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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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gefallen.«
    »Und ihr habt miteinander gesprochen«, sagte Oliver behutsam drängend.
    »Mit Paul sprechen wir über Fußball. Er erklärt mir die Feinheiten. Er ist glücklich. Es kommt selten vor, daß sein Vater und seine Mutter zusammen zu einer solchen Veranstaltung gehen. Wir sprechen auch über die Free Tallinn. Hoban macht den Vorschlag, Michail soll eine Bootsfahrt auf der Free Tallinn machen. Er führt ihn in Versuchung wie der Teufel. Das wird eine schöne Fahrt. Von Odessa durch den Bosporus, das ist schön. Das wird Michail sehr gefallen. Für Jewgenij soll es ein Geheimnis bleiben. Ein Geschenk, um ihn zu überraschen.« »Und Michail war einverstanden?«
    »Hoban war sehr raffiniert. Teufel sind immer raffiniert. Er hat Michail die Idee in den Kopf gesetzt, er hat dafür geworben, es aber so aussehen lassen, als ob die Idee von Michail gekommen wäre. Er hat Michail zu seiner guten Idee gratuliert. Er hat zu mir gesagt: Michail hat da eine großartige Idee. Er will mit der Free Tallinn fahren. Hoban ist böse. Das ist normal. An diesem Abend war er böser als sonst.«
    »Hast du Jewgenij oder Tinatin davon erzählt?« »Hoban ist Pauls Vater.«
    Sie waren in den Salon zurückgegangen, und offenbar hatte Aggie bei ihrer Ausbildung auch einige mütterliche Fertigkeiten erworben, denn sie hatte aus Brühwürfeln eine Bouillon zubereitet und zwei Eier hineingerührt, und jetzt saß sie neben Handgelenke und betupfte ihr das Gesicht mit Eau de Cologne aus dem Badezimmer. Und Oliver mußte unausweichlich an Heather in solchen Situationen denken, wenn er einmal galoppierendes Fieber und Schüttelfrost gehabt hatte; doch während es Heather immer mit einem wohligen Machtgefühl erfüllt hatte, wenn sie ihn umsorgen konnte, schien Aggie sich einfach für das ganze Universum verantwortlich zu fühlen, und das fand Oliver ebenso erfreulich wie beunruhigend, da er bis jetzt immer angenommen hatte, er stünde in dieser Hinsicht alleine da. Er hatte Tigers Tasche geholt, aus ihrem Inhalt aber lediglich schließen können, daß Tiger, wo auch immer er war oder nicht war, keine Sachen zum Wechseln hatte. Aggie hatte die Kalaschnikoff gesichert und in eine Ecke gestellt, und sie hatte frische Kerzen gebracht, weil sie wie Oliver einen Instinkt für Atmosphäre besaß und Zoya nicht mit dem unfreundlichen elektrischen Licht aus der Fassung bringen wollte.
    »Wer bist du?« fragte Zoya.
    »Ich? Ich bin bloß Olivers neue Flamme«, antwortete Aggie mit
fröhlichem Lachen.
»Was bedeutet das, bitte?«
    »Ich liebe sie«, erklärte Oliver, und dann sah er zu, wie Aggie Zoya mit einer Decke zudeckte, die Kopfkissen aufschlug, die sie von oben geholt hatte, und ihr noch mehr Eau de Cologne auf die Stirn tupfte. »Wo ist mein Vater?«
    Es folgte eine lange Pause, in der Zoya ihre Erinnerungen zu sortieren schien. Zu Olivers Verblüffung lachte sie plötzlich auf. »Es war so komisch«, sagte sie und schüttelte belustigt den Kopf. »Warum?«
    »Sie hatten uns Michail gebracht. Aus Odessa. Erst bringen sie ihn nach Odessa. Dann gibt Jewgenij ihnen Geld, damit sie ihn hierher nach Istanbul schicken. Der Sarg war aus Stahl. Er hat ausgesehen wie eine Bombe. Wir haben Eis gekauft. Jewgenij hat ein Kreuz gebaut. Er war von Sinnen. Wir haben Michail in seinem Sarg in das Eis auf den Tisch gestellt.«
    »Er war nicht hier.« »Aber er ist gekommen.«
    Wieder lachte sie. »Es war ein Theater. Es war lächerlich. Es hat geklingelt. Die Hausmädchen waren nicht da. Hoban hat die Tür aufgemacht, er dachte, es kommt noch mehr Eis. Es war kein Eis, es war Mr. Tiger Single, und er hatte einen Mantel an. Hoban war sehr erfreut. Er hat ihn ins Zimmer geführt und zu Jewgenij gesagt: ›Sieh mal. Endlich ist doch noch ein Nachbar gekommen. Mr. Tiger Single möchte dem Mann, den er ermordet hat, seine Ehre erweisen.‹ Jewgenijs Kopf war so schwer, daß er ihn nicht heben konnte. Hoban mußte deinen Vater zu ihm bringen, bevor er es geglaubt hat.« »Bringen? - wie bringen?«
    Sie schob sich einen Arm hinter den Rücken, so hoch sie konnte. Dann hob sie das Kinn und schnitt eine Grimasse, die Schmerz ausdrücken sollte. »So«, sagte sie. »Und dann?«
    »Dann hat Hoban gesagt: ›Soll ich ihn in den Garten bringen und erschießen?‹«
    »Wo war Paul?« fragte Oliver, den plötzlich eine völlig überraschende Angst um das Kind ergriff.
    »Er war Gott sei Dank bei Mirsky. Als Michails Leiche kam, habe ich ihn zu Mirsky geschickt.«
    »Also

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