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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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sein.« Unsicher, was sie mit dieser Bemerkung bezweckte, murmelte Oliver mit hochrotem Kopf irgend etwas Unverständliches. »Nun, mindestens zwei Leute haben Sie während der Vorstellung am Telefon verlangt«, sagte sie. »Falls es nicht zweimal derselbe war. Wollte Sie unbedingt sprechen. Ich habe die Zentrale angewiesen, zu sagen, daß Sie in flagrante sind - war das schlimm?«
    Das Haus der Heilsarmee am unteren Ende der Stadt war eine moderne Festung, gebaut aus roten Backsteinen, mit abgerundeten Kanten und Fenstern wie Schießscharten, die den Soldaten des Herrn ein nach allen Seiten freies Schußfeld boten. Da Elsie Watmore Wert darauf legte, daß Sammy nicht zu spät zum Tee nach Hause kam, hatte Oliver ihn unten in West Hill abgesetzt. Sechsunddreißig Kinder saßen an einem langen Tisch im Versammlungssaal und warteten darauf, daß sie Pommes frites aus Pappschachteln essen durften, die ihnen ein Mann im Biberpelzmantel mitgebracht hatte. Am Kopfende des Tischs stand Robyn, eine rothaarige Frau in grünem Trainingsanzug und mit einer Schmetterlingsbrille.
    »Hebt alle die rechte Hand«, befahl Robyn und machte es vor. »Nun hebt alle die linke Hand. So. Legt sie zusammen. Hilf uns, Herr, daß wir die Mahlzeit und den Abend mit Tanz und Spiel genießen können und nicht als etwas Selbstverständliches hinnehmen. Laß uns nicht über die Stränge schlagen und lenke unsere Gedanken auf all die armen Kinder im Krankenhaus und anderswo, die heute abend keinen Spaß haben. Wenn ihr mich oder den Leutnant so mit den Armen winken seht, unterbrecht ihr sofort, was auch immer ihr gerade tut, und verhaltet euch ganz still, denn entweder haben wir euch dann etwas zu sagen oder ihr seid zu weit gegangen.«
    Zu lärmender Kindergartenmusik spielten die Kinder Päckchen auspacken, galoppierende Elefanten und Stoptanzen. Sie spielten schlafende Löwen, und eine langhaarige neunjährige Venus war die letzte Löwin, die noch schlief. Malerisch auf dem Boden liegend, hielt sie die Augen fest zugepreßt, während Jungen und Mädchen sie ehrfurchtsvoll, jedoch ohne sichtbare Wirkung kitzelten.
    »Und jetzt auf die Beine, jetzt kommen Take That!« rief Oliver hastig, was Robyn mit wütendem Schnauben quittierte. Die Kinder sprangen mit den Armen fuchtelnd umher und machten die üblichen ekstatischen Bewegungen. Wie immer bekam Oliver bald Kopfschmerzen von dem Lärm und dem zuckenden Licht des Stroboskops. Robyn reichte ihm eine Tasse Tee und schrie ihm etwas zu, aber er konnte sie nicht hören. Er dankte ihr pantomimisch, aber sie ließ nicht locker. Er schrie »Danke« durch den Tumult, aber sie sprach so lange weiter, bis Oliver die Lautstärke etwas herunterdrehte und ihr den Kopf dicht an den Mund hielt.
    »Da ist ein Mann mit Hut, der Sie unbedingt sprechen will«, kreischte sie, ohne zu merken, daß die Musik jetzt leiser war. »Grün und mit hochgeschlagener Krempe. Oliver Hawthorne. Es ist dringend.«
    Oliver spähte angestrengt durch den flackernden Dunst und erkannte Arthur Toogood, der an der Teebar von dem Biberpelzmantel in Schach gehalten wurde. Toogood trug einen verbeulten Filzhut und über dem Anzug eine gepolsterte Skijacke. Das Stroboskop machte einen feisten Teufel aus ihm, als er grinsend seine Regenbogenhände schwenkte, um zu zeigen, daß er keine Angriffswaffe dabei habe.

    3
    Der Krankenhauschef rang mit orientalisch flehender Gebärde die Hände und bedauerte den Ausfall des Kühlsystems. Ein gespenstischer Arzt in blutverschmiertem weißen Overall pflichtete ihm bei. Das tat auch der Bürgermeister, der Istanbul angereisten englischen Diplomaten einen schwarzen Anzug angelegt hatte. »Das Kühlsystem soll im Winter erneuert werden«, dolmetschte der Konsul Ihrer Majestät für Brock, die versammelten Besucher verstanden nichts und nickten bloß. »Es soll, ohne Rücksicht auf Kosten, ein neues Gerät installiert werden. Ein britisches Gerät. Seine Exzellenz der Bürgermeister wird es persönlich einweihen. Der Termin für die Zeremonie ist bereits festgesetzt. Der Bürgermeister schätzt britische Produkte sehr. Er hat darauf bestanden, daß nur die besten Materialien angeschafft werden.« Brock quittierte diese Informationen mit einem schiefen komplizenhaften Lächeln, während der Bürgermeister seiner Begeisterung für alles Britische Nachdruck verlieh und seine Leute, die sich unbehaglich im Keller um ihn drängten, nachdrücklich nickend zustimmten. »Der Bürgermeister legt Wert auf die

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