Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
Vom Netzwerk:
schien aber im Grunde harmlos zu sein – und er besaß meistens das Privileg, sich auf dem Gelände und in der Stadt frei bewegen zu dürfen.
    Nachdem ich das Profil nochmals gelesen hatte, kam mir der Gedanke, dass Szabos Sicherheitsjob bei der Bank im Hinblick auf seine mentale Störung haargenau richtig gewesen war. Wie viele andere Paranoide hatte Szabo eine Arbeit gesucht, wo er auf bestrafende, moralisierende Art tätig sein konnte, die überdies von der Gesellschaft akzeptiert wurde. Als Sicherheitschef der Bank konnte er seine paranoiden Bedürfnisse ausleben, jederzeit Angriffe von allen Seiten zu verhindern. Indem er die Peripherie der Bank schützte, schützte er unbewusst zugleich sich selbst.
    Ironie des Schicksals war, dass er durch eine Reihe erfolgreicher Banküberfalle bewiesen hatte – zumindest symbolisch –, dass es unmöglich war, sich vor Angriffen von außen zu schützen. Vielleicht war das sein Beweggrund gewesen.
    Sein tiefes Misstrauen erschwerte seine Behandlung im Krankenhaus, ja, machte sie nahezu unmöglich. Während der letzten achtzehn Monate war er viermal im Hazelwood gewesen und wieder gegangen. War das Veteranen-Krankenhaus seine Fassade für andere Aktivitäten gewesen? Hatte er Hazelwood als Versteck gewählt?
    Und – was am rätselhaftesten war – weshalb war er immer noch dort?
     
    A m Montagmorgen trat ich wieder meinen Dienst im Hazelwood an. Ich trug ein loses weißes Hemd über Cordsamthosen, die weit genug waren, um das Holster zu verbergen, das um mein Bein geschnallt war. FBI-Agent Jack Waterhouse war als Helfer zum Mitarbeiterstab hinzugekommen. Sampson arbeitete weiter als Träger, jetzt aber ausschließlich auf Station Fünf.
    Frederic Szabo tat weiterhin nichts, was unseren Verdacht erregt oder ihn auf irgendeine Weise verraten hätte. Drei Tage lang verließ er die Station nicht. Er schlief sehr viel auf dem Zimmer. Gelegentlich arbeitete er an einem alten AppleLaptop.
    Was, zum Teufel, machte er? Wusste er, dass wir ihn beobachteten?
    Nach meiner Schicht traf ich mich am Mittwochabend mit Betsey im Verwaltungsgebäude des Krankenhauses. Sie trug ein marineblaues Kostüm und blaue hochhackige Schuhe mit Riemchen. Sie war wieder ganz Arbeitstier. Zuweilen schien sie eine andere Person zu sein, distanziert und gedankenverloren.
    Sie war eindeutig ebenso frustriert wie ich. »Er hat mindestens drei Jahre an seinem großen Plan gearbeitet, nicht wahr? Vermutlich hat er irgendwo fünfzehn Millionen Dollar gebunkert. Er hat viele Menschen umgebracht, um das Geld zu bekommen. Und jetzt sitzt er im Hazelwood auf dem Arsch? Nie im Leben!«
    Ich teilte Betsey mit, was ich über Szabo dachte. »Er ist extrem paranoid. Er ist ein Psychopath. Womöglich weiß er sogar, dass wir hier sind. Vielleicht sollten wir uns aus dem Krankenhaus zurückziehen und von draußen observieren. Von Dr. Cioffi hat er die Privilegien zurückbekommen, sich auf dem Gelände und in der Stadt frei zu bewegen. Szabo kann nach Lust und Laune kommen und gehen.«
    Während ich sprach, zupfte Betsey ständig am Revers ihrer Kostümjacke. Ich hatte Angst, als Nächstes würde sie sich die Haare ausreißen.
    »Aber er geht nirgendwo hin! Er ist ein fünfzig Jahre altes Weichei! Ein totaler Verlierer.«
    »Das weiß ich, Betsey. Ich habe Szabo drei Tage lang beobachtet, wie er geschlafen und im Internet Spiele gespielt hat.«
    Sie lachte kurz. »Demnach hat er fünf perfekte Verbrechen begangen, jedenfalls soweit wir wissen. Und jetzt hat er sich auf der grünen Wiese zur Ruhe gesetzt?«
    »Ja. Auf der Spielwiese der Irren«, sagte ich.
    »Willst du hören, wie mein Tag gelaufen ist?«, fragte sie.
    Ich nickte.
    »Na schön, ich bin zur First Union Bank gegangen und habe
    mit allen gesprochen, die dort waren, als Szabo für die Bank gearbeitet hat. Man hielt ihn für ausgesprochen pflichtbewusst. Aber er war entsetzlich pingelig und immer darauf bedacht, alles genau richtig zu machen. Damit haben ihn einige Mitarbeiter öfter mal veräppelt.«
    »Veräppelt? Wie?«, fragte ich.
    »Szabo hatte einen Spitznamen, Alex. Und jetzt halt dich fest. Dieser Name war Superhirn! Der Name war ein Scherz . Jedenfalls wollte man Szabo damit auf den Arm nehmen.«
    »Na ja, jetzt hat er den Spieß umgedreht. Jetzt sind wir die Geleimten.«
     
    A m nächsten Tag ereignete sich etwas außergewöhnlich Seltsames. Als Szabo auf dem Korridor an mir vorbeiging, berührte er mich mit der Schulter. Es gelang ihm, entsetzt

Weitere Kostenlose Bücher