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Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Titel: Untot, Intrige und viel Tee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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sie nur ein paar Spinnen zwischen den alten Steinen oder einen niedlichen Streuner, der es bereute, sie freundlich zu beschnüffeln. Ein Mensch war schmackhafter. Zumal dieser hier unbewaffnet war. Im Gegensatz zu dem anderen, der vor kurzer Zeit die Ruine betreten hatte.
    Zertrümmerte, vergammelte Möbel lagen herum, aus einer Nische sah ein halbes Gesicht von einem alten, zerfetzten Gemälde auf Jakeed herab. Er ging um eine Ecke und wünschte sich, es wäre jemand da gewesen, zu dem er hätte sagen können: »Geh du vor.«
    Es gab nur einen Weg, der als Treppe nach unten führte, hinein in einen düsteren, modrigen Keller, der vermutlich keinen Wein, sondern diverse Monster bereithielt. Langsam tappte Jakeed hinunter. Vor ihm lag genau jene Dunkelheit, in der man Angst hatte, ein Licht anzuzünden, da man dann von jenem, das da lauerte, besser gesehen werden würde.
    Währenddessen wunderten sich die Leichname über den dritten Besucher des Abends, bei dem ihnen endgültig das Wasser im Munde zusammen lief, während sie mit ihren langen Zungen über ihre halb verwesten Lippen leckten.
    Mit den Fingern strich Jakeed über die rauen Steine und spürte, wie sich der Staub in seine Poren stopfte. Still war es hier unten, er hörte nur seine eigenen Schritte. Schließlich kam er am Fuß der Treppe an. Irgendwo fiel fahles Licht durch eine Öffnung in der Decke. Selbstverständlich beleuchtete dieser Strahl einen steinernen Sarg, der mitten im Raum stand. Daneben lag auf dem Boden ein Schlafsack mit einer Frau darin. Die Schlafende, überlegte Jakeed, legte entweder keinen Wert auf Einsamkeit oder war nekrophil. Er bemerkte, dass seine Knie sich hinsetzen wollten. Vermutlich lag das an den anstrengenden Treppenstufen. Tastend fand der Agent einen hölzernen Balken, auf den er sich hockte. Er versuchte, nachzudenken.
    Er befand sich in einer Gruft, sein Opfer lag schlafend neben einem Sarg und er hatte seinen Auftrag so gut wie erfüllt. Er musste nur noch die Frau entleiben, leise natürlich, damit der Sarg nicht wach wurde. Dann würde er ihre Sachen durchsuchen, das Dokument finden, das er für den Haupthaupt beschaffen sollte und lebendig den Weg hinaus bewältigen.
    In diesem Moment berührten ihn eisige Finger am rechten Ohr. Jakeed sprang vor, stolperte über etwas, das sich so anfühlte, als wolle er nicht wissen, was es war, und prallte mit dem Rücken gegen eine Wand. Er hielt die Luft an und horchte angestrengt. Inzwischen hatten sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Deshalb bemerkte er den Schemen, der sich in seiner Nähe aufhielt und unschlüssig verharrte. Und dann anfing, Richtung Sarg und Schlafsack zu schleichen. War es ein Monster, das sich über das vermeintlich einfachere Opfer hermachen wollte? Das würde Jakeed den unangenehmen Teil der Arbeit abnehmen. Aber das Wesen würde kaum das Gepäck mit dem gesuchten Dokument darin unangetastet lassen. Also musste Jakeed etwas unternehmen. Das einzige, das ihm auf die Schnelle einfiel, war nicht besonders geistreich. Er tastete nach einem kleinen Steinkrümel und warf ihn dem Schemen in den Rücken. Der Getroffene verharrte. Jakeed hielt wieder die Luft an. Der Schemen kam auf ihn zu.
    Der graue Agent stand in einer völlig dunklen Ecke. Es war unmöglich, dass man ihn sehen konnte. Außerdem verursachte er nicht das geringste Geräusch. Der Schemen war jetzt weniger als eine Armlänge von ihm entfernt. Er konnte ihn riechen. Und er kannte seinen Geruch. Oder besser: ihren .
    Kräuterhexe.
    »Bikka?«
    Stille trat ein, in der Jakeed darüber nachdachte, ob es klug gewesen war, sie anzusprechen und sich damit zu erkennen zu geben.
    »Om Setta?«
    »Was machst du hier?«, fragte Jakeed.
    »Vermutlich«, kam die Antwort, »das gleiche wie du.« Sie schob sich näher an ihn heran und zischte: »Aber für die andere Seite, schätze ich, Herr Grauer Agent. Oder muss ich sagen: Hauptagent?« Sie kaute offenbar irgendwelche Kräuter. Jakeed bezweifelte, dass es sich dabei um Zahnpflege handelte.
    »Du hast auch gesagt, dass du keine Agentin bist.«
    »Stimmt nicht, ich habe es unverbindlicher ausgedrückt. Ich lüge nie, aber ich lege gern einen Schleier über die Wahrheit.«
    »Du bist das Ende meiner Tage«, heulte Jakeed. »Ich werde dich umbringen müssen.«
    »Mal sehen, wer schneller ist.«
    Plötzlich glänzte eine Schwertklinge im fahlen Licht. »Freund oder Feind?«, fragte eine Stimme, die den Schlaf aus ihrem Klang zu vertreiben

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