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Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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gründlich die Nerven zu verlieren.
    Polly Blythe gab uns mit einer Handbewegung zu verstehen, daß wir ihr vorangehen sollten, und das taten wir dann schließlich auch. Ich machte mit, weil Hugo fest davon überzeugt war, daß ihm nichts passieren würde. Das war die geistige Botschaft, die ich nun klar und deutlich von ihm erhielt. Keine Spur mehr von der Panik, unter der er gerade eben noch gelitten hatte. Es war, als hätte er sich mit etwas abgefunden, weil er es sich nun einmal vorgenommen hatte. Als betrachte er seine gemischten Gefühle nunmehr als irrelevant und habe sie von daher ad acta gelegt. Ich wünschte mir vergebens, in Hugos Kopf sei mehr und Detaillierteres zu lesen und wandte meine Aufmerksamkeit Steve Newlin zu, da ich mit Hugo nicht weiterkam. Von ihm empfing ich aber nach wie vor nichts weiter als eine solide Mauer aus Selbstzufriedenheit.
    Immer tiefer drangen wir in das Kellergeschoß vor, auch wenn meine Schritte auf den Treppenstufen immer langsamer und langsamer wurden. Hugo, das konnte ich 'hören' , war der festen Überzeugung, er werde diese Stufen auch wieder hinaufsteigen können - immerhin war er ein zivilisierter Mensch und befand sich in Gesellschaft anderer, ebenfalls zivilisierter Menschen.
    Hugo konnte sich nicht vorstellen, daß ihm etwas nicht wieder Gutzumachendes zustoßen könnte: Er war ein weißer Amerikaner aus der Mittelschicht, der studiert hatte, genau wie alle anderen, die mit uns diese Treppe hinuntergingen.
    Leider vermochte ich Hugos Überzeugung nicht zu teilen. Ich war kein durch und durch zivilisierter Mensch.
    Eine neue, interessante Überlegung, die Sache mit dem zivilisierten Menschen, aber eine, die, wie viele andere, die ich an diesem Nachmittag angestellt hatte, erst einmal hintangestellt werden mußte, um später darüber nachzudenken. In Ruhe - falls mir eine solche Ruhe je wieder beschert sein würde.
    Am Fuß der Treppe stießen wir auf eine weitere Tür. Sarah klopfte - und zwar in einem bestimmten Rhythmus, den ich mir sofort merkte: dreimal kurz, Pause, zweimal kurz. Ich hörte, wie ein Riegel zurückgeschoben wurde.
    Der Typ mit dem schwarzen Igelschnitt - Gabe - öffnete. „Besucher!“ begrüße er uns begeistert. „Wie wunderbar!“ Gabes Polohemd war fein säuberlich in die gebügelten Leinenhosen gestopft, die Nike-Turnschuhe, die er trug, waren makellos rein und ohne einen einzigen Fleck, und der Mann war so glatt rasiert, glatter wäre nicht möglich gewesen. Gabe läutete seine Tage mit fünfzig Liegestützen ein, da wäre ich jede Wette eingegangen, und er war auf Speed; in jeder Geste, in jedem Wort schwang kaum verhüllte Erregung mit. Irgend etwas sorgte zweifellos dafür, daß Gabe auf Hochtouren lief.
    Ich bemühte mich, das Areal, das vor uns lag, auf Spuren von Leben 'abzuhören' , war aber viel zu nervös und aufgeregt, um mich konzentrieren zu können.
    „Ich bin froh, daß du gekommen bist, Steve“, fuhr Gabe fort. „Wenn du vielleicht einen kleinen Blick in unser Gästezimmer werfen könntest, während Sarah unseren Besuchern den Luftschutzbunker zeigt?“ Dabei wies er mit dem Kopf auf eine Tür an der rechten Seite eines kleinen Durchgangs, dessen Wände und Decke aus Beton waren. An der linken Seite dieses Durchgangs befand sich auch eine Tür; eine weitere bildete das Ende des kleinen Flurs.
    Mir mißfiel es hier unten gründlich. Ich hatte nur vorgegeben, unter Platzangst zu leiden, weil ich der Kellerbesichtigung hatte entgehen wollen; nun, da man mich die Treppe hinuntergelockt hatte, mußte ich feststellen, daß mir so eingesperrt unter der Erde tatsächlich mulmig zumute war. Der modrige Geruch hier unten, das gleißende Kunstlicht, das Gefühl, eingekerkert zu sein - das alles war mir aus tiefster Seele zuwider. Ich wollte keine Sekunde länger bleiben! Auf meinen Handflächen bildete sich ein Schweißfilm, meine Füße fühlten sich an, als seien sie am Fußboden festgewachsen. „Hugo!“ flüsterte ich. „Ich will das hier nicht!“ Nur ein Bruchteil meiner Verzweiflung war noch gespielt, was ich meiner Stimme auch anhörte. Es war mir unrecht, was ich hörte, aber ich konnte nichts dagegen machen.
    „Marigold muß wohl wirklich wieder nach oben“, sagte Hugo entschuldigend. „Wenn Sie nichts dagegen haben, gehen wir einfach vor und warten oben auf Sie.“
    Ich hoffte, meine kleine Theatervorstellung gut und überzeugend gespielt zu haben, wandte mich zum Gehen - und prallte gegen Steve. Ich blickte in

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