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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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von Tut-ench-Amons Grab benannt hatte. Und Pluto nach dem Herrn der Unterwelt. Brock stieß eine Holztür auf und trat in ein längliches Mansardenzimmer mit vergitterten Dachfenstern. Vor einen Ofen waren zwei Kordsessel geschoben worden. Dazwischen stand eine Holzkiste, auf der Zeitungen und Spielkarten lagen. Ein Sessel war leer, auf dem anderen saß der Ehrenwerte Ranulf alias Randy Massingham alias Pluto, bis vor kurzem beim britischen auswärtigen Dienst und anderen fragwürdigen Stellen; er trug eine bequeme blaue Strickjacke mit Reißverschluß von Marks & Spencer und, statt der üblichen Wildlederschuhe, ein Paar orangefarbener Schlafzimmerpantoffeln mit Kunstfellbesatz. Er saß vornüber gebeugt und hielt die Armlehnen gepackt, doch als er Brock erblickte, verschränkte er die Hände hinterm Kopf, schwang die Füße auf die Kiste und lehnte sich in gespielt entspannter Haltung nach hinten. »Mein Onkel Nat mal wieder«, schnarrte er. »Hören Sie, haben Sie meine Du-kommst-aus-demGefängnis-frei-Karte mitgebracht? Falls nicht, verschwenden Sie nämlich nur Ihre Zeit.«
    Brock schien diese Frage mächtig zu amüsieren. »Immer mit der Ruhe, Sir. Im Grunde unseres Herzens sind wir doch beide Beamte. Wann hätte jemals ein Minister am Wochenende ein mache, könnten gewisse Leute mir das übelnehmen. Wer oder was ist Dr. Mirsky, wenn er zu Hause ist?« fragte er nach dem Grundsatz, daß die besten Fragen eines Ermittlers diejenigen sind, deren Antwort er bereits kennt.
    »Nie gehört«, gab Massingham finster zurück. »Und ich will anständige Kleider von zu Hause. Ich kann Ihnen einen Schlüssel geben. William ist auf dem Land. Dort bleibt er so lange, bis ich ihm sage, daß er zurückkommen soll. Gehen Sie nur nicht dienstags oder donnerstags hin, wenn Mrs. Ambrose saubermacht.«
    Wieder schüttelte Brock den Kopf. »Ich fürchte, das ist absolut ausgeschlossen, Sir, zur Zeit jedenfalls. Womöglich wird das Haus überwacht. Und eine Spur, die von dort nach hier führt, ist wirklich das letzte, was ich brauchen kann.« Das war nicht ganz korrekt. Als Massingham so panisch kapitulierte, hatte er schlicht vergessen, Kleider zum Wechseln mitzunehmen. Brock, der die Schwäche seines Schützlings für feine Klamotten kannte, hatte die Gelegenheit genutzt, ihn zu demütigen, und ihm formlose Overalls und Wollhosen mit Gummizug zum Anziehen gegeben. »Also, Sir«, sagte Brock; er setzte sich, schlug ein Notizbuch auf und zückte Lilys Füller. »Ein Vögelchen hat mir gesungen, Sie und besagter Dr. Mirsky hätten in Nightingales miteinander Schach gespielt, und zwar im vorigen November.«
    »Dann tut Ihr Vögelchen lügen«, sagte Massingham, der, wenn er sich bedroht fühlte, zu primitiveren Ausdrucksformen neigte. »Sie und Dr. Mirsky hätten sich Zoten und dergleichen erzählt, sagt man mir. Aber sonst teilen Sie seine Ansichten nicht so sehr, stimmt´s ?«
    »Ich kenne ihn nicht, habe nie von ihm gehört, nie mit ihm Schach gespielt. Und richtig, die teile ich nicht, wenn Sie schon danach fragen. Ganz im Gegenteil«, erwiderte Massingham. Er nahm eine Zeitung, den Spectator, schlug sie auseinander und tat so, als läse er. »Und ich finde es ganz herrlich hier. Die Jungs sind reizend, das Essen ist phantastisch, die Lage göttlich. Ich glaub, ich kauf das Haus.«
    »Bei diesen Immunitätsgeschichten gibt es jedesmal das Problem«, erklärte Brock immer noch im freundlichsten Tonfall, »daß mein Minister und seine Leute wissen müssen, wogegen sie jemanden immunisieren sollen, und genau hier liegt der Hund begraben.« »Die Predigt kenne ich schon.«
    »Dann nehmen Sie sie sich vielleicht zu Herzen, wenn ich sie nun wiederhole. Es nutzt, mit Verlaub, überhaupt nichts, wenn Sie einfach irgendein Ihnen bekanntes hohes Tier vom Außenministerium oder sonstwo anrufen und sagen: ›Randy Massingham möchte ein paar Informationen gegen eine Immunitätsgarantie tauschen, also schwingen Sie mal Ihren Zauberstab, alter Freund! ‹ Das bringt nichts, nicht auf lange Sicht. Meine Vorgesetzten sind Pedanten. ›Immunität wogegen?‹ fragen sie sich. ›Gräbt Mr. Massingham einen Tunnel in die Bank von England? Belästigt er minderjährige Schulmädchen? Steht er mit dem Teufel im Bunde? Denn falls ja, war´s uns lieber, er würde es woanders versuchen.‹ Aber wenn ich Ihnen diese Frage stelle, frage ich vergebens. Denn was Sie mir bis jetzt erzählt haben, sind doch ehrlich gesagt nur Lappalien. Wir bieten Ihnen Schutz,

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