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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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gehört das Lokal, ihm gehört Kat, und zwar schon ein wenig länger, als Oliver wissen darf. Das Wetter ist freundlich, der Spaziergang um die Ecke dauert nur drei Minuten, Tiger und Jewgenij gehen zusammen voran, gefolgt von Oliver und Michail; die anderen zockeln hinterher, als letzter Alix Hoban, der russisch in ein Handy flüstert, was er, wie Oliver beobachtet, ziemlich oft und gerne tut. Sie biegen um die Ecke, am Straßenrand warten wie eine Mafia-Eskorte mehrere Rolls Royces mit Chauffeuren, eine geschlossene schwarze Haustür ohne Schild öffnet sich, als Tiger die Hand zum Klingelknopf ausstreckt. Der berühmte runde Tisch im Erker erwartet sie, Kellner in zart sherryfarbenen Jacken schieben silberne Rollwägelchen, katzbuckeln und murmeln, ein paar Mätressen und Geliebte spähen aus dem Schutz ihrer Nischen. Katrina, nach der das Lokal benannt ist, gibt sich so aufgeräumt, elegant und alterslos, wie es sich für eine gute Hausherrin gehört. Sie stellt sich neben Tiger und stupst ihn mit der Hüfte an die Schulter.
    »Nein, Jewgenij, Sie nehmen heute keinen Wodka«, sagt Tiger über den Tisch hinweg, »er nimmt zur foie gras einen Château Yquem, Kat, zum Lamm einen Château Palmer und zum Kaffee einen Schuß uralten Armagnac, aber nun wirklich keinen Wodka. Ich werde den Bären zähmen, koste es, was es wolle. Und Schampuscocktails, während wir warten.«
    »Und was bekommt der arme Michail?« fragt Katrina, die zuvor mit Massinghams Einverständnis die Namen aller Beteiligten auswendig gelernt hat. »Er sieht aus, als ob er seit Jahren nichts Anständiges mehr zu essen bekommen hat. Stimmt´s, mein Lieber?«
    »Michail ist Rindfleischesser, möchte ich wetten«, sagt Tiger entschieden, während Massingham von all dem nur das übersetzt, was er für angebracht hält. »Sagen Sie ihm, er soll Rind nehmen, Randy. Und daß er kein Wort von dem glauben soll, was in den Zeitungen steht. Britisches Rindfleisch ist immer noch das beste der Welt. Dasselbe für Schalwa. Alix, jetzt mal zur Sache. Und tun Sie bitte das Telefon weg, Ah. Hausordnung. Bring ihm Hummer. Mögen Sie Hummer, Alix? Wie ist der Hummer, Kat?«
    »Und was bekommt Oliver?« fragt Kat; sie richtet ihren funkelnden alterslosen Blick auf ihn und läßt ihn dort wie ein Geschenk, mit dem Oliver nach Belieben spielen kann. »Nicht genug«, antwortet sie für ihn, denn sie will ihn erröten sehen. Kat hat nie ein Hehl daraus gemacht, wie sehr ihr Tigers männlicher junger Sohn gefällt. Jedesmal wenn Oliver ins Cradle kommt, mustert sie ihn wie ein unerschwinglich teures Gemälde, das sie nur zu gerne besitzen würde.
    Oliver will gerade antworten, als ein Höllenlärm losbricht. Jewgenij hat sich an das weiße Klavier gesetzt und haut ein wildes Präludium in die Tasten, das Bilder von Bergen, Flüssen, Wäldern, Tanzenden und - wenn Oliver nicht irrt Kavallerieattacken heraufbeschwört. Praktisch im selben Augenblick erscheint Michail auf der winzigen Tanzfläche und richtet seinen hohläugigen geheimnisvollen Blick auf die Küchentür. Jewgenij stimmt eine klagende bäuerliche Weise an, und Michail singt, langsam die Arme schwingend, die zweite Stimme dazu. Kat hakt sich spontan bei Michail ein und imitiert seine Bewegungen. Ihr Lied galoppiert den Berg hinauf, erreicht den Gipfel und steigt traurig wieder hinab. Ohne auf das verblüffte Schweigen zu reagieren, setzen sich die Brüder wieder an den Tisch, und Kat applaudiert.
    »War das georgisch?« fragt Oliver über Massingham schüchtern bei Jewgenij an, als das Klatschen nachläßt. Aber wie sich herausstellt, hat Jewgenij einen Dolmetscher weniger nötig, als er vorgibt. »Nein, nicht georgisch, Oliver. Mingrelisch«, sagt er mit sonorem russischem Baß, der im ganzen Raum widerhallt. »Die Mingrelier sind reines Volk. Andere georgische Völker haben so viele Invasionen hinter sich, daß sie nie genau wissen, ob ihre Großmütter vergewaltigt wurden von Türken, Dagestanern oder Persern. Mingrelier sind kluges Volk. Sie schützen ihre Täler. Schließen ihre Frauen ein. Machen sie zuerst schwanger. Haben braunes Haar, nicht schwarzes.«
    Das Lokal fällt in den geruhsamen Takt zurück. Tiger bringt gewandt den ersten Toast aus. »Auf unsere Täler, Jewgenij. Eure und unsere. Auf daß sie blühen mögen. Getrennt, aber gemeinsam. Auf daß sie Ihnen und Ihrer Familie Wohlstand bringen. In Partnerschaft. In gegenseitigem Vertrauen.« Es ist vier Uhr. Vater und Sohn, schläfrig vom Essen,

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