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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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dritter Versuch mit dem Zündschlüssel. Der Motor erwachte widerwillig zum Leben. »Bis nachher, Else. Sagen Sie ihm bitte, ich rufe ihn morgen an. Morgen früh. Vor der Arbeit. Und du laß diesen Quatsch«, befahl er Sammy. »Hör auf, so blöd mit dem Kopf herumzuwackeln.«
    Sammy hörte auf. Elsie Watmore sah den Wagen im Zickzack den Hang hinunter zum Hafen fahren. Dann zwei volle Runden um den Kreisverkehr drehen, ehe Oliver mit qualmendem Auspuff auf die Ringstraße einbog. Und während sie ihnen nachblickte, stieg wieder wie immer die Angst in ihr hoch; sie konnte nichts dagegen machen, wußte aber auch nicht, ob sie das überhaupt wollte. Angst nicht um Sammy, das war das Seltsame, sondern um Ollie. Die bange Furcht, daß er nicht zurückkommen würde. Jedesmal wenn er aus dem Haus ging oder mit seinem Wagen davonfuhr - selbst wenn er Sammy zu einer Partie Billard im »Legion« mitnahm -, ertappte sie sich dabei, wie sie ihm für immer Lebwohl sagte, genau wie früher, wenn ihr Jank in See gestochen war.
    Noch in Gedanken verloren, verließ Elsie Watmore ihr sonniges Plätzchen vor dem Haus, ging hinein und stellte zu ihrer Überraschung fest, daß Arthur Toogood immer noch am Telefon wartete.
    »Mr. Hawthorne hat den ganzen Nachmittag Vorstellungen«, erklärte sie hochmütig. »Er wird erst spät zurückkommen. Wenn es in seinen Zeitplan paßt, ruft er Sie morgen an.«
    Aber morgen reichte Toogood nicht. In höchster Vertraulichkeit gab er ihr seine geheime Privatnummer. Ollie solle ihn bitte anrufen, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit, Elsie, haben Sie verstanden? Er versuchte aus ihr herauszubringen, wo Ollie heute auftrat, aber sie blieb reserviert. Mister Hawthorne habe wohl ein Grandhotel in Torquay erwähnt, bemerkte sie blasiert. Und eine Disco beim Wohnheim der Heilsarmee, sechs Uhr. Oder auch sieben, das habe sie vergessen. Selbst wenn sie es nicht vergessen hatte, tat sie jedenfalls so. Es gab eben Zeiten, da wollte sie Ollie mit niemandem teilen, schon gar nicht mit einem schmierigen Provinzbankdirektor, der ihr, als sie ihn das letztemal wegen ihres Darlehens aufgesucht hatte, vorgeschlagen hatte, die Einzelheiten im Bett zu besprechen. »Toogood«, wiederholte Oliver entrüstet, als er um den Kreisverkehr fuhr. »Routinesachen. Ein Gespräch in aller Freundschaß. Blöder Hund. Verdammt.« Er hatte die Abzweigung verpaßt. Sammy lachte blökend. »Was gibt´s da noch zu unterschreiben?« wollte Oliver von Sammy wissen; er sprach wie immer mit ihm wie mit seinesgleichen. »Sie hat das verdammte Haus. Sie hat das verdammte Geld. Sie hat Carmen. Das einzige, was sie nicht mehr hat, bin ich. Und genau so hat sie es gewollt.«
    »Dann hat sie ja das beste von allem nicht mehr!« rief Sammy vergnügt.
    »Das beste von allem ist Carmen«, knurrte Oliver, und Sammy hielt eine Weile den Mund.
    Sie krochen einen Hügel hinauf. Ein ungeduldiger Lkw drängte sie an den Bordstein. Bei Steigungen hatte der Lieferwagen Probleme.
    »Was geben wir heute?« fragte Sammy, als er glaubte, so etwas gefahrlos fragen zu können.
    »Menü A. Springball, Zauberperlen, wo ist das Vögelchen, Windrädchen, die Welpennummer, Origami, bums und aus. Was ist denn jetzt schon wieder?« - denn Sammy hatte einen horrorfilmreifen Verzweiflungsschrei ausgestoßen. »Keine kreisenden Teller!«
    »Wenn noch Zeit ist, machen wir die Teller. Aber nur, wenn noch Zeit ist.«
    Die kreisenden Teller waren Sammys Lieblingsnummer. Er hatte Tag und Nacht geübt, und obwohl er niemals auch nur einen zum Kreisen gebracht hatte, hielt er sich seitdem für einen Star. Sie fuhren jetzt durch eine finstere Sozialbautensiedlung.
    Ein bedrohliches Plakat warnte vor Herzinfarkt, sagte aber nicht, was man dagegen tun konnte.
    »Halt nach Ballons Ausschau«, befahl Oliver.
    Das tat Sammy bereits. Er schob den roten Ball beiseite, stemmte sich in seinem Sicherheitsgurt nach vorn und streckte einen Arm aus dem Fenster. Vier Ballons, zwei grüne, zwei rote, sanken aus dem Fenster der Nummer 24. Oliver hielt auf dem Seitenstreifen, gab Sammy die Schlüssel, damit er schon mal ausladen konnte, und schritt dann mit wehendem Wolfsmantel - von See kam eine steife Brise - den kurzen Betonweg hinauf.
    An der Milchglasscheibe der Haustür klebte ein unansehnliches Spruchband mit der Aufschrift GLÜCKWUNSCH ZUM GEBURTSTAG MARY JO. Von drinnen roch es nach Zigaretten, Baby und Grillhähnchen. Oliver drückte auf eine Klingel und hörte durch das Kriegsgeschrei

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