Untot in Dallas
Isabel.
„Gut.“ Daß der Mann klug war und es ihm nicht an Ideen mangelte, hatte ich bereits mitbekommen. Ich ging in die Hotelhalle, und wenige Sekunden später folgte auch Bill. Schweigend fuhren wir im Fahrstuhl zu unserer Suite.
Als wir an der Zimmertür angekommen waren, fragte Bill, ob ich meine Keycard noch hätte.
Ich hatte schon halb geschlafen. „Wo hast du denn deine?“ fragte ich nicht besonders freundlich zurück.
„Ich würde gern zusehen, wenn du deine hervorholst!“ erklärte Bill.
Schlagartig hob sich meine Laune, und das ganz erheblich. „Möchtest du selbst danach suchen?“ schlug ich vor.
Ein männlicher Vampir mit einer schwarzen Mähne, die ihm bis zur Taille reichte, schlenderte den Flur entlang, den Arm um ein rundliches junges Mädchen mit lockigem rotem Haar gelegt. Sobald sie weiter den Gang entlang hinter einer Tür verschwunden waren, machte sich Bill daran, meine Keycard zu suchen. Er hatte sie schnell gefunden.
Kaum befanden wir uns in unserer Suite, da hob Bill mich hoch und küßte mich lange und ausführlich. Eigentlich hätten wir miteinander reden sollen, denn in der langen Nacht, die hinter uns lag, war wirklich viel passiert, aber mir war überhaupt nicht nach Reden, und Bill ging es ähnlich.
Bald fand ich heraus, daß das Nette an Röcken ist, daß man sie ganz einfach nach oben schieben kann. Wenn man darunter nur einen Tanga trägt, hat man auch den schnell beiseite geschafft. Die graue Kostümjacke landete auf dem Boden, das enge weiße Hemd direkt daneben, und ich hatte Bill die Arme um den Nacken geschlungen, ehe man noch „Fick den Vampir!“ hätte sagen können.
Bill hatte sich gerade an die Wand im Wohnzimmer gelehnt, bemüht, seine Hose aufzuknöpfen, während ich mich zärtlich um ihn rankte - da klopfte es an der Tür.
„Verdammt“, murmelte mein Liebster leise. „Verschwinde!“ rief er dann lauter. Ich rieb mich weiterhin an ihm. Er fummelte das Hairagami und die Haarnadeln aus meiner Frisur, und gleich darauf fiel mir das lange blonde Haar weich auf die Schultern.
„Ich muß unbedingt mit euch reden!“ drang eine vertraute Stimme gedämpft durch die Tür.
„Nein“, stöhnte ich. „Sag, daß es nicht Eric ist!“ Eric war das einzige Wesen auf der ganzen weiten Welt, dem wir die Tür öffnen mußten.
„Ich bin's, Eric!“ drängte die Stimme.
Ich lockerte den Klammergriff meiner Beine um Bills Taille, und mein Freund ließ mich sanft zu Boden gleiten. Fuchsteufelswild stürmte ich ins Bad, um mir den Morgenmantel überzuwerfen. Ich hatte weiß Gott nicht vor, mühsam all meine Klamotten zusammenzusuchen und mich wieder zuzuknöpfen.
Als ich aus dem Bad kam, erteilte Eric Bill gerade ein Lob für die gute Arbeit, die er an diesem Abend geleistet hatte.
„Du warst natürlich wunderbar, Sookie!“ gratulierte er dann auch mir, wobei er meinen recht kurzen, pinkfarbenen Morgenmantel mit anerkennendem Blick zur Kenntnis nahm. Ich blickte zu ihm auf - und auf und auf! - und verdammte ihn in die tiefsten Tiefen des Red River, und zwar mitsamt seinem umwerfenden Lächeln, den goldenen Locken und dem ganzen ansehnlichen Rest.
„Oh“, sagte ich unwirsch, „schönen Dank auch, daß du hergekommen bist, um uns das mitzuteilen! Ohne ein wohlwollendes Schulterklopfen von dir hätten wir ja unmöglich zu Bett gehen können.“
Eric wirkte einfach entzückt - soweit ihm das möglich war. „Du meine Güte!“ flötete er. „Habe ich gestört? Sollte das dir gehören?“
Dabei hielt er ein schwarzes Etwas hoch, das einmal eine Hälfte meines Tangas gewesen war.
„Ja“, stellte Bill fest. „Ja auf beide Fragen. Gibt es sonst noch etwas, was du mit uns besprechen wolltest, Eric?“ Beim Klang von Bills kalter Stimme hätte selbst ein Eisberg angefangen zu zittern.
„Dazu bleibt heute wohl nicht mehr die Zeit.“ Eric klang, als bedaure er dies sehr. „Bald wird es hell, und ich muß dringend noch ein paar Sachen erledigen, ehe ich mich hinlege. Morgen jedoch müssen wir unbedingt ein Treffen arrangieren. Sobald klar ist, welche Aufträge Stan für euch hat, hinterlaßt ihr mir eine entsprechende Nachricht an der Rezeption, und wir verabreden etwas.“
Bill nickte. „Auf Wiedersehen dann“, sagte er.
„Ihr wollt nicht noch einen kleinen Schlummertrunk mit mir nehmen?“ fragte Eric hoffnungsvoll. Hoffte er, wir würden ihm eine Flasche synthetischen Blutes anbieten? Der Blick des großen Vampirs glitt zum Kühlschrank, um sich
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