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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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ließe.
    Barry war Telepath; das stellte ich bereits nach kurzem Stöbern in seinen Gedanken fest, und diese Tatsache überraschte und erstaunte mich. Der Junge war allerdings ziemlich durcheinander; er hatte seine Gabe ungefähr so gut entwickelt und im Griff, wie ich die meine im Alter von zwölf Jahren gehabt hatte, und das hieß, der arme Barry war völlig durch den Wind. Er hatte so gut wie keine Kontrolle über das, was in seinem Kopf ein- und ausging; sein geistiges Visier war praktisch ein einziger Trümmerhaufen. Zudem dachte er, alles würde gut werden, wenn er leugnete, was mit ihm los war. Auf dieses Leugnen verschwendete er viel zuviel Energie. Ich wußte nicht, ob ich ihn nun in die Arme nehmen und einmal ganz lieb drücken oder aber ihm eine kräftige Ohrfeige verpassen sollte. Dann erinnerte ich mich daran, daß es nicht meine Sache sein konnte, Barrys Geheimnis zu verraten. Also tat ich, als langweile ich mich; ich starrte auf die Straße hinaus und klopfte ungeduldig mit dem Fuß auf den Gehsteig.
    „Wenn Sie vorgehen wollen? Ich folge Ihnen dann mit dem Gepäck“, stotterte der verwirrte Page, woraufhin Bill ihn charmant anstrahlte. Es gelang dem Jungen, das Lächeln vorsichtig zu erwidern; dann konzentrierte er sich darauf, den Gepäckwagen ins Hotel zu schaffen. Wahrscheinlich hatte Bills Erscheinung Barry derart aus der Fassung gebracht, denn Bills Gedanken konnte er unmöglich lesen - das war ja der Grund, weswegen die Untoten für Leute wie mich so unendlich faszinierend waren. Da Barry sich zur Arbeit in einem auf die Unterbringung von Vampiren spezialisierten Hotel bereiterklärt hatte, würde er lernen müssen, sich in Gegenwart dieser Wesen zu entspannen.
    Manche Leute finden alle Untoten furchterregend; für mich hängt das ganz vom jeweiligen Vampir ab. Ich erinnere mich noch gut an meine erste Begegnung mit Bill und daran, wie ich dachte, er sei so völlig anders als jede andere Person, die mir in meinem ganzen bisherigen Leben begegnet war. Gefürchtet habe ich mich nie vor Bill.
    Die Vampirin dagegen, die in der Hotelhalle des Silent Shore Hotels auf uns wartete, wirkte wirklich furchterregend. Ich hätte wetten können, daß der arme alte Barry sich bei ihrem Anblick am liebsten in die Hose gemacht hätte. Die Frau trat auf uns zu, nachdem wir uns eingetragen hatten. Bill hatte gerade seine Kreditkarte wieder im Portemonnaie verstaut (versuchen Sie mal, eine Kreditkarte zu beantragen, wenn Sie hundertsechzig Jahre alt sind - das Verfahren war die reine Tortur gewesen!) und schickte sich an, Barry Trinkgeld zu geben.
    Ich schob mich unauffällig ein wenig näher an meinen Vampir heran, in der Hoffnung, die Fremde würde mich dann übersehen.
    „Bill Compton?“ begrüßte sie uns. „Der Ermittler aus Louisiana?“ Eine Stimme, so kühl und ruhig wie die Bills, allerdings mit wesentlich weniger Modulation; die Frau war schon seit sehr langer Zeit tot. Sie war weiß wie Papier, dünn wie ein Brett, und das bis zu den Knöcheln reichende, blaugoldene Kleid aus hauchdünnem Stoff unterstrich diese Blässe und Magerkeit noch, statt sie irgendwie zu kaschieren. Dazu trug sie ihr hellbraunes Haar zu unglaublich langen, bis auf ihren Po reichenden Zöpfen geflochten, und glitzernde grüne Augen rundeten das Bild des totalen Andersseins ab.
    „Ja.“ Bill erwiderte den Gruß der Frau mit einem kurzen, höflichen Nicken, wobei die beiden einander einen Augenblick lang in die Augen sahen. Vampire geben einander nicht die Hand.
    „Das ist die Frau?“ Wahrscheinlich hatte sie mit einer jener kaum merklichen, unglaublich raschen Gesten auf mich gedeutet, denn ich hatte aus den Augenwinkeln einen huschenden Schatten wahrnehmen können.
    „Meine Lebensgefährtin und Mitarbeiterin Sookie“, erklärte Bill.
    Die Vampirin zögerte, dann gab sie mit einem kaum merklichen Nicken zu erkennen, daß sie den Wink verstanden hatte. „Isabel Beaumont“, stellte sie sich vor. „Sie sollen mitkommen, wenn Sie Ihr Gepäck auf das Zimmer geschafft und dort alles Notwendige erledigt haben.“
    „Ich muß trinken“, sagte Bill.
    Isabel warf mir einen nachdenklichen Blick zu. Zweifellos fragte sie sich, woran es wohl liegen mochte, daß ich meinen Begleiter nicht versorgte. Aber das ging sie nichts an. .„Rufen Sie den Zimmerservice an, wenn Sie auf Ihrem Zimmer sind“, erwiderte sie lediglich. „Die werden für alles sorgen.“
    Ich war nur eine schäbige kleine Sterbliche; ich würde mir irgend

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