Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)
zugänglich. Nur ihren Hengst Davoot ließ sie hinein, obwohl Männer den heiligen Bereich des prächtigen Palastes eigentlich nicht betreten durften.
Nach geraumer Zeit öffnete sich die breite Tür. Ein Schwall warmer Luft schlug Vilma entgegen, gewürzt mit dem Duft der teuersten Teesorten Zweilands. Kakawa Dreifach Gezupft und Umbra Flöte glaubte sie zu herauszuriechen.
Ein Mädchen, vielleicht 13 Jahre alt, verbeugte sich vor ihr. Die junge Leuchte war schwarzhaarig, barfuß und trug ein langes, seidig glänzendes lila Gewand. Ihr hübsches Gesicht hatte noch nicht viel von diesem Land gesehen, soviel war klar. Vilma kannte das Mädchen nicht, vermutlich hatte deren Vorgängerin mal wieder zuviel gesehen und war versetzt worden.
»Möge dein Licht leuchten, glanzganzfromme Herrin. Was wünschst du?«, fragte das Mädchen mit leiser Stimme.
»Ich habe Hellstes Licht Justitia einen Brief zu übergeben. Persönlich.«
Das Mädchen wurde eine Handbreit kleiner. »Ich darf niemanden zu ihr lassen.«
»Ist sie allein?«
Eine Antwort blieb aus, die junge Leuchte knibbelte mit der einen Hand an ihrem Gewand und knabberte an ihren Lippen. Vilma seufzte. »Wie ist dein Name, Kind?«
»Ikaria, Herrin.«
»Gut, Ikaria. Das Hellste Licht ist nicht allein, aber weder du noch ich wissen das. Das ist besser für dein hübsches Gesicht und deine rosigen Füße, glaub mir.«
Ikarias Blick wanderte unschlüssig von Vilmas Augen zu ihren eigenen Füßen und wieder zurück. »Ja, Herrin.«
»Wenn Justitia eine gute Nachricht erhält, belohnt sie die Überbringerin. Dies ist eine gute Nachricht. Deshalb bin ich sicher, dass du sie ihr so schnell wie möglich übergeben wirst.«
Ikarias Gesicht hellte sich auf, als Vilma ihr den Brief in die Hand legte und sanft über ihre Haare strich. »Dein Leuchten erhellt meine Seele, möge es nie erlöschen«, hauchte sie, bevor sie sich schnell umdrehte und hinaus lief.
Endlich entwickelten sich die Dinge nach ihren Wünschen. Bikka wird das Dokument sicher schnell beschaffen. Dann werden wir gemeinsam feiern und es anschließend öffentlich an das Hellste Licht übergeben. Jetzt muss Allputra, der sich gerade in diesem Moment im Bett mit Justitia abmüht, nur noch das Herz stehen bleiben, vom Balkon stürzen oder einer Intrige zum Opfer fallen, dann ist der Tag perfekt.
In ihrem Schreibzimmer wartete schon Funke Aquato auf sie. Der hagere Junge kümmerte sich um ihre Predigten. Es machte ihm Spaß, immer neue Schimpftiraden auf die sündhaften Grauen zu formulieren. Wenn Vilma die Predigt dann am Bedanktag in der Kirche vortrug, saß Aquato immer in der ersten Reihe und rieb sich genussvoll die Hände.
»Glanzganzfromme Herrin«, grüßte Aquato, »möge der Regen neben dich fallen.«
»Möge, Aquato. Was hast du für mich?« Die Herrin von Ramaschal nahm in ihrem lila Samtsessel Platz und sah den jungen Mann freundlich an.
»Eine geringfügige Frage möchte dein ergebener Schreiberling an dich richten«, begann Aquato.
»Stelle sie, mein junger, heller Funke, der die Nacht erleuchtet.«
»Du bist so gütig, Herrin«, grinste Aquato und zeigte seine weißen Zähne. »Es geht darum, dass der Graue Hauptherrvater, möge er in giftigem Morast versinken, in Amaui eine Prozession veranstalten will. Er hat schon seine Wimpelaufhänger in der ganzen Stadt ausschwärmen lassen. So schnell, wie die ihre grauen Fähnchen aufhängen, können wir sie gar nicht herunter reißen.«
»Amaui ist nun einmal weder völlig grau noch lila«, sagte Vilma. »Da sind solche Schwierigkeiten doch nichts besonderes.«
»Amaui muss ganz lila werden«, knirschte Aquato und ballte die Faust. »Wir müssen die Leute mobilisieren, damit sie helfen, die hässlichen grauen Wimpel herunter zu reißen, und am besten gleich durch lilane zu ersetzen.«
»Und wie willst du das bewerkstelligen, Aquato?« Vilma war sicher, dass der Funke eine Idee hatte.
»Du musst in Amaui sprechen, Herrin. Ich schreibe dir eine Predigt, die alles übertrifft, was du kennst. Ich verspreche dir, dass es nicht lange dauern wird, bis alle grauen Wimpel verschwunden sind.«
»Abgesehen davon, dass Justitia mir kaum erlauben wird, nach Amaui zu gehen – verrate mir, was ich in der Predigt sagen soll.«
»Erstens«, begann Aquato, der jetzt richtig in Fahrt war, »wirst du erklären, dass es Gotteslästerung ist, eine Prozession zu veranstalten, die länger ist als Wahrmuts Wichtige Wanderung.«
Vilma runzelte die
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