und so oder so …»
«Wenn sie erstickt wurde, welches Kissen wurde dazu benutzt, und wo ist es?»
«Genau das. Na ja, Bunters Bilder werden uns bald helfen. Und die Gerichtsmediziner werden etwas finden, sobald sie die Leiche entkleidet haben.»
«Sicher. Nun …»
«Charles, altes Haus, warum rückst du nicht
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