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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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den Karten und war im Kirchenrat. Solche anständigen und ordentlichen Leute links und rechts als Nachbarn zu haben, war ihm ein Trost, und das gleiche hatte er anfangs von Heather und ihrem pathetischen Bedürfnis gedacht, allen Menschen immer nur Freude zu machen. Wir sind beide gebrochene Persönlichkeiten, hatte er überlegt. Wenn wir die Bruchstücke zusammenfügen und ein Baby haben, das uns verbindet, wird alles gut mit uns.
    »Hast du nicht irgendwelche alten Familienfotos oder so was?« hatte sie ihn traurig gefragt. »Ich finde das ein bißchen einseitig, immer nur mein blöder Verein und von deinem gar nichts, auch wenn deine Leute alle tot sind.«
    Verloren, hatte er erklärt. Mit meinem Gepäck in Australien zurückgelassen. Aber mehr hatte er ihr nicht erzählt. Er wollte Heathers Leben haben, an seinem lag ihm nichts. Heathers Verwandte, ihre Kindheit, ihre Freunde. Ihre Banalität, ihre Zusammenhänge, ihre Schwächen, sogar ihre Untreue, die ihm so etwas wie Absolution erteilte. Er wollte von ihr alles, was er nie gehabt hatte, sofort, vorgefertigt, zurückdatiert, mit Haut und Haaren. Ihn bedrückte eine gigantische Ungeduld, die verlangte, daß ihm unverzüglich ein Leben präsentiert wurde: langweilige Freunde mit albernen Ansichten, schlechtem Geschmack und nichts als gewöhnlichen Eigenschaften. Der Avalon Way war hundert Meter lang und endete in einem Wendehammer mit einem Feuerhydranten. Oliver stellte den Motor ab, ließ den Lieferwagen im Leerlauf rollen und parkte. Vom Wendehammer ging er leichtfüßig über den Grasstreifen zurück und kontrollierte die leeren Autos und dunklen Häuser, weil der Fluch der Heimlichtuerei und die Erinnerungen an frühere Zeiten auf ihm lasteten. Er war in Swindon, wo Brock ihm nutzlose Geheimhaltungstaktiken beigebracht hatte. »Es mangelt uns an Konzentration, Junge«, sagte ein freundlicher Ausbilder zu ihm. »Du bist nicht mit dem Herzen bei der Sache, das ist das Problem. Vermutlich bist du einer von denen, die nachts besser sind.« Der Mond ließ eine weiße Leiter ins Meer gleiten. An manchen der Bungalows sprang, wenn er vorbeikam, die automatische Außenbeleuchtung an und ging, da die Bewohner des Avalon Way sparsame Seelen waren, bald wieder aus. Heathers Ventura, auffällig im Mondlicht geparkt, stand wie ein Ungeheuer in der Einfahrt. Die Vorhänge an ihrem Schlafzimmerfenster waren zugezogen, dahinter glomm Licht. Sie liest, dachte er. Irgendwelche Schauerromane oder was sie sonst so alles von ihrem Buchklub geschickt bekommt. An wen denkt sie, wenn sie dieses Zeug liest? Ratgeber. Was tun, wenn Ihr Partner Ihnen sagt, daß er Sie nicht mehr liebt und noch nie geliebt hat.
    Die Vorhänge an Carmens Fenster waren durchsichtig, denn sie mußte unbedingt die Sterne sehen. Mit achtzehn Monaten hatte sie bereits gelernt, ihre Wünsche mitzuteilen. Das kleine Kippfenster oben stand offen, weil sie gern frische Luft hatte, es aber nicht ziehen durfte. Donald Duck als Nachtlicht auf ihrem Tisch. Die Kassette mit Peter und der Wolf zum Einschlafen. Oliver horchte, hörte aber nur die See, keine Kassette. Aus dem Dunkel einer Blutbuche inspizierte er den Garten, und alles, was er sah, machte ihm Vorwürfe. Das neue Spielhäuschen, neu jedenfalls im letzten Sommer, als Oliver und Heather Hawthorne alles mögliche angeschafft hatten, weil Einkaufen das einzige Verständigungsmittel war, das ihnen geblieben war. Das neue Klettergerüst, an dem bereits ein paar Teile fehlten. Die neue Plastikrutsche, schon verzogen. Das neue Planschbecken, von Laub verstopft, an Luftmangel sterbend. Der neue Schuppen für die neuen Mountainbikes, mit denen sie, wie sie sich geschworen hatten, jeden Morgen ihres neuen Lebens, mit Carmen im Kindersitz, sobald sie groß genug wäre, gewissenhaft eine Tour machen wollten. Der Grill; laden wir doch mal Toby und Maud ein. Toby, der Grundstücksmakler, war Heathers Arbeitgeber; er fuhr einen BMW, lachte immerzu wie ein Irrer und hatte für die Ehemänner, denen er Hörner aufsetzte, stets ein komplizenhaftes Zwinkern übrig. Maud war seine Frau. Oliver ging über den Grasstreifen zum Lieferwagen zurück, nahm sein Autotelefon und wählte die Nummer. Zunächst vernahm er ein paar träge Takte Brahms, dann kreischende Rockmusik. »Glückwunsch. Sie sind mit dem Stammsitz von Heather und Carmen Hawthorne verbunden. Hallo. Leider geht´s bei uns gerade so hoch her, daß wir Ihren Anruf nicht entgegennehmen können, aber wenn Sie wollen,

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