Untitled
zugeschlagen hat. Ich möchte noch einmal die alten Unterlagen durchgehen, Betsey. Auch die Personalakten.«
Sie war ein wenig verwirrt. »Okay, klar. Aber so ganz komme ich nicht mit. Was denkst du, Alex? Wonach sollen wir suchen?«
»Bei der First Union Bank wurden vier Angestellte umgebracht. Dafür gab es keinerlei triftige Gründe. Wir sind immer davon ausgegangen, dass er mit ihnen ein Exempel statuieren wollte. Warum alle diese Menschen? Es ergibt für mich keinen Sinn.«
Betsey schloss wieder die Augen. Ich konnte förmlich sehen, wie sich die Rädchen drehten und hörte beinahe die Gangschaltung. »Er wollte sich an den Banken rächen – und er wollte fünfzehn Millionen in bar.«
»Hört sich an wie er, nicht wahr? Er ist penibel und effizient. Lässt keinen Trumpf aus. Er will alles.«
Betsey schlug die Augen wieder auf und blickte mich durchdringend an. Dann schürzte sie die roten Lippen. »Da ist aber noch etwas. Und das ist wichtig.«
Ich küsste sie. »Und was ist das?«, fragte ich.
»Ich will trotzdem mit dir zurück aufs Zimmer. Die verstaubten, vergilbten Bankakten können wir hinterher immer noch durchsehen.«
Ich lachte. »Das scheint mir ein sehr kluger Plan zu sein. Besonders der erste Teil.«
U m drei Uhr nachmittags waren wir wieder im Außenbüro des FBI. Betsey hatte zuvor dort angerufen, und die Unterlagen der First Union lagen bereits in ihrem Büro. Wir vertieften uns in die Akten. Von einem Imbissstand an der Ecke ließen wir uns Eistee und Sandwiches kommen.
Zweimal.
»Warum sind wir beide so versessen darauf?«, fragte Betsey schließlich und blickte mich an.
»Wahrscheinlich hat der Mistkerl Walsh umgebracht und vielleicht auch Mike Doud. Er ist ein abartiges Schwein, und er ist irgendwo da draußen – und das ist verflucht beängstigend .«
Sie nickte mit ernster Miene. »Gib mir bitte den Stapel da herüber. O Gott, im Four Seasons war es so schön und erholsam und sonnig .«
Gegen dreiundzwanzig Uhr hielt ich ein kleines SchwarzWeiß-Foto in die Höhe. Ich hatte mich tief in die Personalakten der First Union vergraben.
»Betsey!«, rief ich.
»Mmm?« Sie war in ihre Unterlagen vertieft. »Dieser Typ war Sicherheitschefin der Bank. Betsey, er ist Patient auf Station Fünf im Hazelwood. Ich weiß, wer er ist. Ich habe diese Woche mit ihm geredet. Im Krankenhaus gibt es keine Unterlagen, nach denen er jemals für die First Union gearbeitet hat. Das ist unser Mann. Er muss es sein.« Ich reichte ihr das Foto.
Schnell einigten wir uns darauf, dass Sampson und ich morgen nach Hazelwood zurückgehen würden. In der Zwischenzeit würde Betsey sämtliche Informationen über den Patienten Frederic Szabo herbeischaffen. Verdammt, der dämliche Frederic
Szabo!
Es war möglich, dass Szabo trotzdem nichts mit dem Fall zu tun hatte, aber das schien höchst unwahrscheinlich. Szabo war Sicherheitschef bei der First Union Bank gewesen. Er war ein großer, bärtiger Patient im Hazelwood. Brian Macdougalls Beschreibung passte auf ihn. In seinem psychiatrischen Profil stand, dass er unter wiederkehrenden paranoiden Wahnvorstellungen litt. Szabo schien zu sehr in sich gekehrt, zu hilflos zu sein, als dass er das Superhirn sein könnte.
Doch in seinen Krankenhausakten stand nichts davon, dass er für die First Union gearbeitet hatte – das war der ausschlaggebende Hinweis. Angeblich hatte Szabo seit seiner Zeit in Vietnam alle möglichen Gelegenheitsarbeiten gemacht. Doch jetzt wussten wir, dass er gelogen hatte, was diese Jahre betraf.
Laut psychiatrischem Profil hatte Szabo eine paranoide Persönlichkeitsstörung. Er empfand tiefes Misstrauen gegen Menschen, vor allem gegen Geschäftsleute, und glaubte, diese würden ihn ausbeuten und betrügen. Er war überzeugt, dass jede Information, die er jemandem anvertraute, gegen ihn verwendet würde. Während seiner zweijährigen Ehe, von 1970 bis Ende 1971, war Szabo pathologisch eifersüchtig auf seine Frau gewesen und hatte übersensibel reagiert. Als die Ehe zerbrach, war er angeblich als Gelegenheitsarbeiter umhergezogen. Schließlich war er im Hazelwood gelandet und hatte Hilfe gesucht. Das war drei Jahre vor den Banküberfällen und ein Jahr nach seiner Entlassung bei der First Union gewesen. Während seiner häufigen Aufenthalte im Hazelwood war er immer kühl und unnahbar gewesen. Er hatte sich sowohl von den Patienten als auch von den Mitarbeitern des Krankenhauses fern gehalten. Nie hatte er einen Freund gewonnen,
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