Untitled
dem alten Wohnwagen bei St. Anthony Alex den Seelenklempner. Sampson und ich leerten ein paar Kästen Bier. Dann versuchten wir, es in der Turnhalle abzuarbeiten. Dazwischen verbrachten wir lange Arbeitstage.
An dem Tag, an dem sie zurückkam, fuhr ich zu Jezzies Wohnung. Auf dem Weg dorthin hörte ich mir wieder Derek McGinty im Radio an. Mein Talkshow-Bruder. Seine Stimme beruhigte meinen nervösen Magen. Einmal hatte ich ihn sogar in seiner Nachtvorstellung angerufen. Mit verstellter Stimme. Hatte über Maria gesprochen, die Kinder, darüber, daß ich schon zu lange am Abgrund stand.
Als Jezzie die Tür aufmachte, verblüffte mich ihr Aussehen. Sie hatte sich das Haar wachsen lassen und es so gefönt, daß es wie ein Sonnenrad aussah. Sie war braun und sah so gesund aus wie ein kalifornischer Rettungsschwimmer im August. Sie sah aus, als ob in ihrem Leben nie etwas schiefgelaufen wäre.
»Du siehst ausgeruht aus und so«, sagte ich zu ihr. In Wahrheit war ich etwas verärgert. Sie war abgefahren, ehe der Prozeß zu Ende war. Kein Abschied. Keine Erklärungen. Was sagte mir das darüber, wer sie war?
Jezzie war immer gut in Form gewesen, aber jetzt war sie schlanker und straffer. Die Ringe, die während der Ermittlungen im Kidnappingfall so oft unter ihren Augen gewesen waren, waren verschwunden. Sie trug Jeansshorts und ein altes TShirt, auf dem stand: WENN DU SIE MIT INTELLIGENZ NICHT BLENDEN KANNST, BRING SIE MIT BLÖDSINN DURCHEINANDER. Sie sah in jeder Hinsicht blendend aus.
Sie lächelte sanft. »Mir geht's viel besser, Alex. Ich glaube, ich bin fast geheilt.«
Sie kam auf die Veranda und in meine Arme, und ich fühlte mich auch ein bißchen geheilt. Ich hielt sie fest und dachte, daß ich eine Zeitlang ganz allein auf diesem seltsamen Planeten gewesen war. Ich sah mich auf der dürren Mondoberfläche. Es war an der Zeit gewesen, daß ich einen neuen Menschen fand, mit dem ich Zusammensein, den ich lieben konnte.
»Erzähl mir alles, was passiert ist. Wie ist es, wenn man von der Erde fällt?« fragte ich. Ihr Haar roch so frisch und sauber. Alles an ihr wirkte neu und aufgefrischt.
»Ehrlich gesagt, es ist ganz schön, von der Erde zu fallen. Ich habe immer gearbeitet, seit ich sechzehn war. An den ersten Tagen war es zum Fürchten. Dann war es schön«, sagte sie, den Kopf immer noch an meiner Brust vergraben. »Da war nur eins, was mir gefehlt hat«, flüsterte sie. »Ich hätte dich gern dabeigehabt. Falls das kitschig klingt, kann ich's auch nicht ändern.«
Das gehörte zu den Dingen, die ich hören wollte. »Ich wäre gekommen«, sagte ich.
»Ich mußte es so machen, wie ich es gemacht habe. Ich mußte einmal über alles nachdenken. Ich habe niemanden sonst angerufen, Alex. Keinen anderen Menschen. Ich habe eine Menge über mich herausgefunden. Vielleicht habe ich sogar herausgefunden, wer Jezzie Flanagan wirklich ist.«
Ich hob ihr Kinn und schaute ihr in die Augen. »Sag mir, was du herausgefunden hast. Sag mir, wer Jezzie ist.«
Arm in Arm gingen wir ins Haus.
Aber Jezzie redete nicht viel darüber, wer sie war, oder darüber, was sie in dem Cottage am See über sich herausgefunden hatte. Wir fielen in die früheren Gewohnheiten zurück, und ich muß zugeben, daß es Gewohnheiten waren, die mir gefehlt hatten. Ich fragte mich, ob ihr noch etwas an mir lag, und wie sehr sie sich gewünscht hatte, nach D.C. zurückzukommen. Ich brauchte ein Zeichen von ihr.
Jezzie knöpfte mein Hemd auf, und ich hatte nicht vor, sie daran zu hindern. »Du hast mir so gefehlt«, flüsterte sie an meiner Brust. »Hab' ich dir gefehlt, Alex?«
Ich mußte lächeln. Mein körperlicher Zustand in jenem Augenblick war eine eindeutige Antwort auf ihre Frage. »Was meinst du denn? Rat mal.«
Jezzie und ich wurden an jenem Nachmittag etwas wild. Ich mußte an die Nacht denken, in der der National Star vor dem Motelzimmer aufgetaucht war. Sie war eindeutig schlanker und straffer, wenn sie auch in guter Form gewesen war, ehe sie wegfuhr. Jezzie war außerdem am ganzen Körper braun.
»Wer ist dunkler?« fragte ich sie und grinste.
»Ganz eindeutig ich. Braun wie eine Beere, wie sie am See sagen.«
»Du blendest mich nur mit deiner Intelligenz«, sagte ich zu ihr.
»So, so. Wie lange halten wir das durch? Reden und uns anschauen, uns nicht berühren. Knöpfst du die restlichen Hemdknöpfe auf? Bitte.«
»Erregt dich das?« fragte ich. Die Stimme blieb mir leicht im Hals stecken.
»Mhm. Kannst du das Hemd
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