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Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Titel: Untot, Intrige und viel Tee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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kannte etwas anderes. Die Zukunft konnte durchaus auch Schlimmes bereithalten. Wer würde die Machtposition einnehmen, wenn die Kirchen sie verlassen würden? Man wusste nicht viel über die Zeit vor der Entdeckung von Wahrmuts Überlieferung. In den Kirchenschulen war die Rede von chaotischen Mächten, Monstern und Kriegen. Die Kirche hatte dieses Übel ausgetilgt, bis auf die jeweils andere jedenfalls, und hatte weitgehend Ordnung und Frieden nach Zweiland gebracht. Nur die jeweils andere Kirche sorgte gelegentlich noch für Ärger.
    Vielleicht sollte man einmal in ein anderes Land reisen, überlegte Jakeed, um zu schauen, wie die Menschen dort lebten. Sicher, hinter den Suakel-Bergen lebten nur Waldmenschen, die sich von Blättern und Wurzeln ernährten und keine Gehirne hatten. Jenseits der Wüste war nur noch mehr Wüste. Und das Meer im Norden konnte man nicht überqueren, wegen der Ungeheuer. Aber man könnte es trotzdem versuchen, vielleicht mit Madalaks Himmelbett.
    Madalak. Vor ein paar Tagen war er noch ein treuer Grauer Agent gewesen.
    Jakeed auch, selbst wenn das ein paar mehr Tage zurück lag.
    Als er wieder ins Kaminzimmer kam, saß Bikka immer noch vor dem Feuer und starrte in die Flammen. Zuerst schien es Jakeed, als schliefe sie mit offenen Augen, aber dann sprach sie ihn an: »Sind wir eigentlich blöd oder vollkommen wahnsinnig?«
    »Weiß nicht«, entgegnete er leicht verunsichert und setzte sich ungeschickt neben sie auf den Boden. Es roch nach verkohltem Holz.
    Bikka wandte ihren Kopf und richtete ihre grünen Augen auf ihn. »Kann ich dir eigentlich vertrauen?«
    Mit einer solchen Frage hatte Jakeed nicht gerechnet. Zwischen ihm und dieser Frau gab es eine unbeschreibliche Distanz, obwohl sie einander schon ziemlich oft sehr nahe gewesen waren – auf Madalaks Himmelbett, im Hirsefeld, in der Vampirgruft und nicht zuletzt auf dem Scheiterhaufen. Er nahm sich vor, ehrlich zu sein. »Wir sind sehr verschieden«, sagte er. »Ich weiß nicht genau, was du unter Vertrauen verstehst. Du wolltest mir noch den Rest deiner Geschichte erzählen.«
    »Weißt du eigentlich, was wir hier versuchen?«, fragte sie, ohne auf ihn einzugehen.
    Er verzichtete auf eine Antwort – Bikka gab sie selbst. »Wir versuchen, die Postkutsche der Weltgeschichte von ihrem Pfad zu schubsen.«
    »Vielleicht finden wir einen besseren Weg für sie«, murmelte Jakeed unsicher. Er verfluchte sich dafür, dass ihm keine schlauere Antwort einfiel.
    Bikka schüttelte den Kopf und sah wieder ins Feuer. Sie wackelte mit ihren Zehen ganz in der Nähe der Flammen. »Das meine ich nicht. Das können wir sowieso nicht vorhersehen. Aber wir schaffen das nur zusammen. Und wir haben nur diese eine Möglichkeit, die Welt auf den Kopf zu stellen. Wir müssen alle das Gleiche wollen. Es zählt nicht mehr, was ein Einzelner will.«
    Jakeed fragte sich, ob Bikka damit etwas ganz Bestimmtes meinte, aber er hatte weder eine Ahnung, was, noch den Mut, sie zu fragen. Er schob seine rechte Hand in die Hosentasche und berührte das kleine Stoffbündel, das er bei sich trug.
    »Aber wenn wir auf unsere eigenen Bedürfnisse verzichten«, redete Bikka weiter, »verzichten wir vielleicht auch darauf, wir selbst zu sein.« Sie sah ihn jetzt wieder direkt an. »Es könnte passieren, dass wir aufhören zu existieren«, flüsterte sie.
    Jakeed hielt ihrem Blick nicht stand. Während er ins Feuer starrte, wühlte sie in ihrem Rucksack. Sie öffnete ein Ledersäckchen und holte einige getrocknete Stengel hervor.
    »Was ist das?«, fragte Jakeed.
    Sie schob sich die Stengel in den Mund und stand auf. »Mondwurzel«, sagte sie kauend. »Sie schenkt einen tiefen, traumlosen Schlaf. Und ich möchte jetzt nicht träumen.« Damit ließ sie ihn allein zurück.
    Jakeed Om Setta überlegte hilflos, ob er sich schon längst in Bikka verliebt hatte oder ob es morgen oder doch erst übermorgen geschehen würde.
     
    »Na, auch geflohen?«
»Kann man sagen«, erwiderte Madalak. Armia Pilx lehnte sich an den Felsen und verschränkte die Arme. »Wanzl flucht ununterbrochen. Auch wenn ich kein Wort verstehe: Es klingt unfreundlich.«
    »Dabei scheint er gut vorwärts zu kommen.«
    »Ja.«
    Schweigen trat ein. Lediglich der Wind, der heute glücklicherweise nur kalt war, nicht auch noch schneidend, wühlte in ihren Gedanken. Nach einiger Zeit förderte er etwas zutage, das schon lange darauf gewartet hatte, ausgesprochen zu werden.
    »Du bist ein Zauberer, Madalak?« Sie

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