Untitled
Sie nichts dagegen haben, Ollie. Ich bin Techniker. Mich interessieren Prämissen und Verfahrensweisen. Wollen Sie mir zuhören?« Dummkopf Oliver nickte zustimmend. »Unseren Aufzeichnungen zufolge haben Sie sich fast auf den Tag genau vor achtzehn Monaten und exakt eine Woche nach Carmens Geburt hier in diesem Büro, wie zuvor vereinbart, mit Arthur getroffen. Korrekt?« »Korrekt.« Dumm wie Bohnenstroh.
»Sie waren damals seit sechs Monaten Kunde der Bank. Und Sie waren erst vor kurzem hierher gezogen, nachdem Sie zuvor im Ausland gelebt hatten - darf ich fragen, wo?«
Schon mal in Australien gewesen? fragt Brock. Noch nie,
antwortet Oliver. Gut. Denn dort haben Sie die letzten vier
Jahre gelebt.
»Australien«, sagte Oliver.
»Und was haben Sie dort getan?«
»Mich rumgetrieben. Bei Schaf Züchtern gearbeitet. In Cafés Brathähnchen serviert. Was sich so ergeben hat.«
»Also nicht als Zauberer aufgetreten? Damals noch nicht?« »Nein.«
»Und wie lange hatten Sie, als Sie zurückkamen, steuerlich gesehen keinen Wohnsitz in Großbritannien?«
Wir lassen Sie aus den Akten des Finanzamts verschwinden, hatte Brock gesagt. Wenn Sie wieder auftauchen, sind Sie Hawthorne, englischer Staatsbürger, zurück aus Australien. »Drei Jahre. Vier«, antwortete Oliver und korrigierte sich, um noch dümmer dazustehen. »Eher vier.«
»Als Sie Arthur aufgesucht haben, waren Sie also britischer Steuerzahler, aber selbständig. Als Zauberer. Verheiratet.« »Ja.«
»Und Arthur hat Ihnen eine Tasse Tee bringen lassen, nehme ich an, stimmt das, Arthur?«
Allgemeine Heiterkeit, um uns daran zu erinnern, wie sehr Bankleute das Menschliche lieben, auch wenn sie ständig noch so harte Entscheidungen zu fällen haben.
»Dazu hatte er nicht genug auf dem Konto«, warf Toogood ein, um zu beweisen, daß auch er das Menschliche liebte. »Verstehen Sie, ich bin auf die Prämissen aus, Ollie«, erklärte Pode. »Sie haben Arthur gesagt, daß Sie ihm etwas Geld zu treuhänderischer Verwahrung übergeben wollen, richtig? Für Carmen.« »Richtig.«
»Und Arthur hat gesagt - verständlicherweise, denn er mußte ja annehmen, daß es um eine bescheidene Summe ging: Warum wenden Sie sich nicht an eine Sparkasse? Oder wie wär´s mit einem Bausparvertrag oder einer Lebensversicherung? Wozu das ganze umständliche juristische Theater mit einem Treuhandfonds? Korrekt, Ollie?«
Carmen ist sechs Stunden alt. Oliver steht in einer der alten roten Telefonzellen, für deren Erhaltung sich der Gemeinderat von Abbots Quay zum Vergnügen unserer ausländischen Besucher eingesetzt hat. Tränen der Freude und Erleichterung strömen ihm übers Gesicht. Ich habe es mir anders überlegt, erklärt er Brock schluchzend. Ich nehme das Geld. Für sie kann nichts gut genug sein. Heather kann das Haus haben, alles übrige ist für Carmen. Solange es nicht für mich bestimmt ist,
nehme ich es. Ist das Korruption, Nat? Nein, das ist typisch
Vater, sagt Brock.
»Korrekt«, stimmte Oliver zu.
»Wie ich sehe, haben Sie darauf bestanden, daß es ein
Treuhandfonds sein sollte.« Wieder der Notizblock. »Ein Fonds
mit allem Drum und Dran.«
»Ja.«
»Ihr Standpunkt war, daß Sie diesen Betrag für Carmen wegschließen und den Schlüssel fortwerfen wollten. So haben Sie es Arthur gesagt. Sie sind großartig im Notizen machen, Arthur, das muß ich Ihnen lassen. Ollie, Sie wollten sichergehen, daß Carmen versorgt ist, für den Fall, daß Ihnen oder Heather oder sonstwem etwas zustoßen sollte.« »Ja.«
»Ein Treuhandfonds. Außer Reichweite. Bestimmt für die Zeit, wenn das Kind zur Frau wird und heiratet, oder was auch immer junge Damen so machen, wenn sie das reife Alter von fünfundzwanzig Jahren erreicht haben.« »Ja.«
Rückt umständlich an der Lesebrille. Schürzt priesterlich die Lippen. Bringt mit zwei Fingerspitzen eine Strähne schwarzen Haars wieder in Position. Macht weiter. »Und man hat Ihnen gesagt - oder jedenfalls haben Sie es Arthur so erzählt -, daß es die Möglichkeit gebe, einen Treuhandfonds mit einem Nominalbetrag einzurichten und diesen Betrag jederzeit aufzustocken, wenn Sie oder jemand anders mal gut bei Kasse wären.«
Olivers Nasenspitze begann zu jucken. Er fuhr sich heftig mit der breiten Handfläche darüber, die Finger nach oben. »Ja.« »Und wer hat Ihnen diesen Rat gegeben, Ollie? Wer oder was hat Sie veranlaßt, an diesem Tag, eine Woche nach Carmens Geburt, Arthur aufzusuchen und zu sagen: ›Ich möchte einen
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