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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Gebetskette spielenden Mann, der schließlich eine Tür aufstieß und nach einem Untergebenen schrie, der dann mit einem hageren Mann in schmutzigem grünem Overall mit Flügeln auf der Brusttasche erschien, und dieser Mann hieß Farouk, und Farouk besaß und flog eine Transportmaschine, die gegenwärtig zur Reparatur im Hangar stand, aber in einer Stunde, aus der schließlich drei wurden, fertig sein sollte. Und Farouk war für nur zehntausend Dollar bereit, den Flug zu übernehmen, vorausgesetzt, Oliver werde sich in seinem Flugzeug nicht übergeben oder irgendwem erzählen, daß Farouk ihn nach Tiflis gebracht habe. Oliver fragte, ob er ihn nicht nach Senaki bringen könne, aber dazu ließ Farouk sich auch nicht durch das Angebot weiterer fünftausend Dollar verleiten.
    »Senaki zu verboten. Zu viel Russen. Abchasien machen große Ärger.«
    Als der Vertrag ausgehandelt war, wurde der fette Mann mit der Gebetskette unglücklich. Irgendein tief verwurzelter Bürokrateninstinkt sagte ihm, daß das alles zu glatt und zu schnell abgelaufen sei. »Sie müssen schreiben Papier«, erklärte er Oliver und reichte ihm ein Bündel vergilbter türkischer Formulare. Oliver lehnte ab. Der fette Mann suchte noch andere Gründe, ihn aufzuhalten, gab aber schließlich auf. Sie flogen und holperten und schrammten über die Berge, und den zweiten Teil der Reise verbrachte Oliver glücklicherweise im Schlaf - Farouk vermutlich auch, denn sie landeten in Tiflis so hart und rollten dann nur noch ein so kurzes Stück, daß es den Anschein hatte, als wäre der Pilot erst in letzter Sekunde aus dem Tiefschlaf erwacht. Am Flughafen Tiflis war ein gültiges Einreisevisum zwingend vorgeschrieben, und mit der Einwanderungsbehörde noch sein Kollege, der Admiral des Sicherheitsdienstes, noch irgendeiner ihrer zahlreichen Sekundanten, Adjutanten und Marineoffiziere konnten in Betracht ziehen, Oliver für weniger als fünfhundert Dollar in bar ins Land zu lassen, aber bitte nur in kleinen Scheinen. Inzwischen war es Abend. Oliver ließ sich von einem Taxi zu Temurs Adresse bringen, einer Haustür mit zehn Klingelknöpfen, deren Namensschildchen alle unbeschriftet waren. Er drückte auf irgendeinen Knopf, dann auf einen anderen, dann auf alle gleichzeitig, aber obwohl in einigen Fenstern Licht war, machte ihm niemand auf, und als er »Temur« rief, gingen einige der Lichter aus. Er versuchte in einem Café zu telefonieren, vergeblich. Er marschierte los. Ein arktischer Nordwind peitschte vom Kaukasus herunter und pfiff durch die Stadt. Die Holzhäuser knarrten und rappelten wie alte Schiffe. In Seitenstraßen drängten sich Männer und Frauen in Mänteln und Kapuzenmützen wärmesuchend um brennende Autoreifen. Er ging zu Temurs Haus zurück und drückte noch einmal auf die Klingelknöpfe. Nichts. Wieder marschierte er los; er hielt sich auf der Mitte der schmalen Straßen, weil ihn in der pechschwarzen Finsternis plötzlich übermäßige Angst beschlich. Er kam einen Hügel hinunter und entdeckte zu seiner Erleichterung eine beleuchtete, mit Goldmosaik ausgelegte Haustür, die zu einem uralten Badehaus gehörte. Eine alte Frau kassierte und führte ihn in einen leeren, weißgefliesten Raum. Ein dünner Mann in Jockeyshorts tauchte ihn in ein Schwefelbad, streckte ihn nackt auf eine Fleischtheke und schrubbte ihn mit einem Luffaschwamm, bis Oliver von Kopf bis Fuß wundgescheuert war. Am ganzen Körper brennend, ging er in eine Diskothek, versuchte noch einmal vergeblich Temur ans Telefon zu bekommen und ließ sich den Weg zu einer Pension beschreiben, die keinen Namen hatte. Sie lag zwar nur zwei Straßen weiter, aber es war so dunkel, daß er sich beinahe verlaufen hätte. Er kam an einer Reihe geisterhafter Trolleybusse vorbei und erinnerte sich, daß diese Busse in Tiflis jedesmal einfach stehenblieben, wenn der Strom gesperrt wurde, und das geschah täglich viele Stunden. Er klopfte an die Ein alter Mann in Morgenmantel und Haarnetz erschien und sprach Georgisch mit ihm, aber seit Ninas Unterricht war zu viel Zeit vergangen. Der alte Mann schaltete auf Russisch um, aber das war noch schlechter, und so legte Oliver die Hände zusammen und hielt den Kopf schief, um sein Schlafbedürfnis zu signalisieren. Der alte Mann zeigte ihm eine Zelle unterm Dach, ausgestattet mit einer Armeepritsche, einer Lampe mit Pergamentschirm, auf den hüpfende Nymphen gemalt waren, einem Stück Armeeseife, einem Waschbecken und einem Handtuch, das entweder ein

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