Untitled
wunderte sich auch nicht, wenn Tekener in ein undurchsichtiges Geschäft einstieg, das jeden anderen Spezialisten das Leben gekostet hätte. Wichtigstes Erscheinungsmerkmal für Ronald Tekener war seine angebliche Spielleidenschaft. Fremde Intelligenzen, die sich mit ihm in den Kasinos der Galaxis maßen, ahnten nicht entfernt, daß dieser USO-Oberstleutnant eine zwölfjährige Spezialschulung absolviert hatte. Sie ahnten auch nicht, daß er infolge seines einzigartigen Gedächtnisses in der Lage war, bei Kartenspielen aller Art nach dem einmaligen Umlauf der Karten jedes einzelne Exemplar an winzigsten Unterscheidungsmerkmalen exakt identifizieren zu können. Der Mamphiner hantierte in der nebenan liegenden Küche. Sie war so modern eingerichtet, wie man es auf einem Geheimstützpunkt der USO erwarten konnte. Außer Tekener und Ezca war niemand anwesend. Der Stützpunkt, "Blase" genannt, lag auf dem Nordpol eines unbewohnten Eisplaneten. Er umlief als einziger Himmelskörper die rote Sonne NAT-III, einen unbedeutenden Stern, der lediglich die für die USO unschätzbare Eigenschaft besaß, nur zweihundertelf Lichtjahre von Lepso entfernt zu stehen.
In der "Blase" konnte man sich erholen, Ausrüstungsgüter aller Art erhalten und Datenauswertungen vornehmen. Es geschah nur selten, daß sich zwei Spezialisten gleichzeitig einfanden. Noch seltener aber war es, daß ein Vertreter der USO durch einen ominösen Geheimbefehl dorthin beordert und bei seinem Eintritt von einem Kochkünstler nichtmenschlicher Gattung erwartet wurde.
Ronald Tekener trug nicht grundlos einen Kampfanzug, obwohl die Blase einige Kilometer unter dem ewigen Eis des Planeten in dem felsigen Untergrund eingebettet lag.
Tekener hatte seine Raumjacht auch nicht in die weiter oben liegenden Hangars gesteuert, sondern sie in größerer Entfernung draußen in der Einöde versteckt. Seinem Ruf als unorthodoxem Kämpfer und Snob entsprechend, hatte er überdies auf eine als normal anzusehende Bewaffnung verzichtet und eine uralte Panzerbüchse mitgenommen, deren antimagnetische Raketengeschosse hochexplosiv waren und beachtlich dicke Stahlplatten durchschlagen konnten.
Tekener legte das Waffenmonstrum zur Seite, reckte entspannend die Arme und ging geschmeidig auf das Küchenschott zu. Ezca sah die Vollautomaten als Diskriminierung seiner Kunst an. Er kochte nach veralteten Methoden. Seine beiden dünnen Arme, die in feingliedrigen Händen endeten, hantierten mit bewundernswerter Geschicklichkeit. Tekener erhob schnuppernd die Nase. "Das riecht gut, Junge."
"Natürlich!" schrillte das vogelähnliche Wesen. "Bei mir riecht es immer gut. Haben Sie sich nun einen Bruch gehoben oder nicht?"
Tekener grinste. Sein über und über vernarbtes Gesicht entspannte sich und
verlor seine Härte.
"Deine Frage erscheint mir beinahe sadistisch."
"Ah! Und was ist das?"
"Hmm - wenn ich dich ohne Betäubung rupfen und braten würde, dann..." "Gut, gut, ich habe verstanden. Ihr Terraner könnt sehr grob sein, wirklich sehr grob. Ich möchte wissen, wo hier der Sirup ist. Haben Sie Sirup?" "Erkundige dich bei der positronischen Lagerverwaltung. Vorher aber eine Frage, Junge. Wer hat dich hierhergeschickt? Und warum?"
Tekeners Gesicht spannte sich wieder. Der Mamphiner erhob klagend beide Hände. "Bei Donczo Hazcao, dem größten Schlemmer meines Volkes, ich weiß es nicht. Ein Schiff holte mich ab. Es waren
nette Leute an Bord. Sie sperrten mich hier ein, zeigten mir das Reich des Genusses und wiesen mich an, auf einen Terraner zu warten, der die berühmten Lashatnarben im Gesicht hat. Gut, Sie hatten also die Lashatpocken. Warum hatten Sie die? Selbst ein Narr weiß, daß es auf Lashat fürchterliche Krankheiten gibt, die niemand heilen kann." "Danke."
"Bitte. Ich verstehe nicht - äh, habe ich bitte gesagt? Sicherlich, ich bin immer höflich. Wenn es auf Lashat eine einmalige Kostbarkeit zur Bereicherung exklusiver Gerichte gäbe, würde ich auch hinfliegen. So aber gibt es dort nur Tod, Verstümmelung und bestenfalls einige Traumkäfer."
"Eben, eben! Deshalb gehen die Leute hin. Ein Traumkäfer bringt Millionen. Er vermittelt ohne jede Suchtgefahr durch seine Körperbestrahlung ein Wohlbefinden besonderer Art. Auch Träume! Deshalb der Name."
Ezca fuhr entsetzt die Stielaugen ein. Er schnatterte noch schriller. "Pah, auch eine Begründung. Nur Angeber, die sich feiern lassen wollen, außerdem Verbrecher und Nichtstuer gehen nach Lashat. Sie wollen als
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