Untitled
Situation sich verändert. Nach diesem Schuljahr zieht sie aus Washington fort. Ich weiß noch nicht genau, wohin sie gehen will. Aber wir werden sie auf alle Fälle nicht mehr oft sehen.«
Jannie fiel der Unterkiefer herab. »In der Schule ist sie auch ganz anders, Dad«, meinte Damon. »Das sagen alle. Sie wird so schnell wütend. Und sie guckt immer so traurig.«
Es tat mir weh, das zu hören. Ich hatte das Gefühl, dass es zum Teil meine Schuld war. »Sie hat Schreckliches durchgemacht«, sagte ich. »Man kann sich nicht mal vorstellen, wie schlimm es für sie war. Sie erholt sich immer noch von dieser grässlichen Sache. Und das kann noch ziemlich lange dauern.«
Jetzt hatte Jannie die Sprache wiedergefunden. Ihre Stimme klang überraschend kleinlaut. In ihren Augen stand Sorge. »Was ist mit Alex Junior?«
»Der kleine Alex bleibt bei uns. Das sind die guten Neuigkeiten, die ich versprochen habe.«
»Hurra! Hurra!«, rief Jannie und führte einen ihrer improvisierten Tänze auf. »Ich liebe Alex Junior.«
»Das ist echt super«, sagte Damon und strahlte. »Ich freue mich, wenn er nach Hause kommt.«
Ich war auch froh und fragte mich, wie ein einziger Moment so voller Freude und zugleich voller Traurigkeit sein konnte. Der Junge würde zu uns kommen, aber Christine würde fort sein. Jetzt war es offiziell. Ich hatte es Nana und den Kindern mitgeteilt. So leer und einsam hatte ich mich seit langem nicht gefühlt.
J e gefährlicher, desto größer das Lustgefühl. Das Superhirn kannte bereits die Wahrheit dieser Maxime, und das hier war in der Tat gefährlich. Geld war etwas Wunderbares, aber Geld allein genügte nicht. Es war die Gefahr, die ihm einen Adrenalinstoß bescherte und ihn auf Hochtouren brachte.
FBI-Agent James Walsh lebte allein in einem kleinen Ranchhaus außerhalb von Alexandria. Das Haus war ebenso schlicht und bescheiden wie Agent Walsh selbst. Es passte perfekt zu seiner Persönlichkeit. Es war ein »ehrliches« und »aufrichtiges« Heim.
Das Superhirn hatte wenig Schwierigkeiten, in das Haus einzudringen, und das verwunderte ihn nicht. Polizisten konnten unglaublich schlampig sein, was die Sicherheitssysteme ihrer eigenen Wohnung betraf. Walsh war nachlässig, vielleicht auch nur arrogant.
Das Superhirn wollte schnell hinein und rasch wieder weg, ohne unvorsichtig zu sein. Die Dielen knarzten. Das wusste er bereits – er war früher schon einmal im Haus gewesen.
Die Dielen knarzten leider immer noch, als er sich James Walshs Schlafzimmer näherte.
Je gefährlicher, desto besser. Je wahnwitziger, desto größer das Lustgefühl.
Damit war er immer am besten gefahren.
Langsam und geräuschlos drückte er die Schlafzimmertür auf und wollte gerade eintreten, als …
»Keine Bewegung!«, sagte Walsh aus dem halbdunklen Raum.
Er konnte den FBI-Agenten kaum erkennen. Walsh hatte hinter dem Bett Stellung bezogen. Er hielt eine Schrotflinte in den Händen. Walsh hatte das Gewehr immer unterm Bett liegen; er schlief nie ohne die Waffe.
»Sehen Sie diese Flinte, Mister? Sie zielt genau auf Ihre gottverdammte Brust. Ich werde nicht danebenschießen, das kann ich Ihnen versichern.«
»Ja, das sehe ich«, sagte das Superhirn und lachte leise. »Schachmatt, ja? Also haben Sie das Superhirn gestellt. Wie clever von Ihnen.«
Immer noch lächelnd, ging er auf Walsh zu.
Je gefährlicher, desto besser.
»Halt!«, rief Walsh ihn an. »Halt! Stehen bleiben, oder ich schieße. Halt! «
»Ja, wie Sie mir eben versichert haben«, antwortete das Superhirn.
Er blieb nicht stehen, verlangsamte auch die Schritte nicht – gnadenlos ging er weiter.
Agent Walsh drückte ab. Der Schuss sollte den Tod des Superhirns herbeiführen, sollte seine Welt zum Stehen bringen, die Serienverbrechen beenden. Doch nichts geschah.
»Oh. Und was haben Sie mir versichert, Agent Walsh?«
Das Superhirn hielt dem FBI-Mann seine Pistole an die Stirn. Mit der freien Hand strich er über Walshs Bürstenhaarschnitt.
»Ich bin das Superhirn, nicht du. Du wolltest mich unbedingt kriegen, aber ich habe dich gekriegt. Ich habe deine Schrotflinte entladen, Freundchen. Ich werde euch alle erwischen. Einen nach dem anderen. Walsh, Doud, Cavalierre. Vielleicht sogar Alex Cross. Ihr werdet alle sterben.«
I ch traf am Sonntag gegen Mitternacht bei James Walshs Haus ein. Mehrere Nachbarn liefen nervös auf der Straße umher. Ich hörte, wie eine ältere Frau seufzte und meinte: »So ein netter Mann. Was für eine
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