Untitled
"The Smiler" aufgekommen. Das Lächeln gehörte und paßte zu Ronald Tekener wie die Lashatnarben und seine versnobte Kleidung. Also hatte man ihn gewähren lassen.
Leute, die ihn genauer kannten, schätzten dieses Lächeln nicht. Es war kein
Ausdruck der Freude oder des stillen Wohlbehagens, sondern eine sehr ernste
Warnung. Oft bedeutete es den Tod.
Wenn sich Tekener tatsächlich amüsierte, dann grinste er in jungenhafter Manier. Das war etwas ganz anderes als dieses eigentümliche Lächeln, das sein Gesicht zur Maske machte und die blauen Augen in undefinierbarer Art kristallen wirken ließ.
Als er seine Waffe aufnahm, prüfend an die Kontrollen des Kampfanzuges griff und auf die Hermetikschleuse zuging, lächelte er immer noch. In der anderen Hand hielt er den Klarschriftstreifen mit dem ominösen Befehl.
So ging er; ein athletischer Mann von ein Meter einundneunzig, einhundertunddrei Kilogramm Gewicht, dreiunddreißig Jahre alt.
Sein Gang wirkte plötzlich katzenhaft geschmeidig. So ging er nur, wenn ihn seine ausgeprägten Instinkte zu diesem Lächeln zwangen. Er kam am Küchentrakt vorbei. Ezca schaute durch das Schott.
"He - wo wollen Sie hin? Ich habe den Sirup gefunden. He, warten Sie doch. Die Pfannkuchen sind fertig. Hallo, müssen Sie so unhöflich sein? Ich liebe keine unhöflichen Leute. Höflichkeit kostet nichts. He...!"
Ronald Tekener blieb stehen. Der Mamphiner erschrak, als er in das vernarbte Gesicht sah.
"Sie - Sie sind plötzlich so anders. Eigentlich habe ich Sie ganz gerne, auch wenn Sie manchmal...!"
"Ich verlasse den Stützpunkt", unterbrach Tekener. "Bleibe hier, Junge. Alle Küchengeräte abschalten. In einer Minute fällt die Stromversorgung aus." "Was?" schrillte das intelligente Vogelwesen. "Das wollen Sie mir antun? Und meine Pfannkuchen?"
"Ortungsgefahr. Ich möchte erst wissen, wer da ankommt. Also in einer Minute. Ich benutze den batteriegespeisten Notaufzug. Keine Streustrahlung erzeugen, verstehst du! Ich schalte den Reaktor von der Schleuse ab. Vielen Dank auch für die Pfannkuchen. Ich habe dich auch gern, Junge."
Tekener strich dem nur ein Meter dreißig hohen Intelligenzwesen über den weichen Federkamm des Kopfes. Ezca stieß wimmernde Töne aus und umklammerte Tekeners Hand.
"Sie begeben sich in Gefahr, nicht wahr? Muß das sein? Warum essen Sie nicht lieber? Ich werde Sie verwöhnen. Leute meiner Art sind glücklich, wenn sie jemand verwöhnen können,"
"Jedem das Seine, Junge. Sei nun vernünftig und gehe in den Aufenthaltsraum. Es kann etwas lange dauern. Nochmals vielen Dank."
"Ich möchte wissen, warum ich die Terraner so schätze", klagte der Mamphiner. "Man lebt mit ihnen immer in Angst. Jetzt muß ich schon wieder Angst um einen haben. Heben Sie sich nur keinen Bruch, oder brechen Sie sich sonst nichts. Also Sie schalten wirklich ab?"
Tekener ging. Der Mamphiner sah ihm nach, bis er hinter einer Gangbiegung verschwand. Nach einer Minute verstummte das Rumoren der Umformerbank. Nur die batteriegespeiste Notbeleuchtung arbeitete noch.
Ezca vernahm das Surren des Lifts. Der stählerne Führungsschacht mündete auf der Oberfläche unter einem hervorragend getarnten Abwehrfort.
4.
Auf einem Planeten mit einer Lufthülle wäre das schrille Pfeifen des Raketenprojektils nicht zu überhören gewesen. Hier war es lautlos. Es peitschte in das kristallharte Eis, drang etwa einen halben Meter tief ein und explodierte. Auch das war nicht zu hören.
Die beiden Männer zuckten zusammen. Einer von ihnen griff blitzschnell zur Waffe, doch dicht über dem Griffstück schien seine Hand zu erstarren. Er schaute genau in eine unförmige Mündung. Letzte Flammen züngelten daraus hervor. Die Abgaslüftung war nicht sehr gut, vor allem nicht nach modernen Gesichtspunkten konstruiert.
Der zweite Mann starrte auf das riesige Loch, das sich im Eis gebildet hatte. Gedankenlos streifte er einige Splitter von seinem Raumanzug. Dann vernahmen beide eine tiefe, sonore Stimme. Abgesehen von einem warnenden Unterton klang sie fast einschmeichelnd.
"Eine Überraschung kommt selten allein. Bitte umdrehen und Helmarmaturenbeleuchtung einschalten. Ich finde fremde Gesichter faszinierend. Was ist...!"
Beide Männer drehten sich um. Beide schalteten sie ihre Helmlampen ein. NAT-III war hinter dem Horizont verschwunden. Das Licht der Sterne reichte nicht aus, um die Fremden identifizieren zu können. Um so drohender wirkte der ausglühende Feuerschein in den Abgasöffnungen der
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