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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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bleichen Fingerspitze und blättert um. »Vorausgesetzt Wahrung von beiderseitigem Stillschweigen, wird auch dieser Vertrag von höchster Ebene bei uns im Land unterzeichnet. Es gelten folgende Bedingungen. Erstens, Mr. Jewgenij Iwanowitsch benennt den Begünstigten selbst, das ist sein Vorrecht. Begünstigter kann Ausländer sein, jemand aus dem Westen, ein Amerikaner, wen kümmert´s? Die Gesellschaft von Begünstigten darf nicht in Moskau registriert sein. Es muß ausländische Gesellschaft sein. Am besten mit Sitz in der Schweiz. Unmittelbar nach Unterzeichnung von Vertrag mit dem von Mr. Jewgenij Orlow benannten Begünstigten werden dreißig Millionen Dollar in Inhaberobligationen bei einer ausländischen Bank deponiert, die Einzelheiten werden noch festgelegt. Vielleicht können Sie Bank vorschlagen?« »Ja, allerdings«, murmelt Tiger beiseite.
    »Diese dreißig Millionen gelten als Vorauszahlung auf den mit fünfzehn Prozent vom Bruttoertrag kalkulierten und den von Mr. Jewgenij Orlow benannten Begünstigten zustehenden Gesamtgewinn. Gefällt Ihnen das, Oliver? Finden Sie nicht, daß das mal ein gutes Geschäft ist?«
    Oliver gefällt es, gefällt es nicht, er denkt, es ist ein gutes Geschäft, ein widerliches Geschäft, überhaupt kein Geschäft, sondern Diebstahl. Aber er hat keine Zeit, seinen Abscheu in Worte zu fassen. Es mangelt ihm an Jahren, an Überzeugung, an Gewandtheit, an Gelegenheit.
    »Wie du ganz richtig sagst, Oliver, es ist ein Rohstoff wie jeder
andere«, sagt Tiger.
»Scheint so.«
    »Machst du dir Sorgen? Laß es. Du bist hier unter Freunden. Du gehörst zur Mannschaft. Sprich dich aus.«
    »Ich habe an Tests und so was gedacht«, murmelt Oliver. »Sehr gut. Recht so. Was wir am allerwenigsten brauchen können, sind irgendwelche Apostel von der Presse, die uns erzählen, wir würden verseuchtes Blut verhökern. Aber laß dir ist, Blut zu testen, zu sortieren, einzustufen und so weiter. Das verlängert die Transportzeit schlimmstenfalls um ein paar Stunden. Es erhöht die allgemeinen Unkosten, aber natürlich ist das mit einkalkuliert. Die Lösung wird wohl sein, diese Arbeiten während des Flugs durchzuführen. Das spart Zeit und viel Hin und Her. Wir prüfen das. Hast du noch andere Bedenken?« »Nun ja, eher - na ja - ganz allgemein, finde ich.« »Wie das?«
    »Nun ja - du weißt schon - was Alix da gesagt hat - russisches Blut an den reichen Westen verkaufen - Kapitalisten leben vom Blut armer Bauern.«
    »Auch da hast du vollkommen recht, und wir müssen wie die Teufel darauf achten. Die gute Nachricht ist, daß Jewgenij und seine Freunde ebenso fest entschlossen sind wie wir, die ganze Sache geheimzuhalten. Die schlechte Nachricht ist, daß früher oder später alles an den Tag kommt. Man muß positiv denken, das ist der Trick. Man muß zurückschlagen. Man muß seine Antworten parat haben und im rechten Augenblick damit zuschlagen.« Er mimt einen Straßenprediger, hebt einen niedlichen Arm und sagt mit Tremolo in der Stimme: »›Besser Blut verkaufen als vergießen! Gibt es ein schöneres Symbol für Versöhnung und friedliches Zusammenleben als ein Volk, das seinem ehemaligen Feind Blut spendet?‹ Wie findest du das?« »Aber sie spenden das Blut ja nicht, oder? - Na ja, die Spender schon, aber das ist was anderes.«
    »Wär´s dir etwa lieber, wir würden das Blut geschenkt
nehmen?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Wär´s dir lieber, die Sowjetunion hätte keine nationale
Blutbank?«
»Nein.«
    »Wir wissen nicht, was Jewgenijs Freunde mit ihrer Provision machen - wozu sollten wir auch? Vielleicht bauen sie Krankenhäuser von dem Geld. Modernisieren ein sieches Gesundheitswesen. Wäre das nicht aller Ehren wert?« Massingham bringt das Ganze auf den Punkt. »Wenn Sie alles zusammenrechnen, Ollie, mein Freund, kommen wir für die drei speziellen Vorschläge auf eine Vorauszahlung von achtzig Millionen«, kalkuliert er mit brillanter Nachlässigkeit. »Ich denke mal - über den Daumen gepeilt, zitieren Sie mich nicht -, wenn jemand achtzig verlangt, wird er sich auf fünfundsiebzig runterhandeln lassen. Auch für die höchste Ebene im Land sind fünfundsiebzig kein Pappenstiel. Danach geht es bloß noch um die Frage, wen wir zu Tisch laden. Sieht so aus, als würden wir Goldbarren servieren.«
    Lunch in Kat´s Cradle in der South Audley Street, in den Klatschspalten als privater Speiseclub bezeichnet, den sich kein Mensch leisten kann. Aber Tiger kann es sich leisten, denn ihm

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