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Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Titel: Untot, Intrige und viel Tee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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gab es nur einen Grund für die Geheimniskrämerei: Der Mann war ein Grauer, und er wollte ihn abwerben. Dass er über Madalaks besondere Fähigkeiten informiert war, erleichterte die Sache: Der Zauberer musste nicht mit ihnen prahlen, um seinen Preis zu begründen.
    »Möglicherweise«, räumte Madalak ein, um Zeit zu gewinnen.
    »Du bist kein Mann der klaren Worte«, sagte der Agent.
    Madalak erinnerte sich wehmütig an seine Frau, die einmal fast dasselbe zu ihm gesagt hatte. Damals, als sie überhaupt noch miteinander geredet hatten. »Du auch nicht«, entgegnete er, »oder bist du bereit, deinen Auftraggeber preiszugeben?«
    »Das ist überhaupt nicht erforderlich«, kam die Antwort. »Ich denke, dass eine einzige Zahl genügt.«
    »Eine Zahl, die mit einem Beutel zu tun hat, in dem sich kleine Metallstücke befinden?«
    »Und der dir jeden Monat übergeben wird, ja.«
    Madalak versuchte, in der Dunkelheit Einzelheiten zu erkennen. Sein Gesprächspartner fühlte sich in seinem braunen Straßenmantel dermaßen offensichtlich unwohl, dass es sich nur um einen Geistlichen handeln konnte, der für gewöhnlich einen bequemen, grauen Umhang trug und nichts darunter. Das Gesicht des Agenten lag völlig im Schatten seines breiten Huts, nur eine Strähne dünner, schwarzer Haare war sichtbar. Die nächste Laterne stand ein ganzes Stück entfernt.
    »Du kannst es regnen lassen«, sagte das unerkennbare Gesicht.
    Als Madalak nicht darauf einging, fuhr der Mann fort: »Ich frage mich wirklich, wie du das anstellst. Ihr Moviker könnt Dinge bewegen, aber wie machst du Regen?«
    »Sag deine Zahl«, entgegnete Madalak, »und wenn du eine Antwort auf deine Frage willst, dann häng noch zwei Nullen dran.«
    Der Graue schien kurz zu rechnen und erbleichte dann. Er klang enttäuscht, als er die kleinste Zahl nannte, die er kannte.
    Der Zauberer grinste. Sein Gegenüber wusste vermutlich recht genau, wieviele Piesel die Lila Kirche ihren Sabotage-Söldnern gewöhnlich zahlte. Einen solchen Mann abzuwerben, bedeutete nicht nur Schaden für den Gegner, sondern auch Schadensvermeidung für die eigene Seite. Rechnete Madalak das Risiko, von den Lilanen als Ketzer verbrannt zu werden, hinzu, kam eine ansehnliche Zahl heraus. Der Zauberer verdoppelte sie, rundete großzügig auf und nannte sie dem Grauen.
    Der wäre fast hintenüber in den Fluss gefallen. Madalak verriet dem Grauen noch, in welche Richtung er dreizehn Tage lang fliegen musste, um die Leute zu finden, die einem erklären konnten, wie man unterschiedliche Sorten Regen machte; und schließlich wurden sie sich einig. Natürlich hatte er nicht die richtige Richtung genannt, aber darauf kam es nicht an – die erwähnten Leute lebten ohnehin nicht mehr dort.
     

Graf
     
Ich, Wahrmut, traf die Toten. Es waren sehr, sehr viele. Ich fragte sie, ob sie zufrieden seien. Sie meinten im Großen und Ganzen ja, aber sie vermissten ein paar Leute.
Wahrmuts Wahre Worte
2. Buch, 8. Kapitel
 
    Was wollte diese Armia Pilx bloß im alten Vampirschloss? Gab es da vielleicht Schätze? Oder doch Vampire? Frauen betraten doch nicht freiwillig ein Vampirschloss? Es sei denn, sie waren 14 und standen auf bleiche Kerle mit Hypnoseblick.
    Jakeed strich sich die Haare aus dem Gesicht. Es hatte heftig zu regnen begonnen, als er den steinigen Weg hinauf zum Schloss gewandert war. Mittlerweile war er außer Puste. Sein einfacher Mantel war durchnässt, seine schlecht passenden Schuhe auch. Die Füße taten ihm weh.
    War da eine Bewegung gewesen?
    Eine Ratte? Oder ein Schrattler (was fast dasselbe war, außer dass Schrattler etwas besser sprechen konnten, größer waren und meist aufrecht gingen)? Jakeed hoffte, dass er sich geirrt hatte.
    Das eiserne Tor stand offen, genaugenommen hing es schief in den Angeln. Vermutlich ließ es sich überhaupt nicht mehr schließen. Ohne zu zögern trat Jakeed hindurch und bahnte sich einen Weg durch das ungepflegte Gestrüpp im ehemaligen Garten. Der wenig einladende Haupteingang stand ebenfalls offen, von den massiven Türflügeln war nichts mehr zu sehen. Entweder waren sie zerfallen oder weggeschafft worden, vielleicht als Brennholz. Jakeed huschte in das Gebäude und befand sich damit im Trockenen, wenngleich das keinen Unterschied mehr machte, nass wie er war.
    Ihm lief die Nase. Daher entging ihm der Gestank der Laufenden Leichname, die vor kurzem ihren allnächtlichen Spaziergang begonnen hatten – auf der Suche nach Frischfleisch. Normalerweise fanden

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