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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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durchaus auch passieren, daß wir am hellichten Tag irgendwo ankamen.
    Der Flughafen kam mir heillos überlaufen vor - zu viele Menschen, alle mit viel zu viel Gepäck beladen und zudem anscheinend noch unglücklich. Trotzdem schaffte ich es, nachdem ich mein geistiges Visier wieder geschlossen hatte, den Hinweisschildern zu folgen, so daß Bill mir nur von Zeit zu Zeit einen kleinen Wink zu geben brauchte. Auch ohne den spezifischen Klagen einzelner Reisender lauschen zu müssen, war es anstrengend genug für mich, all die Erschöpfung, all das Elend um mich herum so hautnah miterleben zu müssen, daß ich mich förmlich fühlte, als bade ich darin. Endlich konnte ich den Gepäckträger mit unseren Koffern (die Bill sich auch mühelos unter einen Arm hätte klemmen können) zum Taxistand dirigieren, und knappe vierzig Minuten nach Bills Auftauchen aus dem Sarg befanden wir uns auf dem Weg in unser Hotel. Die Anubis-Leute hatten geschworen, daß auch der Sarg innerhalb der nächsten drei Stunden dort eintreffen würde.
    Nun, das würden wir ja sehen. Schafften sie es nicht, stand uns ein Freiflug zu.
    Mein Ausflug nach Dallas damals, mit der Abschlußklasse der Oberschule, lag bereits sieben Jahre zurück; so hatte ich vergessen, wie groß, wie ausgedehnt diese Stadt ist. All die Lichter, all die Geschäftigkeit: Das war schon ziemlich überwältigend. Fasziniert starrte ich aus dem Autofenster auf die Gebäude und Sehenswürdigkeiten, an denen wir vorbeifuhren. Bill dagegen sah mich an: liebevoll und leicht belustigt von der Seite. Das war irritierend.
    „Du siehst sehr hübsch aus, Sookie. Deine Aufmachung ist sehr passend! Genau richtig!“
    „Danke“, sagte ich erfreut. Als Bill mich bei den Vorbereitungen auf die Reise um 'professionelle' Kleidung gebeten hatte, hatte ich wissen wollen, welche Profession ich seiner Meinung nach repräsentieren sollte. Mit dieser Frage hatte ich mir einen tadelnden Blick und einen tiefen Seufzer eingehandelt - eine Antwort erhielt ich nicht. Letztlich hatte ich mich dann für ein graues Kostüm, eine weiße Bluse, Perlenohrringe, eine schwarze Handtasche und hochhackige Pumps entschieden. Ich war sogar soweit gegangen, mein Haar mit Hilfe eines Hairagami, das ich im Teleshop gekauft hatte, am Hinterkopf zu einem Knoten zusammenzudrehen, wobei mir meine Freundin Arlene hatte helfen müssen. Danach hatte ich meiner Meinung nach 'professionell' genug ausgesehen: wie die professionelle Angestellte eines Bestattungsunternehmens. Aber scheinbar war Bill mit meiner Kleiderwahl einverstanden, und das stimmte mich froh. Ich hatte das Kostüm mit allem drum und dran bei Taras Togs auf Bills Rechnung setzen lassen: Immerhin handelte es sich um ganz legitime Betriebskosten. Ich konnte mich also nicht über den Preis beklagen.
    Allerdings hätte ich mich in meiner Kellnerinnentracht wohler gefühlt. Ich gehe jederzeit lieber in Shorts und T-Shirts als in Kleid und Strumpfhose. Zur Kellnerinnentracht hätte ich auch meine Adidas tragen können statt dieser verdammten hochhackigen Pumps. Ich seufzte.
    Unser Taxi fuhr vor dem Hotel vor, und der Fahrer stieg aus, um unser Gepäck auszuladen. Wir hatten Kleidung für drei Tage dabei. Wenn die Vampire in Dallas meinen Anweisungen gefolgt waren, würden wir mit etwas Glück bereits am nächsten Abend die ganze Sache abschließen und heimfahren können, um dort still und von allen Vampirangelegenheiten unbehelligt vor uns hinzuleben - bis Bill den nächsten Anruf erhielt. Aber darauf konnte man sich nicht verlassen - also hatten wir für drei Tage gepackt.
    Bill war ausgestiegen und bezahlte das Taxi. Ich rutschte auf dem Sitz hinüber zur Wagentür auf der Gehsteigseite und kletterte ebenfalls aus dem Auto. Ein uniformierter Page, Angestellter des Silent Shore Hotel, lud gerade unser Gepäck auf einen Rollwagen. Als das erledigt war, wandte er Bill sein blasses, schmales Gesicht zu und sagte: „Willkommen im Silent Shore Hotel. Ich heiße Barry und werde ...“ In diesem Moment trat Bill einen Schritt vor, so daß das Licht, das aus der Tür zur Hotelhalle fiel, sein Gesicht beleuchtete. „Ihnen das Gepäck tragen“, beendete Barry ziemlich kläglich seinen Satz.
    „Danke“, sagte ich rasch, um dem Jungen, der nicht älter als achtzehn sein konnte, Zeit zu lassen, sich zu fangen. Seine Hände zitterten. Ich hätte gern gewußt, warum ihm so unbehaglich zu Mute war, also warf ich mein geistiges Netz aus, um zu sehen, was sich herausfinden

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